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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gutgewicht; Guthaben; Guthe; Guthrie; Guti; Gut of Canso; Gutsabtretungsvertrag; Gutsagen

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Gutgewicht - Gutsagen.

tern selbst streitig gewesenen Artikel der Dogmatik und Ethik. Die katholische Kirche erklärt den Glauben, weil lediglich Unterwerfung des Verstandes unter die Kirchenlehre bedeutend, für unzureichend und das Heil demgemäß für nicht von ihm, sondern von seiner Bewährung durch Thaten abhängig. So kam allmählich die Lehre auf von der Notwendigkeit und Verdienstlichkeit, bez. Überverdienstlichkeit (s. Consilia evangelica) dessen, was man g. W. nannte. Die Reformation wies diese dem Ablaß, dem Cölibat und dem gesamten Mönchswesen zu Grunde liegende Theorie zurück, indem sie als g. W., deren Begriff vorzugsweise auf die Berufspflichten bezogen wurde, nur solche anerkannte, welche von selbst aus dem lebendigen Glauben als dessen Früchte hervorgehen. Gott wohlgefällig sind sie somit nicht um ihrer selbst, sondern lediglich um der durch den Glauben gerechtfertigten Personen willen, die sie aus kindlicher Liebe zu Gott und aus Wohlgefallen am Guten vollbringen. Die Lutheraner von der Richtung Melanchthons fanden daher selbst an dem Satz, daß g. W. notwendig zur Seligkeit seien, nichts auszusetzen, während der Eiferer Nikolaus v. Amsdorf (s. d.) sogar behauptete, sie seien schädlich zur Seligkeit. Die Reformierten stehen insofern auf jener Seite, als ihr System einen Rückschluß von den lebendigen Früchten des Glaubens auf die Echtheit desselben in sich schließt (syllogismus practicus).

Gutgewicht, dem Käufer, in der Regel dem Kleinhändler von dem Großhändler zugestandener Gewichtsvorteil, um jenen für das Einwiegen zu entschädigen, beträgt gewöhnlich 1 oder ½ Proz., findet meist bei feuchten und unreinen Waren statt, welche starkem Decalo (Abgang) unterworfen sind. Wie für gewogene, so kann das G. auch für gemessene und gezählte Waren zugestanden werden. Die Gewährung von G. hat oft ihren Grund darin, daß die Ware im Handel regelmäßig gewisse Fehler hat, und heißt dann Refaktie, welche durch Usancen örtlich festgesetzt ist und durch die Klausel "franko Refaktie" ausgeschlossen werden kann.

Guthaben, die Summe, welche ein Kaufmann von einem andern zu fordern hat, im Kontokorrentverkehr der Saldo, welcher beim Abschluß der Rechnung dem Kontokorrententnehmer verbleibt; auch die Summe, welche auf dem Konto eines Geschäftsfreundes im Haben gebucht ist, seine Forderung im Gegensatz zu den unter Soll verzeichneten Schuldposten desselben.

Guthe, 1) Hermann, Geograph, geb. 22. Aug. 1825 zu Andreasberg im Harz, studierte in Göttingen Philologie und Geschichte, wurde dann in Berlin durch Ritters Vorlesungen für die Geographie gewonnen und setzte deren Studium in erweitertem Umfang 1848-49 wieder in Göttingen fort. 1849 wurde er Lehrer am Lyceum in Hannover, 1863 an der polytechnischen Schule daselbst, während ihm zugleich der Unterricht des Kronprinzen und der Prinzessinnen von Hannover sowie der geographische Unterricht beim Kadettenkorps übertragen war. Aus dieser Lehrthätigkeit, welcher das Jahr 1866 ein Ziel steckte, gingen die beliebten Werke: "Die Lande Braunschweig und Hannover, mit Rücksicht auf die Nachbargebiete geographisch dargestellt" (Hannov. 1867, 2. Ausg. 1880) und "Lehrbuch der Geographie für die mittlern und obern Klassen höherer Bildungsanstalten" (das. 1868; 5. Aufl., neu bearbeitet von H. Wagner, 1882-83, 2 Bde.) sowie die "Schulwandkarte der Provinz Hannover" (Kassel 1873) hervor. 1873 zur Übernahme der neuerrichteten Professur für Geographie am Polytechnikum zu München berufen, starb er daselbst schon 29. Jan. 1874 an der Cholera.

2) Hermann, Palästinaforscher, geb. 10. Mai 1849 zu Westerlinde in Braunschweig, studierte 1867 bis 1870 Theologie zu Göttingen und Erlangen, habilitierte sich 1877 in Leipzig, wo er 1884 zum außerordentlichen Professor der Theologie ernannt wurde. Im Auftrag des Vereins zur Erforschung Palästinas leitete er 1881 die von demselben veranstalteten Ausgrabungen bei Jerusalem und gab nach seiner Rückkehr mit G. Ebers das Prachtwerk "Palästina in Bild und Wort" (Leipz. 1883-84, 2 Bde.) heraus sowie "Ausgrabungen bei Jerusalem" (das. 1883). Auch redigiert G. die "Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins".

Guthrie (spr. göttri), 1) James Cargill, schott. Dichter, geb. 27. Aug. 1814 aus alter Familie zu Airniefoul Farm in Forfarshire, studierte erst zu Edinburg Theologie, wandte sich dann aber dem Handel zu und ward 1868 Bibliothekar in Dundee. Alle seine Schöpfungen entstanden inmitten angestrengter Geschäftsthätigkeit. Wir erwähnen davon: "Village scenes" (1851), ein beschreibendes Gedicht, welches zahlreiche Auflagen erlebte; "The first false step" (1854), poetische Erzählung; die Dichtungen: "Wedded love" (1865), "My last love" (1865) und "Summer flowers" (1867); das halb epische, halb dramatische Gedicht "Rowena" (1871) und die Gedichtsammlung "Woodland echoes" (1878). In Prosa schrieb er: "The vale of Strathmore" (1875). Viele seiner Gedichte sind zu Volksliedern geworden.

2) Frederick, Chemiker und Physiker, geb. 15. Okt. 1833 zu London, machte seine Studien in England, Heidelberg und Marburg. An letzterer Universität arbeitete er zwei Jahre im chemischen Laboratorium von Kolbe und wurde dort auf Grund seiner Dissertation über Amyloxydphosphorsäure zum Doctor phil. promoviert. Nach England zurückgekehrt, wurde er 1856 Assistent am Owen's College zu Manchester und 1858 Assistent von Plaifayr in Edinburg. 1860 erhielt er die Professur der Chemie und Physik am Royal College auf der Insel Mauritius, kehrte 1867 nach London zurück, wurde dort Professor der Physik an der Royal school of mines und 1881 an der School of sciences. G. beschäftigte sich wesentlich mit organischer Chemie, indem er die Bildung der Alkohole aus den Alkoholradikalen und jene gemischter Ätherarten verfolgte und eine Reihe neuer Körper darstellte. Er beobachtete zuerst die eigentümliche physiologische Wirkung des Amylnitrits. Seine physikalischen Arbeiten beschäftigen sich mit den Erscheinungen der Kapillarität, der Wellenbewegung und der Wärmeleitung der Flüssigkeiten. Er schrieb noch: "An examination of the waters of Mauritius"; "Letters on the sugar-cane and cane-sugar"; "Elements of heat and non-metallic chemistry" (1868); "Magnetism and electricity" (1875); "An introduction to physics" (1877); "Practical physics" (1879); "The first book of knowledge" (1881); "Outline of experiments and apparatus for illustrating elementary instruction in sound, light, heat, magnetism and electricity" (1881). Unter dem Pseudonym Frederic Cerny veröffentlichte G. auch ein größeres Gedicht: "The tew", und ein Drama: "Logroño" (1877). Er starb 21. Okt. 1886.

Guti, Stadt in Britisch-Indien, s. Bellari.

Gut of Canso (spr. ghött), s. Canso.

Gutsabtretungsvertrag, s. Gutsüberlassungsvertrag.

Gutsagen, s. Bürgschaft.