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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Galläpfelgerbsäure; Gallapfelwespe; Gallarate; Gallas; Gallate; Gallatin

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Galläpfelgerbsäure - Gallatin.

men als Soriangalläpfel von Triest aus auf den Markt. Die deutschen, französischen und kleinen ungarischen G. werden von Cynips Kollari Hart. auf Quercus sessiliflora Sm., Q. pubescens Willd., auch auf Q. infectoria Oliv. erzeugt; sie sind ziemlich genau kugelig, außen meist glatt, hellbraun, innen heller, von 1-2,5 cm Durchmesser und schwammigem Gefüge und enthalten 25-30 Proz. Gerbsäure. Die größten mitteleuropäischen G. (bis 3,5 cm Durchmesser) sind die großen ungarischen, welche Cynips hungarica Hart. auf Quercus pedunculata Ehrh. erzeugt; sie sind kugelig, auf der kahlen, grauen bis braunen Oberfläche mit zahlreichen stumpfen bis spitzen und kantigen Erhabenheiten versehen, besitzen kleine Fluglöcher und schwammiges, tiefbraunes Gewebe. Durch den Stich von Cynips calicis Burgsd. in die junge Frucht von Quercus pedunculata Ehrh., seltener Q. sessiliflora Sm. entstehen die Knoppern (s. d.). Kleinasiatische und griechische G. wurden schon zur Zeit des Hippokrates und Theophrast technisch und medizinisch verwendet. Mit Galläpfeln getränktes Papier benutzte man nach Plinius zur Prüfung des Kupfervitriols auf Eisenvitriol. Auch später blieben G. in medizinischem Gebrauch, und nach den Kreuzzügen bildeten kleinasiatische G. einen regelmäßigen Ausfuhrartikel jener Länder. Die chinesischen G. werden durch den Stich einer Blattlaus, Aphis chinensis Bell., an Blättern und Blattstielen wahrscheinlich von Rhus semialata Murray erzeugt und gleichen meist in die Länge gezogenen, zugespitzten, höckerigen, häufig verschieden gekrümmten und eingedrückten, 10 cm langen und 4 cm breiten Blasen. Die Wand derselben ist hornartig, brüchig, etwa 2 mm dick, die Oberfläche grau, fein samtartig behaart, innen braun, schellackartig. Im Wasser erweichen sie zu einer weißlichen, dicken, biegsamen und leicht schneidbaren Masse. Sie enthalten 65-75 Proz. Gerbsäure, 8 Proz. Stärkemehl und fast 1 Proz. Fett. Man benutzt die G. zum Schwarz-, Braun-, Graufärben von Wolle, Leder etc., zur Bereitung von Tinte, Tannin, Gallussäure und Pyrogallussäure. Japanische G. sind den chinesischen durchaus ähnlich, meist aber etwas kleiner und nach dem Aufweichen in kaltem Wasser heller. Chinesische G. wurden früh von Reisenden erwähnt und gelangten 1816 nach London, wurden aber erst seit Mitte der 40er Jahre, die japanischen etwa seit 1860 regelmäßig in Europa eingeführt. Galläpfeltinktur, ein mit schwachem Spiritus bereiteter Auszug von Galläpfeln, dient als Reagens.

Galläpfelgerbsäure, s. Gerbsäuren.

Gallapfelwespe, s. Gallwespen.

Gallarate, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Mailand, am Fuß einer Hügelkette und an der von Mailand kommenden Eisenbahn, welche hier nach Varese und Arona abzweigt, hat (1881) 4417 Einw., Baumwollspinnerei, Kattunfabrikation, Leinwandweberei und eine technische Schule.

