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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ischiadicus; Ischias; Ischim; Ischion; Ischkodra; Ischl

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Ischiadicus - