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Geflissentlich - Gefritteter Sandstein.
von der Korbweide [Salix viminalis], Spanisches oder Stuhlrohr, Stroh, Bast, Binsen, Esparto, Haare, Blattrippen, z. B. der Palmen [Ludovicea palmata]), die in der Regel durch Spalten vorbereitet werden, oder Kunstprodukte (Gespinste aller Art, Gewebe- und Papierstreifen, Tucheggen, Metalldraht, besonders Gold-, Silber-, Aluminium-, Eisen- etc. Draht). Der wichtigste Zweig der Flechterei ist die sogen. Korbflechterei, unter welcher Bezeichnung man alle Arbeiten zusammenfaßt, welche hauptsächlich unter Benutzung von Weidenruten und Stuhlrohr sowohl die ordinärsten Kohlen-, Wein- und Tragkörbe als auch Blumenständer, Kinderwagen, Handkörbe, Stühle, Tische und die feinsten Teller für Visitenkarten, Nähgarnbehälter u. dgl. hervorbringen. Die Ruten werden dabei geschält und ungeschält, roh, gebleicht und gefärbt angewendet und die geflochtenen Gegenstände vielfach durch Anmalen, Lackieren, Bronzieren, Vergolden auf das effektvollste verziert. Eine weitere Spezialität der G. ist das sogen. à jour-Geflecht, welches aus Bändern hergestellt wird, die aus Baumwollzwirn oder aus diesem und Pferdehaar gewebt und dann namentlich zu Kinderhüten verflochten werden (Sparterie). Sehr beliebt sind bei uns in neuerer Zeit die geflochtenen Arbeiten der Japaner aus Reisstroh und gespaltenen oder dünnen ganzen Bambuszweigen sowie die Matten und zierlichen Körbchen der Kaffern geworden. Die Flechtindustrie schafft bei uns namentlich in Gebirgsländern eine sehr ausgedehnte und lohnende Beschäftigung. Im schlesischen Gebirge ist das Strohflechten ein Erwerbszweig von solcher Bedeutung geworden, daß dort sogar eigne Strohflechtschulen errichtet sind, und zu Lindenberg in Bayern hat die Hutflechterei nach italienischer Art große Ausdehnung gewonnen.
Geflissentlich, im Gegensatz zu fahrlässig, s. v. w. absichtlich, dolos; s. Dolus.
Gefluder, Wasserleitung von Holz, Mauerwerk, Zement zur Zuführung von Betriebswasser bei Berg- und Hüttenwerken.
Geflügelt heißen Samen oder Früchte, welche mit einem häutigen Rand oder Anhängsel versehen sind; in der Jägersprache s. v. w. flügellahm.
Geflügelte Worte, ein ursprünglich Homerischer Ausdruck (epĕa pteroënta), in neuester Zeit auf Aussprüche geschichtlich berühmter Personen und Citate aus dichterischen Werken angewendet, die als besonders treffend und charakteristisch einen weiten Widerhall fanden und nun im Munde des Volkes als stehende Redensarten fortleben. Vgl. Büchmann, G. W. (14. Aufl., Berl. 1884). Das Wort hat auch schon früher verschiedenen Schriften als Titel gedient.
Geflügelzucht, die Zucht von Hühnern, Gänsen, Enten, Tauben, Trut- und Perlhühnern und Fasanen für wirtschaftliche Zwecke oder als Liebhaberei, war seit langer Zeit in Frankreich und Italien in lebhaftem Betrieb, erhielt aber einen neuen Aufschwung durch die Einführung des Kochinchinahuhns, an welche sich in England eine Erregung knüpfte, die mit der Tulpenwut und ähnlichen Erscheinungen verglichen werden kann. Als die Bewegung in ruhigere Bahnen lenkte, wurden Geflügelzuchtvereine, in Deutschland der erste unter dem Namen Hühnerologischer Verein in Görlitz 1852 durch Öttel, gegründet. Später wurde für die Vereine eine Organisation gesucht, und es entstanden Verbände und Zentralvereine. Viele Vereine dienten nur der Liebhaberei, dem Sport (Deutscher Geflügelzüchter-Sportklub), andre betonen hauptsächlich die wirtschaftliche Bedeutung der G. und legen teils auf die Fleisch-, teils auf die Eierproduktion das größte Gewicht. Dank diesen Bemühungen hat auch die Landwirtschaft der G. wieder erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt, und manche landwirtschaftlichen Vereine haben wie die Geflügelzuchtvereine besondere Geflügelausstellungen veranstaltet. Mehrfach sind große geschäftliche Unternehmungen für G. ins Leben gerufen worden, und nicht ohne Erfolg ist bei denselben die Brutmaschine zur Anwendung gekommen. Weiteres und Litteratur s. die einzelnen Artikel.
