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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Humpheon; Humphreys; Humpoletz; Humulus; Humus

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Humpheon - Humus.

dann mit gemalten Wappen, Adlern, Emblemen, Figuren etc., je nach dem Zweck und dem Besitzer, dekoriert, oder aus Zinn, Messing und andern Metallen geformt. Im gewöhnlichen Sprachgebrauch bedeutet H. ein Trinkgefäß von beträchtlichem Umfang. S. die Abbildungen bei "Kurfürstenglas" und "Thalerhumpen".

Humpheon (spr. hommfion), in Nordamerika Gewicht für Maismehl, = 800 Pfd. = 362,872 kg.

Humphreys (spr. hommfris), Henry Noel, engl. Schriftsteller und Illustrator, geb. 1810 zu Birmingham, ward zum Teil auf dem Kontinent ausgebildet und publizierte 1840, nach längerm Aufenthalt in Rom, sein erstes Werk, die Beschreibung zu Cookes "Views in Rome". Diesem folgten dann zahlreiche andre illustrative Werke, von denen wir namhaft machen: "British butterflies and their transformation" (mit Westwood, 1841; 3. Aufl. 1860); "British moths and their transformation" (ebenfalls mit Westwood, 1843-45, 2 Bde.; neue Ausg. 1860); "The illuminated books of the middleages" (1844-1849); "Ancient coins and medals" (1850); "The coin collector's manual" (1853, 2 Bde.); "The coinage of the British empire" (1854, neue Ausg. 1868); "Stories by an archaeologist and his friends" (1856); "Ocean gardens" (1857); "The butterfly vivarium or insect-home" (1858); "Goethe in Strasbourg" (dramatische Novellette, 1860); "History of the art of printing" (1867); "Holbein and the dance of death" (1868); "Masterpieces of the early painters and engravers" (1869); "Rembrandt and his etchings" (1871). Er starb 10. Juni 1879.

Humpoletz, alte Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Deutsch-Brod, Sitz eines Bezirksgerichts, mit 2 katholischen und einer evang. Kirche, Synagoge, Krankenhaus, Bürgerschule und Webschule, lebhafter Tuchindustrie und (1880) 5412 Einw. Westlich von H. das alte Prämonstratenserstift Seelau (1149 gestiftet).

Humulus L., Pflanzengattung, s. Hopfen.

Humus (lat.), die braune oder schwarze Masse, in welche Pflanzen oder Pflanzenteile nach dem Absterben zerfallen, und welche, oft in starker Schicht, den Boden der Wälder und Wiesen bedeckt, häufiger noch, mit mineralischen Substanzen vermischt, im Ackerboden sich befindet und dann die Dammerde bildet. Torf, durch Vermoderung zerfallenes Holz, vermoderte Baumrinde bestehen zum größten Teil aus H. Der H. besitzt keine bestimmte Zusammensetzung; immer aber findet man darin einige wenige Verbindungen, welche ihm eigentümlich sind und seine Eigenschaften bedingen. Diese Körper bestehen aus Cellulose, Stärke, Zucker und ähnlich zusammengesetzten, im Pflanzenreich überall verbreiteten Substanzen, aus welchen man sie auch beim Verdampfen wässeriger Pflanzenauszüge, durch längere Einwirkung von Säuren oder Alkalien etc. darstellen kann. Ob alle diese braunen und schwarzen Substanzen identisch sind, ist sehr fraglich, und der in der Natur entstehende H. ist jedenfalls ein sehr kompliziertes Gemisch, welchem sich Zersetzungsprodukte aller übrigen Pflanzenbestandteile und animalische Substanzen beimengen. Der H. entsteht durch Gärungs-, Fäulnis- und Verwesungsprozesse; er hat die organische Struktur so gut wie vollständig verloren, ist in Wasser unlöslich, zieht dasselbe aber mit großer Begierde an und zerfließt, wenn er sich damit sättigen kann, zu einem Brei, welcher wieder zu einer Masse eintrocknet, die in lauter scharfkantige, glänzende Stückchen mit muscheligem Bruch zerfällt. Wird der Brei dagegen starkem Frost ausgesetzt, so trocknet er später zu einem lockern Pulver ein, welches sich etwa wie Kohle verhält.

