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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Indifferente Heilquellen - Indigo.

welche keine charakteristischen Salze enthalten. In der Physik spricht man z. B. von indifferentem Gleichgewicht, in welchem sich Körper befinden, deren Schwerpunkt selbst unmittelbar unterstützt ist, und die daher in jeder Lage in Ruhe bleiben.

Indifferente Heilquellen, s. Mineralwässer.

Indifferentismus (neulat.), "Gleichgültigkeit" in Bezug auf Wahl und Bevorzugung des einen Gegenstandes vor dem andern, entweder auf Mangel an Kenntnis davon oder Interesse dafür beruhend. Es gibt einen moralischen, religiösen, philosophischen und politischen I. Der moralische I. leugnet den wesentlichen Unterschied zwischen dem Guten und Bösen und erklärt demgemäß die Stimme des Gewissens für Selbsttäuschung. Der religiöse I. verhält sich gegen die verschiedenen Religionsformen gleichgültig, indem er keiner derselben die Bedeutung einer von Gott auf unmittelbare Art geoffenbarten zugesteht. Der philosophische I. bestreitet den Wert und die Bedeutung der philosophischen Probleme und Systeme für Wissenschaft und Leben. Der politische I. endlich verkennt die Wichtigkeit der verschiedenen staatlichen Verfassungsformen in Bezug auf das allgemeine Wohl und stellt sich insbesondere vaterländischen Interessen gegenüber auf einen willen- und haltlosen kosmopolitischen Standpunkt. Außerdem gibt es noch einen scientifischen, welcher entweder in Vornehmthuerei es unter seiner Würde hält, sich mit der Wissenschaft zu beschäftigen, oder in Mangel an intellektueller Bildung seinen Grund hat; ferner einen ästhetischen, welcher sich gegen die Eindrücke des Schönen und Häßlichen unempfindlich zeigt; endlich einen physischen, welcher von den Gefühlen der Lust und Unlust nicht berührt wird. In Bezug auf die Lehre von der sittlichen Freiheit bezeichnet I. die Annahme einer Indifferenz des Willens oder einer absoluten Abhängigkeit von (äußern oder innern) Bestimmungsgründen.

Indifferenz (lat.), "Unterschiedslosigkeit", Aufhebung des Unterschieds. So spricht die Identitätsphilosophie von der I. des Objekts und Subjekts; s. Indifferenzpunkt.

Indifferenzpunkt (lat.), in der Schellingschen Identitätsphilosophie der Punkt, in welchem kraft der intellektuellen Anschauung die Gegensätze des Subjektiven und Objektiven, Realen und Idealen, von Natur und Geist aufgehoben erscheinen, von welchem abwärts aber in den endlichen Dingen jene Unterschiede noch nicht zur Identität vereinigt werden können. Über magnetischen I. in der Physik s. Magnetismus.

Indig, s. v. w. Indigo.

Indigbitter, s. v. w. Pikrinsäure.

Indigblau, s. Indigo.

Indigen (lat., "eingeboren"), einheimisch; was einer bestimmten Flora als wild wachsend angehört.

Indigenat (lat.), s. v. w. Heimatsrecht, Staatsbürgerrecht, d. h. die Summe der Rechte, welche dem Staatsangehörigen als solchem zustehen (s. Staatsangehörigkeit). In zusammengesetzten Staaten findet sich neben dem I. des Einzelstaats (Landesindigenat) noch ein sogen. Bundesindigenat (s. d.).

Indigestion (lat.), s. Verdauungsschwäche.

Indigetes (Indigites), lat. Wort von unsicherer Etymologie, der Überlieferung nach vergötterte Menschen, wohl Landesschutzgötter. Die Anrufungen derselben hießen Indigitamenta. Vgl. Preller, Römische Mythologie, S. 80 ff. (Berl. 1865).

Indigextrakt, im Handel s. v. w. reines Indigblau.

