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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hahn

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Hahn (an Handfeuerwaffen) - Hahn (Personenname).

eine einseitige Abnutzung eintritt und die Bohrung des Gehäuses desto mehr oblong wird, je öfter man den H. dreht, wodurch der H. dann undicht wird, klafft und unter dem Druck der Flüssigkeit rinnt. Hähne unter hoher Pressung lassen sich auch der großen Reibung wegen nur schwer und unsicher bewegen, und dieser Mißstand wächst mit der Größe des Hahns. Daher zieht man bei Dampfleitungen Ventile oder Schieber vor. Auch für Wasser von höherm Druck ist die Verwendung der Hähne nicht passend; aber für fast druckloses Wasser oder Gas gewähren sie den Vorteil, einen ganz geraden Durchgang zu bieten, welcher sich mit andern Absperrapparaten nicht oder nur auf Kosten sonstiger Einfachheit erreichen läßt. Besondere Konstruktionen von Hähnen dienen zu bestimmten Zwecken. Ein H., bei welchem die gerade Durchbohrung des einfachen Hahns mit einer gekrümmten verbunden ist, so daß beide übereinander liegen, dient dazu, aus einem Gefäß heißes Wasser abzulassen, während gleichzeitig wieder ebensoviel kaltes Wasser in das Gefäß nachfließt. Wird der H. in Einer Ebene mit zwei Durchbohrungen, die nicht miteinander in Verbindung stehen, und von denen jede zwei Öffnungen hat, versehen, so entsteht der Vierwegehahn, welcher benutzt wird, um Flüssigkeiten, Dämpfe etc. in oder aus vier Öffnungen strömen zu lassen, so daß er bei einer Umdrehung um einen Viertelskreis einen Wechsel in allen vier Röhren oder Öffnungen bewirkt. Dieser H. fand bei Dampfmaschinen Anwendung. Der Regulierungshahn wird benutzt, wenn eine Flüssigkeit in einem Behälter auf demselben Niveau erhalten werden oder in gleichbleibender Menge durchfließen soll. Über Mohrs Quetschhahn s. Bürette. Für Gasleitungen benutzt man auch hydraulische Abschlußhähne, welche aus einem Hahngehäuse in Form einer Büchse bestehen, in dessen Boden das Ein- oder Ausgangsrohr der Gasbehälterglocke mit einer vertikalen Verlängerung, einem Stutzen, mündet. Der ringförmige Raum zwischen der Wand, der Büchse und dem Stutzen ist mit Wasser oder Teer gefüllt. Eine Glocke, deren Rand in den Teer taucht, sperrt das Rohr ab. Die Glocke kann aber durch einen vertikalen Stab, der durch eine Stopfbüchse im Deckel des Hahngehäuses geht, gehoben werden, und das Gas gelangt dann in das Hahngehäuse selbst, in dessen Wandung oben sich eine zweite Öffnung zum Ab- oder Zuströmen des Gases befindet. Eine sehr beachtenswerte Konstruktion besteht darin, Kegel- oder Klappenventile mit dem H. zu verbinden. In diesem Fall entstehen die Ventilhähne, welche da angewandt werden, wo Pumpenventile rasch zugängig gehalten werden sollen, wie es beispielsweise bei Feuerspritzen etc. verlangt wird. Hier wirkt der eingeschliffene Konus gar nicht mehr als H., sondern nur als schnell auszuhebender und wieder einzubringender Sitz für die Ventile, welche in seinem Innern untergebracht sind (s. Ventilhahn).

Hahn, Schlaghahn, der den Schlag ausübende Teil des Perkussionsschlosses an Handfeuerwaffen (s. d.).

Hahn, 1) Ludwig Philipp, Dramatiker der Sturm- und Drangperiode, geb. 22. März 1746 zu Trippstedt in der Pfalz, lebte als Kammersekretär und Rechnungsrevisor zu Zweibrücken, wo er auch die "Zweibrücker Zeitung" redigierte und 1814 starb. Seine Trauerspiele: "Der Aufruhr zu Pisa" (Ulm 1776), "Graf Karl von Adelsberg" (Leipz. 1776) und "Robert von Hohenecken" (das. 1778), tragen das Gepräge forcierter Genialität und konnten nur vorübergehend als "shakespearisch" bewundert werden. Er schrieb auch eine komische Oper: "Wallrad und Eva" (Zweibrück. 1782), und "Lyrische Gedichte" (das. 1786). Vgl. Werner, L. Ph. H., ein Beitrag zur Geschichte der Sturm- und Drangzeit (Straßb. 1877). - H. wird oft verwechselt mit Johann Friedrich H., einem Genossen des Göttinger Hainbundes, der um 1750 im Zweibrückischen geboren war und bereits im Mai 1779 als ein Menschenhasser starb. Einzelne seiner Gedichte, die Genie verraten, stehen in den Musenalmanachen.

