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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Heldburg; Heldenalter; Heldenbuch

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Heldburg - Heldenbuch.

militärischen Laufbahn, trat 1831 als Offizier in das 36. preußische Infanterieregiment in Mainz ein, nahm aber gleich Corvin, Sallet u. a., von dem aussichtslosen Friedensdienst nicht befriedigt, 1835 seinen Abschied. Er wurde Schauspieler, dann Litterat, redigierte seit 1843 in Leipzig mit Corvin gemeinschaftlich die "Lokomotive" und gab mit demselben die "Illustrierte Weltgeschichte" heraus. Als die "Lokomotive" verboten wurde, wandte er sich nach Berlin, wo er 1848 als Redakteur des "Volksblattes" und als Volksredner eine nicht unbedeutende Rolle spielte, während er aus unlautern Quellen die Mittel zu einem höchst luxuriösen, verschwenderischen Leben schöpfte. Als die revolutionäre Bewegung im Sinken war, trat er in den Sold der Regierung und ward 1850 königlicher Torfinspektor in Rynow bei Freienwalde. Später privatisierte er in Frankfurt a. M., Hamburg und Berlin und schrieb für Theaterblätter. 1863 trat er als Redakteur der "Staatsbürger-Zeitung" wieder auf dem politischen Schauplatz auf und wirkte für die Interessen der Arbeiterpartei. Doch kam er bald in den Verdacht, wie 1849 im Solde der Regierung zu stehen, und verlor alles Vertrauen. Nachdem er sich mit dem Verleger seiner Zeitung (dem Likörfabrikanten Daubitz) veruneinigt und 1871 die "Alte (Heldsche) Staatsbürger-Zeitung" begründet, starb er 26. März 1872 in Berlin. Er schrieb noch: "Deutschlands Lehrjahre 1848-60" (Berl. 1859) und den Roman "Die Justizmorde" (das. 1867, 3 Bde.). Vgl. Corvin, Erinnerungen aus meinem Leben (3. Aufl., Leipz. 1880).

5) Joseph von, namhafter Rechtsgelehrter, geb. 9. Aug. 1815 zu Würzburg, widmete sich hier wie in München und Heidelberg dem Studium der Jurisprudenz, habilitierte sich 1839 als Dozent zu Würzburg und ward 1841 außerordentlicher, 1843 ordentlicher Professor daselbst. Unter seinen litterarischen Arbeiten sind als seine beiden Hauptwerke hervorzuheben: "System des Verfassungsrechts der monarchischen Staaten Deutschlands" (Würzb. 1856-57, 2 Bde.) und "Staat und Gesellschaft" (Leipz. 1861-65, 3 Bde.); außerdem: "Über Nationalität" (Würzb. 1851); "Legitimität und Legitimitätsrecht" (das. 1859); "Frankreich an der Spitze der Zivilisation?" (das. 1863); "Deutschland, der Deutsche Bund und die deutschen Großmächte" (das. 1864); "Grundzüge des allgemeinen Staatsrechts" (Leipz. 1868); "Die Verfassung des Deutschen Reichs" (das. 1872). Auch finden sich viele Abhandlungen und Aufsätze von ihm in verschiedenen Zeitschriften und Sammelwerken.

6) Adolf, Nationalökonom, Sohn des vorigen, geb. 10. Mai 1844 zu Würzburg, widmete sich daselbst, dann in München und in Berlin dem Studium der Staatswissenschaften, habilitierte sich 1867 als Privatdozent an der Universität in Bonn, wurde daselbst 1868 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor und 1880 Professor an der Universität Berlin. In demselben Jahr (25. Aug.) ertrank er bei einer Kahnfahrt auf dem Thuner See. Er gehörte zu den eifrigsten Mitgliedern des Vereins für Sozialpolitik, dessen Sekretär er seit 1873 war. H. schrieb: "Careys Sozialwissenschaft und das Merkantilsystem" (Würzb. 1866); "Die Einkommensteuer" (Bonn 1872); "Die deutsche Arbeiterpresse der Gegenwart" (Leipz. 1873); "Grundriß für Vorlesungen über Nationalökonomie" (2. Aufl., Bonn 1878); "Sozialismus, Sozialdemokratie und Sozialpolitik" (Leipz. 1877) nebst einer großen Zahl von Aufsätzen in Zeitschriften. Als Frucht eines mehrmaligen Aufenthalts in England hinterließ er den ersten Teil eines größern Werkes: "Zwei Bücher zur sozialen Geschichte Englands" (hrsg. von Knapp, Leipz. 1881).

