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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fait accompli; Faizabad; Faja; Fajardo; Fäkal; Fakino; Fakir; Faksimile; Fakten; Faktion; Faktisch; Faktitiv; Faktor; Faktoreien; Faktoreigewicht

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Fait accompli - Faktoreigewicht.

(1857) erwarb, dem er seit 1859 als Direktor vorsteht. Seit 1865 ist F. auch Organist und Musikdirektor an der Stiftskirche. Er steht im Ruf eines gründlichen Theoretikers. Von seinen Kompositionen (Orgelstücken, Motetten, Männerchören etc.) ist bis jetzt nur wenig gedruckt. Mit L. Stark gab er eine "Elementar- und Chorgesangschule" (Stuttg. 1880, 2 Bde.) heraus. Sein "Gesang im Grünen" wurde 1865 in Dresden, seine Komposition von Schillers "Macht des Gesanges" 1866 vom Schlesischen Sängerbund gekrönt.

Fait accompli (franz., spr. fät akongplih), vollendete Thatsache, welche nicht mehr rückgängig zu machen ist.

Faizabad (Fyzabad), 1) Regierungsbezirk (Division) der Provinz Nordwestprovinzen und Audh des britisch-ostind. Reichs, 18,919 qkm (343,6 QM.) groß mit (1881) 3,230,393 Einw. (zu 9/10 Hindu); sodann Distrikt dieser Division, von 4350 qkm (79 QM.) und 1,081,419 Einw., mit der Hauptstadt F., am rechten Ufer des Gograflusses, Station der von Benares sich abzweigenden Audh-Eisenbahn, mit 55,570 Einw. (¾ Hindu) und einer starken Garnison. Hauptprodukte sind: Reis, Weizen und andres Getreide. Die Gogra ist noch über F. hinaus für Dampfschiffe fahrbar. Unter den Nawabs und Königen von Audh war die Stadt bis zum Regierungsantritt von Asaf ud Daulah (1775-97) Residenz und während dieser Zeit eine der glänzendsten Städte Hindostans. Jetzt ist sie Sitz einer evangelischen und einer römisch-katholischen Mission. -

2) Hauptstadt von Badachschan (s. d.).

Faja (span.), in der span. Nationaltracht die breite rote Wollschärpe, welche zweifach um den Leib geschlungen und vom Volk und Militär getragen wird.

Fajardo, eine 1774 gegründete Hafenstadt an der Nordostspitze der spanischen Insel Puerto Rico in Westindien, von fruchtbaren Hügeln umgeben, hat Zuckerfabriken, Branntweinbrennereien und 4000 Einw.

Fäkal (lat.), auf die Faeces (s. d.) bezüglich; Fäkalien, Fäkalstoffe, s. v. w. Exkremente (s. d.).

Fakino (ital. facchino), Lastträger.

Fakir (arab., "Armer"), in Indien ein Büßender, welcher mit struppigem Haar und fast nackt einherzieht und sich die schmerzhaftesten Selbstpeinigungen zufügt, um die Sinnlichkeit zu ertöten und der Betrachtung über Gott und religiöse Gegenstände nachzuhängen. Viele nehmen die Weise eines Fakirs an, um Almosen zu erlangen oder als Wahrsager leichter ihren Unterhalt zu verdienen. F. ist nur Bezeichnung für mohammedanische Asketiker (s. Derwisch); die Europäer begreifen aber darunter zuweilen auch die fanatischen Hindusektierer dieser Art und nicht mit Unrecht, weil die Fakire am zahlreichsten unter den Moslems Hindostans, seltener in Persien etc. vorkommen.

Faksimile (lat., eigentlich: fac simile, "mache ähnlich!"), eine dem Urbild in allen seinen Zügen und Eigentümlichkeiten vollkommen ähnliche Nachbildung, z. B. alter Manuskripte, der Handschriften berühmter Personen (s. Tafel "Autographen" und "Buchdruckerkunst"), Miniaturen, Handzeichnungen etc. Man bedient sich dazu sowohl des Kupferstichs als des Steindrucks und des Holzschnittes (Faksimileschnitt), besonders aber auch des photomechanischen Druck- und Ätzverfahrens. Das erste größere Beispiel, Faksimiles durch den Buchdruck zu vervielfältigen, ist das englische "Doomsday Book" Wilhelms I., welches das englische Oberhaus 1862 mit der Schrift wichtiger Nationalurkunden nachgebildeten Typen buchstabengetreu herstellen ließ. Seitdem wurden in gleicher Weise gedruckt in England das Neue Testament nach dem Codex Alexandrinus und einige andre Werke, in Frankreich die "Inschrift von Idalion" des Herzogs von Luynes, in Deutschland der Codex Sinaiticus, der älteste bekannte, von Tischendorf im Kloster auf dem Sinai entdeckte Bibeltext (letzterer in der Druckerei von Giesecke u. Devrient in Leipzig auf Kosten des Kaisers Alexander II. von Rußland ausgeführt), u. a. Faksimilieren, ein F. von etwas liefern.

