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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Falken

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Falken.

Sekretär am Germanischen Museum, sodann 1862 Sekretär und 1864 Archivar am Hauptstaatsarchiv in Dresden, wo er 2. März 1876 starb. 1856 gab er im Verein mit J. ^[Johannes] Müller die "Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte" heraus, die aber bloß vier Jahre bestand. Er schrieb eine "Geschichte des deutschen Handels" (Leipz. 1859-60, 2 Bde.) und "Die Hansa als deutsche See- und Handelsmacht" (Berl. 1862). Mit der "Geschichte des Kurfürsten August von Sachsen in volkswirtschaftlicher Beziehung" gewann er 1868 den Preis der Jablonowskischen Gesellschaft. Seine letzten Arbeiten waren die "Geschichte des deutschen Zollwesens" (Leipz. 1869), sodann verschiedene zusammenhängende Aufsätze über die Geschichte der deutschen Volkswirtschaft in der neuen Folge der "Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte" sowie eine große Anzahl Abhandlungen aus der sächsischen Geschichte in verschiedenen Zeitschriften.

3) Jakob, Kultur- und Kunsthistoriker, Bruder des vorigen, geb. 21. Juni 1825 zu Ratzeburg, widmete sich in Erlangen und Göttingen philosophischen Studien, wurde 1855 Konservator am Germanischen Museum in Nürnberg, 1858 vom Fürsten Liechtenstein als Bibliothekar und Direktor seiner Gemäldegalerie nach Wien berufen, wo er 1864 zugleich die Stelle eines Kustos und Direktorstellvertreters am k. k. österreichischen Museum für Kunst und Industrie erhielt, und wurde 1871 zum Regierungsrat und 1885 zum Direktor des Museums an Eitelbergers Stelle ernannt. F. ist vielfach als Schriftsteller des kulturgeschichtlichen und kunstgewerblichen Faches mit großem Erfolg thätig gewesen, wobei ihm insbesondere eine seltene Gabe, die Resultate der wissenschaftlichen Forschung durch gediegene populäre Darstellung zum Gemeingut aller zu machen, Anerkennung erwarb. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: "Die deutsche Trachten- u. Modenwelt" (Leipz. 1858); "Die ritterliche Gesellschaft im Zeitalter des Frauenkultus" (Berl. 1863); "Geschichte des modernen Geschmacks" (Leipz. 1866, 2. Aufl. 1880); "Die Kunstindustrie der Gegenwart, Studien auf der Pariser Weltausstellung 1867" (das. 1868); "Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein" (Wien 1868-83, Bd. 1-3); "Die Kunst im Hause" (5. Aufl., das. 1883); "Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung" (das. 1873, 2 Bde.); "Zur Kultur und Kunst. Studien" (das. 1878); "Hellas und Rom" (kulturgeschichtliches Prachtwerk, Stuttg. 1879); "Kostümgeschichte der Kulturvölker" (das. 1880); "Ästhetik des Kunstgewerbes" (das. 1883); "Der Garten. Seine Kunst und Kunstgeschichte" (Berl. u. Stuttg. 1885). Mit A. v. Eye gab er heraus: "Kunst und Leben der Vorzeit" (3. Aufl., Nürnb. 1868). Anläßlich einer Reise nach Schweden, wo F. die königlichen Sammlungen zu Stockholm und Ulriksdal ordnete, erschien ein Katalog derselben (Wien 1870).

