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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hispaniola; Hispid; Hissar

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Hispaniola - Hissar.

(ibarra, "Thalschlucht", anfangs auf das Thal des Ebro angewendet und später weiter ausgedehnt). Das römische H. umfaßte das ganze heutige Spanien nebst Portugal und wurde durch die Pyrenäen von Gallien geschieden. Daran schließt sich gegen W. das Kantabrische Gebirge (bei Strabon und Florus Vindius oder Vinnius "weißes Gebirge", wegen der weißen Kalkfelsen, genannt), mit dem vier Ketten in westöstlicher Richtung parallel laufen, deren je zwei immer ein mächtiges Flußthal einschließen. Nur von einer, der heutigen Sierra Nevada, ist uns der alte Name Ilipula (baskisch "vielspitzig") erhalten. Die Stromthäler waren, wie noch heute, von sehr verschiedener Natur: Das Gebiet des Iberus (Ebro), des einzigen großen Flusses der Ostküste, öde, wüst und fast steppenhaft, ebenso die seiner tief in den Boden eingeschnittenen Zuflüsse. Weit fruchtbarer war die Westhälfte, deren Flußthäler an der Mündung meistens vorgelagerte Ebenen besitzen, wie das des Durius (Duero), des Tagus (Tajo) und namentlich des Bätis (Guadalquivir), dessen Thal schon damals bei weitem das gesegnetste der Halbinsel war. Zu nennen sind außerdem der Anas (Guadiana), Bätica von Lusitania scheidend, und der Galläcien durchfließende Minius (Minho). Das alte H., besonders Lusitanien und das Land der Turdetaner (Provinz Bätica), war durch Reichtum an Früchten jeglicher Art, edlem Vieh (besonders Wollschafen), Fischen, die millionenweise nach Italien exportiert wurden, wie auch an Metallen, vorzüglich an Silber, Zinn, Blei und trefflichem Eisen, sehr berühmt. Der regenreiche Norden war gut bewaldet und ebenfalls fruchtbar. Nur die innern, von den Keltiberern bewohnten Teile waren rauher und zum Anbau weniger geeignet. Den weitaus größten Teil des Landes hatten die Iberer inne, als deren Nachkommen die heutigen Basken gelten. Schon im 12. Jahrh. v. Chr. wanderten Phöniker aus Tyros in den Süden des Landes ein, welchen die Turdetaner innehatten, deren Namen die Semiten in Tartisch (das Silberland "Tarschisch" der Bibel) verdrehten. Die Küste bedeckte sich mit phönikischen Kolonien: Abdera, Sexi, Malacca ("Ort des Einsalzens"), Carteja ("Doppelstadt"), Gades ("Umzäunung"), Olisipo, Bäsippo, Ostippo, Acinippo u. a. Als Hamilkar 235 v. Chr. Südspanien eroberte, diente das Land zum zweitenmal semitischen Herren und romanisierte sich später mit gleicher Leichtigkeit in kurzer Zeit. An der Ostküste Hispaniens finden sich einige griechische Niederlassungen (Alonä, Dianium, Rhodä, Emporiä etc.), und das unfruchtbare Innere hatten die Keltiberer (s. d.) inne. Wie man aus der Bedeutung ihrer Ortsnamen und ihrer Sitze schließt, sind sie als Eroberer aus Gallien eingewandert, aber von den Iberern auf die unfruchtbarsten Striche zurückgedrängt worden. Sonst finden sich noch an Kelten die Keltiker in Lusitanien und die vielleicht über See eingewanderten Artabrer in Galläcien. Während die Iberer klein waren, von dunklem Haar und brauner Hautfarbe, waren die Kelten groß, von hellem Haar und Teint; letztere trugen mannshohe Schilde und lange Schwerter für den Nahkampf, den sie liebten, die aus der Ferne kämpfenden Iberer Wurfspieße und Schleudern, mit denen sie ihre Bergfesten, wie z. B. Numantia, aufs hartnäckigste verteidigten. Die kriegerischen unter ihnen waren die Carpetaner, welche Hannibal erst nach schweren Verlusten und langen Kämpfen unterwarf. Man rühmt ihre Mäßigkeit, tadelt aber ihre übertriebene Neigung zu Kleiderputz, Tanz, Raub und Krieg. Neben Freiheitsliebe werden ihnen auch Stolz, Verschlagenheit und unbeugsame Hartnäckigkeit beigelegt. Als die gebildetsten unter allen alten Volksstämmen Hispaniens gelten die Turdetaner und Turduler (in der Provinz Bätica), die von ihren phönikischen Herren neben andrer Kultur die Schreibekunst erlernten, dabei aber unkriegerisch wurden. Nachdem die Römer 24 v. Chr. zum ruhigen Besitz des ganzen Landes gelangt waren, von welchem sie schon 205 den Osten und Süden erobert hatten, wußten sie sich denselben durch große Heerstraßen nach allen vorzüglichern Städten sowie durch Anlegung zahlreicher Veteranen- und andrer Kolonien zu sichern, so daß schon unter Augustus und dessen nächsten Nachfolgern das Land mehr und mehr ein römisches Ansehen gewann und zwar in weit höherm Grad als viele andre von den Römern ungleich früher eroberte Länder. Seit 205 v. Chr. zerfiel die Halbinsel in Hispania citerior (das spätere Tarraconensis) und Hispania ulterior (Lusitania und Bätica), seit Augustus in die Provinzen Lusitania, Bätica und Tarraconensis. Unter Hadrian wurde von Tarraconensis die neue Provinz Galläcia und Asturia abgezweigt, während Diokletian die spanische Diözese in sieben Provinzen teilte: Lusitania, Bätica, Galläcia, Tarraconensis, Carthaginensis und Balearica; die Provinz Tingitana lag in Afrika. Von Augustus an ward die Verwaltung jener drei Provinzen von ebenso vielen Prätoren besorgt, von denen der tarraconensische Konsularrang besaß, unter dem wiederum drei Legaten mit ebenso vielen Legionen standen. Zu Gerichtszwecken zerfiel das ganze Land in 14 Sprengel. S. Karte "Römisches Reich"; über die Geschichte des alten H. s. Spanien.