Gallas, Matthias, Graf von, kaiserlicher General im Dreißigjährigen Kriege, geb. 16. Sept. 1584 zu Trient aus einer alten Familie, welche den bischöflichen Ministerialen zugehörte, machte 1616 und 1617 den spanischen Feldzug gegen Savoyen mit, zunächst als Hauptmann und Kommandant von Riva, trat sodann in die Dienste der Liga und zeichnete sich besonders in dem norddeutschen Feldzug der Jahre 1623-28 aus (seit 1627 bereits in den Reichsfreiherrenstand erhoben). Seit März 1629 aus ligistischen in kaiserliche Dienste übergetreten, kommandierte er als Generalmajor unter Collaltos Oberbefehl mit seinem Ranggenossen Aldringer in Italien und eroberte Mantua, erhielt 1631 nach der Schlacht bei Breitenfeld das Kommando eines Teils des von den Schweden geschlagenen Heers, deckte Böhmen, und Ende 1631 Generalfeldzeugmeister geworden und vorzugsweise mit der Reorganisation der kaiserlichen Artillerie betraut, 18. Jan. 1632 zum Höchstkommandierenden aller kaiserlichen Truppen im Reich ernannt, begleitete er Tilly in die Winterquartiere, befehligte dann unter Wallenstein das Hauptkorps zur Vertreibung der Sachsen aus Böhmen, wurde 20. Okt. 1632 Feldmarschall, nachdem er den Kampf vor Nürnberg mitgemacht, konnte aber zur Schlacht bei Lützen nicht rechtzeitig eintreffen. Am 16. Sept. 1633 beförderte ihn das Vertrauen Wallensteins zum Höchstkommandierenden an seiner Statt (General-Adlatus). Seit Januar 1634 Vertrauter der Hofpartei, welche den Sturz Wallensteins betrieb, erhielt er (24. Jan.) die geheime Bestallung als Oberstkommandierender an Stelle des Friedländers, in dessen Nähe er nichtsdestoweniger bis zum 13. Febr. blieb. Für die bezüglichen Dienste erhielt er nach Wallensteins Ermordung 1634 die Herrschaft Friedland nebst andern Gütern und wurde dem neuen Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heers, dem ältesten Sohn des Kaisers, Ferdinand, zur Seite gestellt. In dieser Stellung zwang er Regensburg, ihm die Thore zu öffnen, und errang über den Herzog Bernhard von Weimar den Sieg bei Nördlingen. Im J. 1635 focht er am Rhein, eroberte Mainz und Frankenthal, ging dann nach der Franche-Comté, mußte sich aber schleunigst zurückziehen und entging der kriegsgerichtlichen Behandlung nur durch Intervention des kaiserlichen Thronfolgers. Dennoch wieder Oberbefehlshaber (und Geheimrat) 1. Juni 1637 geworden, wandte er sich gegen Banér, den er aus seiner festen Stellung in Torgau vertrieb, aber nach Pommern entkommen ließ. Darauf drang er auch in Pommern ein und drängte die Schweden zurück, mußte sich aber Ende 1638 nach Schlesien und 1639 (November) nach Böhmen zurückziehen. Deshalb seines Kommandos entsetzt, erhielt er erst 1643 das Oberkommando wieder, folgte Torstensson nach Schlesien und Holstein und bemächtigte sich Kiels, sah sich aber genötigt, sich nach Wittenberg zurückzuziehen, worauf er den Oberbefehl an Hatzfeld abgeben mußte. Indes ward er 1645 nach der Schlacht bei Jankau wieder beauftragt, eine neue Armee in Prag zu sammeln. Er starb 25. April 1647 in Wien. Sein Mannesstamm erlosch 1757 mit Graf Philipp Joseph, worauf dessen Neffe und Erbe von Friedland, Freiherr v. Clam, den Beinamen G. (s. Clam) annahm.

Gallate, s. v. w. Gallussäuresalze, z. B. Natriumgallat, gallussaures Natron.

Gallatin (spr. -äng), Albert, nordamerikan. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 29. Jan. 1761 zu Genf, begab sich nach vollendeten Studien 1780 nach Amerika, wo er an dem Befreiungskrieg der nordamerikanischen Kolonien rühmlichen Anteil nahm, und ließ sich nach Beendigung des Kriegs erst in Virginia, dann in Pennsylvanien nieder. 1789 ward er in die Konvention zur Revision der Staatsverfassung, 1790 in die Staatslegislatur und 1795 in den Kongreß gewählt, in welchem er bis 1801 als einer der hervorragendsten Führer der zu jener Zeit die Opposition bildenden republikanischen Partei blieb. Von seinem Freund Jefferson 1801 zum Sekretär der Schatzkammer ernannt, leistete er in dieser Stellung seinem neuen Vaterland die erheblichsten Dienste. 1813 ging er, weil sich Rußland zur Vermittelung des Friedens