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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Folz - Foeniculum.

2) Ludwig, Architekt und Bildhauer, Bruder des vorigen, geb. 23. März 1809 zu Bingen, ging, 16 Jahre alt, nach Straßburg, wo er an den Arbeiten am Münster und dem Neubau eines Schulhauses Beschäftigung fand, kehrte nach drei Jahren in die Heimat zurück und zog dort die Aufmerksamkeit des Baurats v. Lassaulx auf sich, der ihm den Ausbau des Schlosses Rheineck übertrug, welchen er für den nachmaligen Minister v. Bethmann-Hollweg übernommen hatte. Um den Bau mit Erfolg zu leiten, erlernte F. ein Jahr lang das Steinmetzgewerbe, ging 1830 nach München auf die Akademie, trat zwei Jahre später ins Atelier Schwanthalers und folgte dort seiner Vorliebe für altdeutsche Kunst. Nach fünf weitern Jahren übertrug ihm der Minister v. Armansperg die Restauration und Einrichtung der alten Burg Egg bei Deggendorf im Bayrischen Wald. 1837 wurde F. zum Lehrer an der Gewerbeschule in Regensburg ernannt. Er baute hier die im mittelalterlichen Stil gehaltene königliche Villa, ward dann als Professor an die polytechnische Schule in München berufen und mit der Wiederherstellung des königlichen Residenztheaters betraut. Seine letzten Lebensjahre füllten fast ganz die Arbeiten für die restaurierte Münchener Frauenkirche aus: 42 lebensgroße Heiligenstatuen aus Stein und Thon, an 40 kleinere in Holz geschnitzte, zwei reiche Kronleuchter, zahlreiche Altargeräte etc. Er starb 10. Nov. 1867 in München.

Folz, Hans, namhafter Meistersänger, aus Worms gebürtig, lebte als Barbier zu Nürnberg, wo er in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. dichtete. Am bekanntesten ist er durch seine Fastnachtsspiele, die, mit denen seines unmittelbaren Vorgängers H. Rosenplüt verglichen, durch ihre etwas geschlossenere Form einen Fortschritt bekunden. An dichterischer Begabung steht er hinter Rosenplüt, während er ihn an Roheit und Lascivität übertrifft. Doch waren seine Fastnachtsspiele sowie seine derben Schwänke und Spruchgedichte bei den Zeitgenossen sehr beliebt. Seine Werke sind aufs neue teils vollständig (die Fastnachtsspiele), teils in Auszügen herausgegeben in Kellers "Fastnachtsspielen aus dem 15. Jahrhundert" (Stuttg., Litterar. Verein, 1853-58, 4 Bde.) und "Erzählungen aus altdeutschen Handschriften" (das. 1854).

Fomahaud (Fomalhaud), Stern erster Größe im Rachen des südlichen Fisches.

Fomént (lat.), warmer Umschlag (s. Bähung); Fomentation, s. v. w. Bähung; fomentieren, bähen, warm halten.

Fön, s. Föhn.

Foncé (franz., spr. fongssé), dunkel (von Farben).

Fonciermaschine (Grundiermaschine), Vorrichtung zum Auftragen und gleichmäßigen Verteilen der Farben bei der Darstellung von Buntpapier und Tapeten.

Fond (franz., spr. fóng), Grund, Boden; der hinterste, entlegenste Teil von etwas; Hintersitz im Wagen; Hintergrund, z. B. eines Gemäldes, einer Bühne; übertragen s. v. w. Hauptsache, Wesentliches; in der Buchdruckerkunst Bezeichnung der zur Sicherung gegen Fälschung angewandten Unterdrucke oder des Materials zu denselben (vgl. Buntdruck); in der Kochkunst die kurze Brühe von gar gemachtem Fleisch oder Fisch. Vgl. Fonds.

Fonda (span.), Gasthof ersten Ranges.

Fóndaco dei Tedeschi (spr. tedéski), seit dem 13. Jahrh. das "Kaufhaus der Deutschen" in Venedig, an der Rialtobrücke, von Giorgione und Tizian nach einem Neubau 1507 mit Fresken geschmückt.

