Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Heroldsmeister; Heroldsstab; Heromanie; Heron; Heronsball

439

Heroldsmeister - Heronsball.

sich durch Querlinien der Balken (Fig. 6), durch schräge Linien der Schrägrechts- (Fig. 7) und Schräglinksbalken. Hierin beruht der Unterschied zwischen Sektionen und Ehrenstücken. Ein Ehrenstück entsteht auch mittels einer einzigen Linie, wenn durch dieselbe der Schild in zwei ungleiche Teile zerlegt wird. Ist das obere Drittel des Schildes durch eine Querlinie abgegrenzt, so entsteht das Schildeshaupt (Fig. 8), umgekehrt der Schildesfuß. Eine Kombination der beiden Schräglinien ergibt die Spitze (Fig. 9), der beiden Schrägbalken den Sparren (Fig. 10), aus Sparren und Pfahl die Deichsel (Fig. 11). Werden die senkrechten, wagerechten und Schräglinien in der Verbindung vervielfältigt, so entsteht immer nur ein Teilungsbild. Die wichtigsten derselben sind: geschacht (Fig. 12), gerautet (Fig. 13) und geständert (Fig. 14). Durch Anwendung gebogener Linien ergibt sich eine große Menge gemusterter Heroldsbilder. Es seien beispielsweise angeführt: der Zinnenschnitt (Fig. 15), der Spitzenschnitt (Fig. 16), der Eisenhut- (Fig. 17) und Wolkenschnitt (Fig. 18), beide letztere auf die Verwendung farbigen Pelzwerkes (s. d.) zurückführend und in der mannigfaltigsten Gruppierung vorkommend; der Stufenschnitt (Fig. 19) und der wellenförmige Schnitt am häufigsten in der Form des gewellten Schrägbalkens (Fig. 20).

^[Abb.: Heroldsfiguren. 1. Gespalten. 2. Geteilt. 3. Schrägrechts geteilt. 4. Quadriert. 5. Pfahl. 6. Balken. 7. Schrägrechtsbalken. 8. Schildeshaupt. 9. Spitze. 10. Sparren. 11. Deichsel. 12. Geschacht. 13. Gerautet. 14. Geständert. 15. Zinnenschnitt. 16. Spitzenschnitt. 17. Eisenhut. 18. Wolkenschnitt. 19. Stufenschnitt. 20. Wellenschnitt.]

Heroldsmeister, s. Heroldsamt.

Heroldsstab, s. Caduceus.

Heromanie (griech.), Schwärmerei für die Heroenzeit.

Heron, 1) H. von Alexandria, früher auch H. der ältere genannt, Mathematiker und Physiker um 100 v. Chr. lebend, Schüler des Ktesibios, ist Verfasser geometrischer und mechanischer Schriften, die man früher zum Teil dem sogen. jüngern H. (vgl.: H. 2) zugeschrieben hat, bis die Heronfrage durch Letronne und H. Martin entschieden worden ist (vgl. Martin, Recherches sur la vie et les ouvrages d'Héron d'Alexandrie, in den "Mémoires" der Akademie der Inschriften, 1. Serie, Bd. 4, 1854). Von den geometrischen Schriften, welche Hultsch unter dem Titel: "Heronis Alexandrini geometricorum et stereometricorum reliquiae" (Berl. 1864) veröffentlicht hat, nimmt man jetzt an, daß sie ursprünglich ein großes geodätisches Werk gebildet haben, dessen einzelne Teile später durch Jahrhunderte als Lehrbücher benutzt und durch die Abschreiber mannigfach umgestaltet worden sind. Die Abhandlung über die Dioptra, ein geodätisches Instrument zum Winkelabstecken, welche zuerst von Venturi ("Commentarj sopra la storia e le teorie dell' ottica", Bd. 1, Bologna 1814) und neuerdings mit französischer Übersetzung von Vincent ("Notices et extraits des manuscrits de la bibliothèque impériale". Bd. 19, 2. Teil, Par. 1858) veröffentlicht worden ist, enthält die Formel für die Fläche eines ebenen Dreiecks, ausgedrückt durch die drei Seiten. Seine Abhandlung über den Geschützbau findet man bei Thevenot ("Veterum mathematicorum opera", Par. 1693) und deutsch in "Griechische Kriegsschriftsteller" von Köchly und Rüstow. Auf physikalischem Gebiet verdanken wir H. mehrere Erfindungen, wie die Äolipile, einen Heliostaten, einen Apparat zur Erzeugung von Geistererscheinungen durch Spiegel, den Heronsbrunnen u. a.; der sogen. Heronsball ist aber nicht seine Erfindung. Vgl. Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik, Kap. 18 und 19 (Leipz. 1880).

2) H. der jüngere, ein Schriftsteller, dem man sonst eine 1572 von Barozzi in lateinischer Übersetzung veröffentlichte Abhandlung über Geodäsie und verschiedene andre Schriften Herons von Alexandria zuschrieb, und den man in das 7. oder 8. Jahrh. n. Chr. setzte. Jene Abhandlung, von welcher Vincent den griechischen Text mit französischer Übersetzung veröffentlicht hat ("Notices et extraits des manuscrits de la bibliothèque impériale", Bd. 19, 2. Teil, Par. 1858), ist aber eine Nachbildung der Schriften Herons von Alexandria, die darin vorkommenden Messungen beziehen sich auf die Rennbahn in Konstantinopel, und aus einigen Beobachtungen von Sterndistanzen folgt, daß sie um 938 von einem ungekannten Feldmesser geschrieben ist.

Heronsball (nach seinem angeblichen Erfinder Heron von Alexandria), ein zum Teil mit Wasser gefülltes Gefäß (s. Figur), in welches ein unter das Wasser hinabreichendes beiderseits offenes Rohr luftdicht eingesetzt ist. Ist der Druck der Luft im Gefäß größer als der äußere, so wird das Wasser in der Röhre gehoben und springt als Wasserstrahl aus der obern Mündung. Um den innern Druck größer zu machen

^[Abb.: Heronsball.]