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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Genua, Herzog von

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Genua - Genua, Herzog von.

der Republik entspannen sich infolgedessen Feindseligkeiten, die erst nach der Niederlage der Genuesen 11. April 1631 bei Voltaggio im Frieden zu Madrid vom 27. Nov. 1631 ausgeglichen wurden. Das Regiment des sich immer exklusiver abschließenden alten Adels wurde seitdem, gleichwie in Venedig, herrischer und mißtrauischer. Der Handel hatte bei der innern Ruhe zwar einen guten, wenn auch nicht mehr den frühern glänzenden Fortgang; die Republik bekümmerte sich wenig um die auswärtigen Händel, und wenn es geschah, so stand G. immer auf der Seite Spaniens. Ein neuer Krieg, der zwischen Savoyen und G. 1672 wieder ausbrach, endigte durch Ludwigs XIV. von Frankreich Vermittelung mit der Zurückgabe des von dem Herzog besetzten Zuccarello an G. Gefährlicher wurde ein Krieg mit Ludwig XIV. selbst, der, weil G. Spanien gegen Frankreich mit Schiffen unterstützte und den französischen Truppen den Durchzug verweigerte, im Mai 1684 eine Flotte nach G. schickte, welche die Auslieferung von vier neuen Galeeren forderte; zugleich sollte die Republik den König um Verzeihung bitten. Als man sich nicht fügte, bombardierte die französische Flotte die Stadt vom 17.-22. Mai, wobei der Dogenpalast, die Schatzkammer, das Zeughaus und viele Privathäuser zerstört wurden, worauf die Republik, obwohl eine zur Hilfe abgesandte spanische Flotte herannahte und die Franzosen nach Plünderung der Vorstadt San Pietro d'Arena wegen Mangels an Munition abziehen mußten, 12. Jan. 1685 den Forderungen Ludwigs XIV. willfahrte. Seitdem blieb Friede zwischen G. und Frankreich.

Ein in Corsica 1729 durch die Erpressungen des Statthalters Penello veranlaßter Aufstand führte nach langen Kämpfen zur Abtretung der Insel an Frankreich gegen die Zahlung von 40 Mill. Livres 15. Mai 1768. Im J. 1745 verband sich G., weil Österreich das 1713 von Karl VI. erkaufte Marquisat Finale an Sardinien abtrat, gegen Österreich und Sardinien mit Spanien, Neapel und Frankreich und versprach, gegen 12,000 Thlr. Hilfsgelder 10,000 Mann zu stellen. Österreich nahm dafür grausame Rache, indem es 6. Sept. 1746 die Stadt besetzte, den Dogen und die Senatoren zur Abbitte zwang u. 9 Mill. Gulden Kriegskontribution auferlegte. Die Truppen erlaubten sich in G. die größten Brutalitäten. Da brach 5. Dez. 1746 ein Volksaufstand aus, bei welchem 8000 Österreicher getötet, verwundet oder gefangen und die übrigen aus dem Genuesischen verjagt wurden. Ein Versuch der Österreicher, die Stadt wiederzuerobern, wurde 1747 durch eine französisch-spanische Entsatzarmee vereitelt. Als sich nach der französischen Revolution die Heere der französischen Republik auch über Italien verbreiteten, wollte G. eine Zeitlang seine Neutralität behaupten, schloß jedoch, von den Engländern unter Nelson bedroht, 9. Okt. 1796 mit Frankreich eine Übereinkunft zu Paris, begab sich unter französischen Schutz, zahlte 2 Mill. Frank Kontribution und schoß andre 2 Mill. bis zum Frieden unverzinslich vor. Als 20. Mai 1797 ein von den Franzosen begünstigter Volksaufstand gegen die Aristokratie ausbrach, kam es 22. Mai zu einer Konterrevolution, bei welcher der französische Gesandte Faypoult insultiert und mehrere Franzosen verwundet wurden. Hierauf zwang Bonaparte den Dogen und den Senat zum Vertrag vom 6. Juni; derselbe bestimmte, daß G. eine demokratische Verfassung erhalten solle, welche 2. Dez. 1797 angenommen wurde und 1. Jan. 1798 in Kraft trat. Zugleich nahm G. den Namen der Ligurischen Republik an und erhielt einen Länderzuwachs von Piemont, so daß es über etwa 5500 qkm (100 QM.) gebot.