Gefolge (Gefolgschaft, Comitatus), mehrere Personen, die einem regierenden Fürsten, auch hohen Zivil- und Militärbeamten zur Begleitung und Bedienung beigegeben sind; bei den alten Germanen eine Verbindung kampflustiger Jugend, die sich zu Streifzügen und sonstigen kriegerischen Unternehmungen, wobei ein allgemeines Aufgebot nicht stattfand, um einen frei gewählten Führer, gewöhnlich einen Fürsten, scharte und sich demselben gegen Gewährung von Unterhalt zur Treue verpflichtete. Dergleichen Gefolgschaften finden sich späterhin besonders bei den Franken, bei denen die Gefolgsleute (antrustiones) im Frieden eine Art Hofstaat, im Krieg aber die bewaffnete Umgebung des Königs bildeten. Die Verteilung von Ländereien seitens der Fürsten an ihr G. legte den Ursprung zum Lehnswesen. Zufolge der neuern Forschungen von Deloche ("La trustis et l'antrustion royal sous les deux premières races", Par. 1873) bezeichnete nach dem Salischen Gesetz und nach den Formeln Markulfs trustis das königliche G. und nach einem Dekret von Chlotar zugleich eine Art Gendarmerie, da die antrustiones verpflichtet waren, jedem, der mit einem Verbrechen bedroht war, Hilfe zu leisten. Seit dem 8. Jahrh. durften auch Großgrundbesitzer ein G. um sich sammeln, welches aus Vasallen (vassi) bestand, die sich gegen Unterhalt zu allen einem Freien anstehenden Dienstleistungen verpflichteten, eine Einrichtung, welche in der Folgezeit zu der Ausbildung des Lehnswesens (s. d.) wesentlich mit beitrug.
Gefragt, s. v. w. begehrt, im Gegensatz zu "angeboten". S. Geld und Brief.
Gefreite, Soldaten von der Rangklasse der Gemeinen, die, gut ausgebildet, als Stubenälteste, Korporalschaftsführer, Wachhabende sowie als Führer von Patrouillen und kleinen Kommandos verwandt werden, sind auch Vorgesetzte andrer Soldaten für die Zeit des besondern Dienstes. Sie beziehen im deutschen Heer etwas höhern Sold und tragen als Rangabzeichen Adlerknöpfe über den Schultern am Kragen. Die Bezeichnung kommt schon vor dem Dreißigjährigen Krieg für Leute vor, die als besonders zuverlässig Schildwachen aufzuführen und Arrestanten zu begleiten hatten und deshalb vom Schildwachstehen frei waren. Die Obergefreiten der Artillerie richten das Geschütz; sie traten 1859 an Stelle der Bombardiere (s. d.). In Österreich heißen die Gefreiten bei den Jägern Patrullführer, bei der Artillerie Vormeister. S. Abzeichen.
Gefriermaschine, s. Gefrornes.
Gefrierpunkt, s. Thermometer, Schmelzen.
Gefriersalz, s. Salpetersäuresalze.
Gefritteter Sandstein, ein im Kontakt mit eruptiven Gesteinen, namentlich Basalten, veränderter Sandstein, besonders häufig Buntsandstein. Die Anzeichen der Veränderung beruhen auf Bleichung und einer leichten Anschmelzung des Bindemittels. Bei den stärker metamorphosierten, verglasten Sandsteinen zeigt das Mikroskop, wie das Bindemittel ein vollkommenes Glas geworden ist, welches viele