Heldburg, Stadt im Herzogtum Sachsen-Meiningen, Kreis Hildburghausen, an der Kreck, mit Amtsgericht und (1885) 1118 evang. Einwohnern. Nahebei auf einem Basaltkegel liegt die alte Feste H. (ursprünglich Helidberga, 406 m ü. M.), die "fränkische Leuchte" genannt, mit lieblicher Rundsicht. Sie soll schon im 9. Jahrh. gestanden haben, war oft Residenz der Grafen von Henneberg, wurde 1558-63 vom Herzog Johann Friedrich dem Mittlern von Sachsen restauriert und durch einen schönen Bau im Renaissancestil erweitert. Im Dreißigjährigen Krieg von den Kaiserlichen 1632 und 1634 erobert und geplündert, wurde sie nachher wiederhergestellt und seit 1683 vom Herzog Ernst von Hildburghausen öfters als Residenz benutzt (daher hieß um diese Zeit Sachsen-Hildburghausen zuweilen auch Sachsen-H.). Später geriet sie in Verfall, und erst in neuerer Zeit wurden umfassende Restaurationsarbeiten ausgeführt.

Heldenalter (heroisches Zeitalter), der Zeitraum in der Geschichte eines Volkes, in welchem sich das ganze Volk und besonders einige hervorragende Männer durch große Kriegsthaten und bewundernswerte Beweise von Mut und Tapferkeit ausgezeichnet haben. Fällt diese Zeit in die vorgeschichtliche Periode, so wird sie ein Lieblingsgegenstand der Sagendichtung. Besonders reich ist die Mythologie des griechischen Heldenalters, von der die des römischen nur ein schwacher Abglanz ist. Die Helden sind Lieblinge der Götter, von denen sie abstammen, besitzen übermenschliche Kräfte und Fähigkeiten, die sie in herrlichen Kämpfen zum Wohl der Menschheit verwerten, und werden als Ideale des Mannes verehrt, wie z. B. Herakles. Auch das germanische H., die Zeit der Völkerwanderung, kennt solche Gestalten (vgl. Heldensage).

Heldenbuch (Der Helden Buoch), Titel einer Sammlung älterer epischer, der deutschen Heldensage angehöriger Gedichte, die vom Ende des 15. Jahrh. bis 1590 wiederholt im Druck erschienen ist. Dieselbe begriff eigentlich nur die unter dem gemeinschaftlichen Titel: "Wolfdietrich" zusammengefaßten Gedichte von "Ortnit", "Hugdietrich" und dem eigentlichen "Wolfdietrich" sowie den "Großen Rosengarten" und den "Kleinen Rosengarten" oder "König Laurin". Dieselben sind (mit Ausnahme des letztern, in Reimpaaren verfaßten Gedichts) in Strophen von acht Zeilen, die ungeraden mit weiblichen, die geraden mit männlichen Endreimen, umgedichtet; die Hauptzüge der alten Dichtung sind unversehrt erhalten, und das Ganze macht, wenn auch die Darstellung an manchen Mängeln, besonders der Metrik, leidet, doch einen nicht unangenehmen Eindruck; namentlich ist die Frische und Lebendigkeit der Umarbeitung lobend hervorzuheben. Die älteste Ausgabe des Heldenbuchs, welche den Wert einer Handschrift hat, ist ohne Angabe des Ortes und des Jahrs, die zweite von 1491; spätere Drucke sind von 1509, 1545, 1560, 1590 (neu hrsg. von A. v. Keller, Stuttg. 1867, Litterar. Verein). Diese Sammlung erhielt wenigstens einzelne Teile der alten Heldensage bis gegen das Ende des 16. Jahrh. in der Erinnerung des Volkes. Um 1472 wurden dieselben Stoffe, der "Ortnit", "Wolfdietrich" und der "Rosengarten", sowie eine nicht geringe Anzahl andrer, dem Etzel- und Dietrichskreis angehöriger Sagen von einem Volksdichter abermals umgedichtet, und auch diese Überarbeitung ward von dem ersten Herausgeber derselben, v. d. Hagen, als H. bezeichnet. Diese zweite Umdichtung aber sucht an Poesie- und Geschmacklosigkeit ihresgleichen; alles echt Poetische der