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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Heutrockenapparat; Heuwurm; Heuzwieback; Hevea; Hève, Cap de la; Heveen; Heveller; Heves

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Heutrockenapparat - Heves.

habilitierte er sich an der Universität Basel als Privatdozent, worauf er 1863 in die durch Arnolds Weggang erledigte Professur für deutsches Recht berufen ward. Schon vorher, 1859, zum Mitglied des Zivilgerichts gewählt, hatte er von der Regierung 1860 den Auftrag erhalten, ein Zivilgesetzbuch für den Kanton Baselstadt zu entwerfen, welche Arbeit aber nicht über die ersten Stadien (Entwurf 1865, Motive 1866 und 1868) hinauskam, weil die bald folgenden Rechtseinheitsbestrebungen der Bundesrevision die kantonalen Interessen zurückdrängten. 1866 wurde er Vizepräsident des Zivilgerichts, auch Mitglied des Großen Rats sowie kleinerer Judikaturen und Justizbehörden. 1868 übertrug ihm die Eidgenossenschaft die Bearbeitung eines Bundesgesetzes über Schuldbeitreibung und Konkurs, dessen Entwurf mit Motiven (Bern 1874) im Druck erschien. Um die Hebung der vaterländischen Rechtsentwickelung machte er sich durch viele gediegene Aufsätze in der "Zeitschrift für schweizerisches Recht" und in den "Beiträgen zur vaterländischen Geschichte" der Baseler Geschichtsforschenden Gesellschaft verdient. Sein bedeutendstes Buch ist "Die Gewere" (Weim. 1872), worin er die von Albrecht aufgestellte kunstvolle Theorie einer gründlichen Revision unterzog. Außerdem schrieb er: "Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im Mittelalter" (Basel 1860); "Die Beschränkung der Eigentumsverfolgung bei Fahrhabe und ihr Motiv im deutschen Recht" (das. 1871); "Der Ursprung der deutschen Stadtverfassung" (Weim. 1872). Für Bindings "Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft" bearbeitete er die "Institutionen des deutschen Privatrechts" (Leipz. 1885-86, 2 Bde.).

Heutrockenapparat, Vorrichtung, um das geerntete und durch Regen naß gewordene Heu mechanisch zu trocknen. Die bisherigen Versuche zur Ausbildung dieser Apparate, welche namentlich für feuchte Gebiete von Wichtigkeit wären, sind noch zu keinem günstigen Abschluß gediehen. Die Erfinder von Heutrockenapparaten wenden entweder einen Strom erwärmter Luft an, welcher durch das in einem transportabeln Schuppen untergebrachte Heu hindurchgeleitet wird (System Gibbs), oder sie entziehen dem Heu, welches in Feimen aufgestapelt ist, durch Aussaugen der Luft die Feuchtigkeit. Zu letzterm Zweck werden kräftig wirkende Gebläse verwendet, welche die Luft aus horizontalen und vertikalen, in den Heufeimen angelegten Kanälen aussaugen (System Nellis). Leider haben die bezüglichen Versuche, trotzdem anfänglich stets günstige Berichte über dieselben veröffentlicht wurden, keinen dauernden Erfolg ergeben. Heuwendemaschinen haben den Zweck, das geschnittene, auf dem Boden liegende Heu durchzuarbeiten, um es den Einwirkungen von Luft und Sonne auszusetzen. Das Prinzip dieser Maschinen ist folgendes: Auf einer schnell rotierenden Achse sind Rechen angebracht, welche das Heu ergreifen, aufheben und so gewendet wieder zu Boden fallenlassen. Die Zinken der Rechen sind gekrümmt, damit das Heu nicht längs des Bodens fortgeschleudert, sondern von den Zinken gehalten und erst, nachdem es eine Zeitlang an der Rotation derselben teilgenommen, durch die Zentrifugalkraft hoch geworfen werde. Soll das Heu nur gewendet, aber nicht in die Höhe geworfen werden, so läßt man die Rechen in entgegengesetzter Richtung rotieren. Es kommt dann die äußere Krümmung der Zinken mit dem Heu in Berührung und wird letzteres nach hinten fortgeschleudert, so daß eine Veränderung der lagernden Schichten stattfindet. Der Mechanismus der H. ist ein ziemlich komplizierter; die Vorrichtungen zum Hoch- und Niedrigstellen der Rechentrommel, zum Umlegen der einzelnen Zinken für den Transport und zum Auswechseln der Bewegungsrichtung bedingen eine Anzahl von Apparaten, welche die Maschine kompliziert und demnach kostspielig machen. Die genannten Aufgaben werden bei den verschiedenen Konstruktionen in mannigfacher Weise gelöst; jedoch kommt man in neuerer Zeit zu bestimmten typischen Formen, in welchen nur noch die Details Abweichungen zeigen. Die bekannteste H. werden in den englischen Fabriken von Howard in Bedford, Nicholson in Newark und Boby in Bury St. Edmunds gefertigt. Alle drei Konstruktionen sind gleichwertig. Die tägliche Leistung beträgt bei einer Arbeitsbreite von 1,6 m 5 Hektar pro Tag bei einmaligem Überfahren der Fläche; jede Maschine ersetzt 16 Arbeiter. Hierin und in der ungleich bessern Ausführung der Arbeit liegt der Wert der H.