Fóndaco dei Turchi (spr. -ki), seit 1621 das "Kaufhaus der Türken" in Venedig, ursprünglich ein Palast der Pesari, jetzt im Innern das Museo civico (Correr) enthaltend.

Fondaménto (ital.), Fundament; in der Musik Grundbaß, Grundstimme (s. Fundamentalbaß).

Fond du Lac, Stadt im nordamerikan. Freistaat Wisconsin, am südlichen Ende des Winnebagosees. Sie betreibt ansehnlichen Handel, namentlich mit Holz und landwirtschaftlichen Produkten, und zählt (1880) 13,094 Einw. Der von Dampfern befahrene Fox River verbindet dieselbe mit der Green Bay des Michigansees. Zahlreiche artesische Brunnen versorgen sie mit Wasser.

Fonderie (franz., spr. fongd'rih), Gießerei.

Fondi, Stadt in der ital. Provinz Caserta, Kreis Gaeta, in fruchtbarer, aber ungesunder Gegend, nordöstlich vom fischreichen Küstensee Lago di F., von der alten Via Appia durchschnitten und mit Resten der alten Stadtmauer umgeben, hat eine gotische Kathedrale, eine alte Burg, ein ehemaliges Dominikanerkloster mit der Zelle des St. Thomas von Aquino und (1881) 6773 Einw. - F. hieß im Altertum Fundi, lag im Gebiet der Aurunker und erhielt frühzeitig das römische Bürgerrecht; in der Nähe wuchs der berühmte Cäkuberwein. Im Mittelalter war F. der Hauptort einer eignen Grafschaft. Um die schöne Fürstin Julia Gonzaga, Gattin Vespasian Colonnas, welche die Burg bewohnte, für Sultan Soliman zu entführen, machte Chaireddin Barbarossa einen Angriff auf F.; da jene aber entkam, so wurde die Stadt von den Türken in Brand gesteckt. Letztere verwüsteten sie 1594 abermals. Karl II., König von Spanien, schenkte F. zu Ende des 17. Jahrh. dem Grafen Heinrich Franz von Mansfeld.

Fondi d'oro (ital.), Glasgefäße aus christlichen Gräbern in römischen Katakomben. S. Goldgläser.

Fondieren (spr. fongd-), s. Fundieren.

Fonds (franz., spr. fóng), Grund und Boden (F. de terre); dann eine Geldanlage, Geldbestand, Grundkapital u. dgl., daher Amortisationsfonds, Reservefonds etc. In England bezeichnete man früher mit F. (Funds) insbesondere solche Staatseinnahmen, welche zur Verzinsung und Tilgung von Anleihen bestimmt waren. Ursprünglich war jede einzelne Anleihe auf eine besondere Einnahme fundiert. Später vereinigte man die zusammengehörigen F. zu großen Gruppen, an deren Stelle dann 1786 der allgemeine Amortisationsfonds trat. In Frankreich verstand man unter F. publics (holl. Fundsen) von jeher die Staatsschuldverschreibungen überhaupt. In Deutschland bezeichnet man als F. oft Wertpapiere, welche zu Vermögensanlagen benutzt werden, im Gegensatz zu den Wechseln; im engern Sinn versteht man neuerdings an der Börse unter F. nur gewisse als verhältnismäßig sicher geltende, fest verzinsliche Effektengattungen, namentlich Staatsobligationen und Pfandbriefe landschaftlicher Korporationen. Fondsbörse, die Börse, an welcher hauptsächlich F. gehandelt, d. h. Fondsgeschäfte gemacht, werden. Diese Geschäfte sind meist nur Bargeschäfte, keine Differenzgeschäfte und werden vielfach nur von amtlich bestellten Maklern vermittelt. Fondsmakler, der Makler in F.; à f. perdu heißt auf Leibrenten angelegtes, "eisernes Kapital" sowie unentgeltliche Beiträge für nicht hinreichend rentable Unternehmungen. Im übertragenen Sinn ist F. auch s. v. w. Geistesvorrat, geistige Befähigung, Wissensschatz, innerer sittlicher Gehalt etc.

Foeniculum, Pflanzengattung, s. Fenchel.