Fakten (lat. facta), Thatsachen.

Faktion (lat.), Partei, besonders politische, mit Leidenschaft agitierende; Faktionär oder Faktionist, Parteigänger; faktiös, in der Weise einer F., aufrührerisch; Faktiosität, Faktionsgeist.

Faktisch (v. lat. factum), thatsächlich, auf Thatsachen gegründet, dadurch erwiesen.

Faktitiv (lat.), bewirkend, das Bewirken bezeichnend; Faktitivum, s. v. w. Kausativum (s. d.).

Faktor (lat.), in der Arithmetik eine Zahl, welche mit einer andern zu multiplizieren ist, also s. v. w. Multiplikator oder Multiplikand; dann aber auch eine Zahl, die in einer andern ohne Rest aufgeht, also s. v. w. Teiler; so sind z. B. 2, 4, 5 und 10 Faktoren von 20. Die Faktoren zerfallen in einfache oder Primfaktoren und zusammengesetzte; jene sind nur durch die Einheit und sich selbst teilbar, diese auch durch andre Zahlen. Den größten F. zweier Zahlen findet man dadurch, daß man die größere Zahl durch die kleinere, dann durch den Rest der Division den vorigen Divisor dividiert und dies fortsetzt, bis kein Rest mehr bleibt; der letzte Divisor ist der gesuchte größte F. Im übertragenen Sinn bezeichnet F. etwas, durch dessen Wirksamkeit ein Produkt erzeugt wird; oft in der Mehrzahl: Faktoren, die zur Erreichung eines Zweckes zusammenwirkenden Kräfte.

Faktor (franz. Facteur Gérant, engl. Factor, ital. Fattore, "Macher"), s. v. w. Geschäftsführer; besonders in Industriebezirken und Fabriken derjenige, welcher den Verkehr zwischen Arbeitgebern und Arbeitern (durch Erteilung von Aufträgen, Lieferung von Materialien u. dgl.) unterhält, dann auch der für Faktoreien (s. d.) bestellte Kommissionär. Namentlich heißt der Geschäftsführer einer Buchdruckerei oder einzelner Zweige einer solchen nach altem Herkommen F. Das deutsche Handelsgesetzbuch kennt die Bezeichnung F. nicht, es gebraucht statt dessen den Ausdruck Handlungsbevollmächtigter (s. d. und Prokura).

Faktoreien (franz. Factoreries oder Factories, engl. Factories, ital. Fattorie), Handelsniederlassungen in fremden, namentlich überseeischen, noch auf niederer Kulturstufe stehenden und wenig rechtssichern Ländern, welche meist mit großen Niederlagen für ein- und auszuführende Waren verbunden und besondern, mit entsprechenden Vollmachten versehenen Beamten (Faktoren) unterstellt sind. Aus solchen von mächtigen Handelsgesellschaften angelegten F., welche sich allmählich über größere Gebiete ausdehnten, sind mehrfach größere Kolonien entstanden. Konnte die Hansa ihrer Zeit Faktoreien, welche sich verschiedener Vorrechte erfreuten, in England (London), Norwegen (Bergen), Rußland (Nowgorod) etc. unterhalten, so kommen solche heute nur noch in Afrika, im südlichen Teil Asiens, dann im Norden Amerikas (Faktoreien der Hudsonbaigesellschaft) vor.

Faktoreigewicht, Gewicht, welches seit 1787 besonders bei den bengalischen Faktoreien benutzt wird. 1 Mönn (Man, Maund) à 40 Sihrs à 16 Tschittacks = 74,66 engl. Handelsgewicht (Avoirdupois) = 33,868 kg. Gesetzlich vorgeschrieben ist jetzt das britisch-ostindische Normalgewicht oder neue Bazargewicht, von welchem 49 Mönn = 54 Faktoreimönn sind. In der Praxis rechnet man 10 der erstern = 11 der letztern.