Indigirka, Fluß in Ostsibirien, entspringt auf dem Werchojanischen Gebirge und mündet nach einem Laufe von 1400 km Länge durch eine der unwirtlichsten Gegenden der Erde in vier Armen ins Eismeer. Er wird nur von den Booten der Jakuten und der russischen Kolonisten an seinen Ufern befahren. Nahe seiner Mündung die russische Niederlassung Rußkoje Ustje.

Indigkarmin, s. Indigo.

Indigkomposition, s. Indigo.

Indigküpe, s. Indigo.

Indiglucin, s. Indigo.

Indignation (lat.), Entrüstung, gerechter Unwille über eine unwürdige, vom sittlichen Gefühl verurteilte Handlung; indigniert, entrüstet, empört.

Indignität (lat., "Unwürdigkeit"), Erbunwürdigkeit, die rechtliche Unfähigkeit einer Person zur Erbfolge in den Nachlaß eines gewissen Erblassers. Nach römischem Recht wird in zahlreichen Fällen, von denen jedoch heutzutage nur wenige noch praktisch sind, einem Erben oder Vermächtnisnehmer die ihm zugefallene Erbschaft oder das Vermächtnis als einem Unwürdigen (indignus) zu gunsten andrer, würdigerer Personen oder des Fiskus entzogen. Über die einzelnen Fälle, welche sich zumeist auf eine Impietät des Erben gegen den Erblasser zurückführen lassen und welche im preußischen Landrecht auf neun, im königlich sächsischen Zivilgesetzbuch auf drei Fälle vermindert sind, vgl. außer den Lehrbüchern des römischen Rechts: Preußisches allgemeines Landrecht, I, 12, § 599 ff., 605 ff.; II, 16, § 18; 18, § 218 ff.; Sächsisches bürgerliches Gesetzbuch, § 2277 ff., 2425.

Indigo (Indicum), blauer Farbstoff, kann aus vielen Pflanzen erhalten werden, findet sich aber niemals fertig gebildet in diesen Pflanzen. Die wichtigsten Indigopflanzen sind: Indigofera Anil, tinctoria, argentea, hirsuta und andre Arten derselben Gattung, Isatis tinctoria, Polygonum tinctorium und Nerium tinctorium; außerdem kommen in Betracht: Asclepias tingens, Eupatorium tinctorium, Galega tinctoria, Mercurialis annua und perennis und mehrere Orchideen, welche sich auf frischer Schnittfläche blau färben. Zur Darstellung des Indigos werden namentlich die Indigofera-Arten kultiviert zur Zeit der Blüte abgeschnitten und in großen Reservoirs mit Wasser und etwas Kalkmilch oder Ammoniak der Gärung überlassen. Die abgelassene Flüssigkeit bringt man in einem zweiten Reservoir durch Schlagen mit Stöcken oder Schaufeln in möglichst innige Berührung mit der Luft. Der hierbei abgeschiedene I. wird nach dem Absetzen ausgewaschen und getrocknet. Getrocknete Indigofera-Blätter liefern höchstens 2 Proz. I.

Man unterscheidet im Handel die Indigosorten nach ihrem Vaterland. Als die besten Sorten gelten gegenwärtig der bengalische und der Java-I. Letzterer ist der leichteste. Nächst Java und Bengal kommen auch Kurpah, Madras, Bimlipatam, Benares, Tirhoot, Audh und andre ostindische Sorten vor. Dann folgen Guatemala-, Caracas- und Manila-I., welche beiden letztern Sorten in ihren besten Qualitäten etwa den halben Preis des feinsten Bengal haben. Minder häufig vorkommende Sorten sind der kolumbische (Neugranada), der brasilische, Carolina, der ägyptische etc. Der I., wie er im Handel vorkommt, bildet würfel- oder tafelförmige, meist zerbrochene Stücke von erdigem Bruch, tief dunkelblauer, purpurvioletter Farbe und nimmt beim Reiben mit einem hartem Körper Kupferglanz an. Je stärker dieser Metallglanz ist, je mehr "gefeuert" der I. erscheint, um so besser ist er. Die besten Sorten