2) Johann Michael, schwäb. Theosoph, geb. 2. Febr. 1758 zu Altdorf bei Böblingen als Sohn eines Bauern, hatte seit seinem 17. Jahr Erleuchtungen und Visionen und führte seitdem ein streng asketisches Leben. Durch die Lektüre Böhmes und Ötingers angeregt, entwickelte er teils in Schriften, teils als Sprecher in freien Versammlungen ein eignes, im Gegensatz zur Orthodoxie auf unausgesetzte Bußfertigkeit und thatsächliche Lebensgerechtigkeit zielendes System, welches viele Anhänger fand und auch noch nach seinem Tod in der wohlorganisierten und weitverzweigten, von der Kirche äußerlich nicht getrennten Sekte der Michelianer fortlebt. Er starb 20. Jan. 1819 in Sindlingen, einem Gute der Herzogin Franziska, wo er seit 1794 in Zurückgezogenheit lebte. Vgl. Palmer, Die Gemeinschaften und Sekten Württembergs (Tübing. 1877); "Die Hahnsche Gemeinschaft, ihre Entstehung und Entwickelung" (Stuttg. 1876).

3) Karl Friedrich, Graf von, genannt der Theatergraf, geb. 1782 zu Remplin in Mecklenburg, verbrachte in seiner Jugend mehrere Jahre in Hamburg, wo eine enthusiastische Neigung für das Theater in ihm geweckt wurde, und gründete, nachdem er seine Studien in Greifswald vollendet hatte, auf seinem Gut Remplin ein Liebhabertheater im großartigsten Stil, auf welchem Iffland, die Bethmann u. a. auf Hahns Einladung wiederholt wochenlang spielten. Später ließ er eine eigens engagierte Truppe auf seine Rechnung reisen, übernahm 1805 nach seines Vaters Tode das sogen. Hoftheater in Schwerin, mit dem er dem Herzog 1806 auf eigne Kosten nach Altona, 1807 wieder nach Mecklenburg folgte, geriet aber bald in so zerrüttete Vermögensumstände, daß er 1808 der Verfügung über seine Besitztümer entsagen mußte. Nachdem er 1813-14 als Soldat den Krieg mitgemacht und mehrere Auszeichnungen erhalten hatte, kehrte er 1817 zu seinem Steckenpferd, der Theaterdirektion, zurück und führte sie in verschiedenen Städten längere oder kürzere Zeit, so 1821 bis 1824 in Lübeck, 1829-31 in Stralsund und Greifswald, 1833 in Magdeburg, 1834-36 in Altenburg, Erfurt, Meiningen etc., 1837-38 in Altona, später im Hannöverschen und in Holstein, auf St. Pauli in Hamburg, zuletzt 1856 in Sommerhude. Nachdem er sein kolossales Vermögen der Theaterpassion gänzlich zum Opfer gebracht, starb er, von der Gicht geplagt, 21. Mai 1857 in Altona. Als Schauspieler ist H., außer auf seinem Liebhabertheater, nur wenig aufgetreten; doch besorgte er mit großem Eifer das Schminken, Soufflieren, Donnern und Blitzen und war stets der Anführer von Zügen, die über die Bühne gingen. Vgl. Fr. A. Meyer, Charakterzüge aus dem Leben des Grafen H.-Neuhaus (Hamb. 1858).

4) August, Theolog, einer der Hauptbegründer des neuern Konfessionalismus, geb. 27. März 1792 zu Großosterhausen bei Querfurt, studierte in Leipzig, besuchte darauf das neubegründete Predigerseminar zu Wittenberg, ward 1819 außerordentlicher Professor der Theologie in Königsberg und 1826 Professor