Heuwurm, s. Wickler.

Heuzwieback, Viehfutter, wird aus möglichsten zerschnittenem Heu und Stroh und zerquetschtem Roggen und Hafer bereitet, indem man das Gemisch mit einer Leinsamenabkochung durchknetet und mit einer Presse in flache Tafeln formt. Der H. hat mit Recht wenig Eingang bei der Fütterung gefunden.

Hève, Cap de la (spr. ähw'), steiles, mit zwei Leuchttürmen versehenes Vorgebirge im franz. Departement Niederseine, das den nördlichen Eingang in die Mündung der Seine bezeichnet.

Hevea Aubl., Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen, große, milchsaftreiche Bäume mit wechselständigen, gegen das Ende der Zweige gehäuften, lang gestielten, dreizähligen Blättern, meist länglich elliptischen, ganzrandigen Blättchen, Blüten in end- und achselständigen Rispen und großen, dreifurchigen Kapseln. Acht in den Wäldern des Amazonas, Orinoko und Rio Negro und in Guayana heimische Arten, deren reichlich fließender Milchsaft sehr viel Kautschuk liefert. Derselbe kommt besonders von zwei Arten, in erster Linie von H. guianensis Aubl. (Jatropha elastica L., Siphonia elastica Pers., s. Tafel "Industriepflanzen"), einem 20 und mehr Meter hohen Baume mit 60 cm dickem Stamm und derb krautigen, kahlen, unterseits bläulichgrünen Blättern, und von H. brasiliensis J. Müll.

Heveen, s. Kautschuk.

Heveller, eine zum Stamm der Wilzen gehörige slawische Völkerschaft, an der Havel und untern Spree wohnend. König Heinrich I. schlug sie und eroberte im Winter von 928 auf 929 ihre Stadt Brennabor (Brandenburg); Kaiser Otto I. errichtete in ihrem Gebiet die Bistümer Brandenburg und Havelberg (s. d.), aber erst im 12. Jahrh. wurde von Albrecht dem Bären die Unterjochung der H. vollendet.

Heves (spr. héwesch), ungar. Komitat zwischen der Donau und Theiß, grenzt im N. und NW. an Neográd, im N. an Gömör, im O. an Borsod und das Haidukenkomitat, im S. an Jász-N. Kun-Szolnok und im S. an Pest und umfaßt 3802 qkm (69 QM.) mit 208,420 ungar. Einwohnern. Den Norden durchzieht das wald- und weinreiche Mátragebirge; der südliche Teil dagegen, welcher von der Theiß und deren Nebenflüssen Zagyva, Tarna und Eger teils durchströmt, teils begrenzt wird, gehört der Tiefebene an. Es liefert Getreide, besonders Weizen, Roggen und Kukuruz, Gartengewächse (Rüben, Kraut, Kürbisse, Melonen), Obst, Wein (Erlau, Apcz) und guten Tabak (Debröer, Verpeléter). Die Schaf-, Schweine- und Pferdezucht ist nicht unbedeutend. In mehreren Gegenden des Komitats, dessen Sitz Erlau ist, gibt