Dennoch war die Macht Genuas nur ein schwacher Schatten der frühern. Die Seemacht bestand nur aus fünf Galeeren und einigen kleinern Fahrzeugen; mit ihren Handelsschiffen beschränkten sich die Genuesen auf den Besuch der Küsten des westlichen Mittelmeers. Nur der Speditionshandel und das Wechselgeschäft waren noch von Bedeutung. Die Bank von G. hatte zwar immer noch ihr Ansehen behauptet, indem sie große liegende Güter und ein Einkommen von über 10 Mill. Frank besaß, wurde aber bei der Vereinigung Genuas mit Frankreich aufgehoben. Nachdem nämlich G., wo. Masséna befehligte, eine lange Belagerung durch die Österreicher von der Landseite und durch die englisch-neapolitanische Flotte von der Seeseite seit 30. April 1800 ausgehalten, zwar 4. Juni von den Österreichern besetzt, aber schon 16. Juni wieder aufgegeben worden war, wurde 29. Mai 1802 von der französischen Regierung eine neue Verfassung oktroyiert, 1805 aber nach dem von Senat und Volk 25. Mai ausgesprochenen Wunsch, die Ligurische Republik möchte dem französischen Reich einverleibt werden, durch ein kaiserliches Dekret vom 4. Juni diese Einverleibung der Republik in das französische Reich bestätigt und das Land in drei Departements geteilt. G. teilte nun Frankreichs Geschick, und sein Handel lag, trotz der Erklärung des Hafens zum Freihafen, wie der von ganz Frankreich danieder. Nach Napoleons Sturz (1814) erschien 17. April Lord Bentinck mit 9000 Mann vor der Stadt und erstürmte unter Beihilfe einer englischen Flotte die Forts, welche G. deckten. Die französische Besatzung unter General Fresia kapitulierte (18. April) und räumte die Stadt, die nun von den Engländern besetzt wurde. Am 26. April stellte eine Proklamation des Lords Bentinck die Verfassung, die vor 1797 bestanden, unter einer provisorischen Regierung wieder her. Aber der Wiener Kongreß vereinigte 1815 die Republik unter dem Titel eines Herzogtums mit den Staaten des Königs von Sardinien, um dies gegen Frankreich zu kräftigen. G. beteiligte sich an den revolutionären Bewegungen von 1821 und 1830 fast gar nicht. Erst im März 1849 entstanden auf die Kunde vom Abschluß des Waffenstillstandes zwischen Sardinien und Österreich und von der Auflösung der Deputiertenkammer in Turin in G. Unruhen. Volk und Nationalgarde bemächtigten sich der Forts und nötigten die Besatzung zum Abzug. Am 2. April traten der General Avezzana, Davide Morchio und Constantino Reta zu einer provisorischen Regierung zusammen, welche alsbald die Unabhängigkeit der Republik G. proklamierte. Aber schon 4. April erschien der General La Marmora mit einer bedeutenden Truppenmacht vor der Stadt und besetzte nach einem ziemlich blutigen Gefecht die Forts und die wichtigsten Punkte der Stadt. Darauf bewilligte der König eine Amnestie, von der nur die bereits flüchtig gewordenen Führer des Aufstandes ausgeschlossen waren. Vgl. Mailly (gest. 1721), Histoire de la république de Gênes jusqu'en 1694; Canale, Nuova storia della repubblica di Genova (Bd. 1-4, Flor. 1858-64; Bd. 5, bis 1550 reichend, Genua 1874); Malleson, Studies from Genoese history (Lond. 1875); Langer, Politische Geschichte Genuas und Pisas im 12. Jahrhundert (Leipz. 1882); Heyck, G. und seine Marine im Zeitalter der Kreuzzüge (Innsbr. 1886).

Genua, Herzog von, Titel des Prinzen Ferdinand, Bruders des Königs Viktor Emanuel von Italien, geb.