Falken (Edelfalken, Falconinae), Unterfamilie der F. (Falconidae) aus der Ordnung der Raubvögel, kleine oder mittelgroße Vögel mit gedrungenem, proportioniertem Körper, großem Kopf, kurzem Hals, relativ kurzem, kräftigem, auf der Firste stark gerundetem, spitzhakigem, mit einem mehr oder weniger deutlichen Zahn versehenem Schnabel, dessen Unterschnabel kurz ausgebuchtet ist. Die Flügel sind lang und spitz, die zweite Schwinge pflegt die längste zu sein; der Schwanz ist mittellang, mehr oder minder abgerundet, die Füße sind kurz- oder mäßig langläufig und langzehig. Die Edelfalken sind weit verbreitet, finden sich in allen Erdteilen und allen Gegenden und wandern oder streichen weit umher; viele sind Zugvögel; sie leben in Waldungen, auf Felsen und alten Gebäuden, selbst in Städten, fliegen ungemein schnell, anhaltend und geschickt, und die wahren Edelfalken können sich durch zitternde Bewegung (Rütteln) längere Zeit auf derselben Stelle schwebend erhalten; auf dem Boden sind sie sehr ungeschickt. Ihre Nahrung, besonders Vögel, fangen sie meist im Flug, indem sie von oben herab auf dieselben stoßen (so daß sich die Vögel durch Übersteigen zu retten suchen), tragen sie an einen passenden Ort und rupfen und enthäuten sie auch zum Teil vor dem Fressen; niemals fressen sie in der Freiheit Aas. Die Hauptjagdzeit fällt in die Morgen- und Abendstunden. Sie horsten am liebsten in passenden Höhlungen steiler Felswände, auf hohen Bäumen oder Gebäuden. Das Weibchen, welches etwas größer als das Männchen ist, legt 3-7 rundliche, mehr oder minder rauhschalige, blaß rötlichbraune, dunkler punktierte und gefleckte Eier und brütet sie allein aus. Die Jagdfalken (Hierofalco Cuv.) sind groß, mit verhältnismäßig starkem, in scharfem Bogen gekrümmtem Schnabel, bis zu zwei Dritteln der Länge befiederten Fußwurzeln und im Vergleich zu den Flügeln langem Schwanz. Der Gierfalke (H. gyrofalco L., s. Tafel "Raubvögel", junges Weibchen), 60 cm lang, 126 cm breit, ist auf der Oberseite dunkel graublau, auf dem Rücken und Mantel schwarz gebändert, am Schwanz licht graublau, dunkler gebändert, auf den Schwingen braunschwarz. Die Unterseite ist gräulich- oder gelbweiß, dunkel längsgefleckt, an den Seiten und auf den Hosen quergefleckt; das Auge ist braun, der nackte Augenring grünlichgelb, der Schnabel gelblichblau mit dunklerer Spitze, die Wachshaut gelb, der Fuß strohgelb, in der Jugend blau. Er lebt im Norden Skandinaviens, in Nordrußland und in Sibirien, während auf Island, Grönland, Nowaja Semlja in der Färbung abweichende Vögel wohnen, von denen namentlich die der höchsten Breiten rein weiß werden oder nur düster schwarzbraune, tropfen- oder pfeilspitzenförmige Flecke am Ende der Federn besitzen. Er bewohnt besonders steile Seeküsten in der Nähe der sogen. Vogelberge, und nur die jungen Vögel streifen weit im Innern des Landes umher und verfliegen sich auch bis Deutschland. In ihrem Wesen haben die Gierfalken große Ähnlichkeit mit den Wanderfalken; Seevögel, Schneehühner, Hasen und Eichhörnchen bilden ihre Nahrung. Sie horsten in einer Höhle der unzugänglichen Felswand und legen vier in Gestalt und Farbe vielfach wechselnde Eier. In Island und Grönland stellt man dem Jagdfalken eifrig nach, und in Nordasien wird er für die Beize gefangen. In der Gefangenschaft gleicht er dem Wanderfalken; erreicht aber selten ein höheres Alter, da er sehr anspruchsvoll ist und eine Pflege verlangt, wie sie ihm früher die Falkner angedeihen ließen. Die Wanderfalken (Falco Vig.) sind kleiner als die Jagdfalken, haben einen verhältnismäßig kleinern, stärker gebogenen Schnabel, minder weit befiederte Fußwurzeln u. einen kurzen Schwanz. Der Wanderfalke (Berg-, Wald-, Stein-, Beiz-, Blaufalke, Taubenstößer, F. peregrinus L., s. Tafel "Raubvögel", das Weibchen), 47-52 cm lang, 110-120 cm breit, auf der Oberseite hell schiefergrau, mit dunkel schieferfarbigen, dreieckigen Flecken gebändert; die Stirn ist grau, die mit schwarzen Backenstrichen eingefaßte Kehle und die Oberbrust weißgelblich, Unterbrust und Bauch rötlichgelb, erstere braungelb gestrichelt und gefleckt, der Bauch ist durch dunklere Flecke gebändert; die Schwingen sind schieferschwarz, die Steuerfedern hell aschgrau gebändert und an der Spitze der Seiten-^[folgende Seite]