Hispaniola, Insel, s. v. w. Haïti.

Hispid (lat. hispidus), rauh, borstig.

Hissar (türk.), s. v. w. festes Schloß, kommt in zusammengesetzten Ortsnamen oft vor.

Hissar, 1) Landschaft (Begschaft) in Bochara, wird im N. begrenzt von der Hissarkette, im O. von Karategin und Darwas, im S. von Kulab und Kabadian, im W. von der Landschaft Schehrisebz. Die Flüsse Surchab, Kafirnahan und Surchan, Zuflüsse des Amu Darja, durchziehen das gut bewässerte und ziemlich fruchtbare Gebiet, das von Uzbeken und Tadschik, Juden, Hindu u. a. bewohnt wird. Produkte sind Kupfererz und mittelmäßiger Marmor. Die Stadt H., in einem Thal des obern Kafirnahan, am Fuße schneebedeckter Berge, hat 15,000 Einw., deren Waffen und eiserne Geräte sich hohen Rufs erfreuen. Ruinen längst verlassener großer Städte finden sich an mehreren Orten. Im Altertum hatte H. einen größern Umfang; später gerieten seine Fürsten in Abhängigkeit von Bochara, behielten aber die Regierung bis 1869; seitdem setzt dieses den Beg (Statthalter) ein, weil der damalige Gebieter sich zum Haupte der Mißvergnügten machte, welche Wiedervertreibung der Russen aus Samarkand zu erzwingen hofften. Im Sommer 1875 unternahmen die Russen unter Mayews Leitung eine Expedition nach H., angeblich zur Erforschung des Surchab. S. Karte "Zentralasien".

2) Regierungsbezirk (Division) unter einem Commissioner in der britisch-ind. Provinz Pandschab, 21,638 qkm (391 QM.) groß mit (1881) 1,311,067 Einw., meist Hindu, zerfällt in die Distrikte H., Rohtak und Sirsa; auch die Tributärstaaten Loharu und Durjana (1033 qkm mit 37,170 Einw.) gehören administrativ zu H. Das durchaus ebene Land ist meist sandig, der Thonboden aber bei hinreichender Bewässerung sehr fruchtbar. Die gleichnamige Hauptstadt hat 14,167 Einw. In der Zeit der Wedas (s. d.)