Man unterscheidet im H. die braunen und die schwarzen Humusstoffe, die Ulmin- und die Huminstoffe. Die Bildung der braunen Ulminstoffe erfolgt unter Aufnahme von Sauerstoff und Entwickelung von Kohlensäure und Wasser, und dabei wird die zurückbleibende Masse relativ reicher an Kohlenstoff; Ulmin enthält mehr Kohlenstoff als Cellulose und mehr Wasserstoff, als nötig wäre, um mit seinem Sauerstoff Wasser zu bilden. Das Ulmin bildet sich besonders bei trockner Umgebung, während bei Gegenwart von vielem Wasser schwarze Huminstoffe entstehen. In Torfmooren und in der Ackerkrume fehlen die Ulminstoffe bisweilen gänzlich, aber Holz, welches an der Luft vermodert, wird niemals schwarz, stets nur braun; trocken gehaltene Lauberde besitzt eine braune, feucht gehaltene eine schwarze Farbe. Die braunen Stoffe können in die schwarzen übergehen, wobei dann wieder Sauerstoff aufgenommen und Kohlensäure und Wasser abgeschieden werden. Die schwarzen Stoffe enthalten nur so viel Wasserstoff, als nötig ist, um mit ihrem Sauerstoff Wasser zu bilden. Ulmin- und Huminstoffe geben an Wasser nichts Lösliches ab; wenn man sie aber mit Ammoniak oder kohlensaurem Kali behandelt, so zerfallen sie in einen löslichen und einen unlöslichen Teil; es bildet sich ulmin- oder huminsaures Salz, aus dessen brauner Lösung die Säure durch eine Mineralsäure gefällt werden kann. Ulminsäure und Huminsäure sind zuerst in beträchtlicher Menge in Wasser löslich, verlieren diese Eigenschaft aber durch Trocknen. Hieraus erklärt es sich, weshalb ein sehr humusreicher Boden doch nicht sauer reagiert: die Humussäuren verhalten sich erst dann wie Säuren, wenn sie mit Alkalien verbunden waren. Was durch Kali oder Ammoniak aus den braunen oder schwarzen Stoffen nicht gelöst wird, nennt man Ulmin und Humin. Kommt einer der genannten vier Stoffe mit einer in chemischer Umsetzung begriffenen Substanz in Berührung, so bildet sich die in Wasser leicht lösliche braune Apokrensäure oder Quellsatzsäure. Neben letzterer findet sich im H. stets eine weiße, gelatinöse Substanz, die Krensäure oder Quellsäure, welche durch Reduktion aus Apokrensäure entsteht und durch Oxydation wieder in dieselbe übergeführt werden kann.

Läßt man mit Wasser vollständig ausgelaugten H. längere Zeit feucht an der Luft stehen, so zieht er Ammoniak an; es entsteht ein humussaures Ammoniaksalz, welches durch Wasser ausgezogen werden kann. Noch schneller und in größerer Menge entsteht dasselbe, wenn der H. z. B. mit Kreide oder Ätzkalk gemischt wird. Neben diesem Prozeß verläuft zugleich ein Oxydationsprozeß: es wird Sauerstoff aus der Luft aufgenommen, und es bildet sich apokrensaures Salz. Letzteres kann unter passenden Umständen (an tiefen Stellen u. dgl.) zu krensaurem Salz reduziert werden; bei Berührung mit der Luft aber wird es oxydiert, und zuletzt bleibt kohlensaures Salz zurück. Auf diese Weise wird der H. zersetzt. Die Zersetzung erfolgt aber viel schneller bei Gegenwart von Basen, weshalb der Torf, welcher meist nur spärliche Mengen davon enthält, viel beständiger ist als der H. des Bodens, welcher mit Basen oder den kohlensauren Salzen derselben verbunden oder gemengt ist. Kalkboden ist seltener humusreich als Sandboden.

Der H. ist für den Ackerboden von hoher Bedeutung (s. Boden, besonders S. 108) und verrichtet hier sehr wichtige Funktionen. Indes verdienen nicht sowohl die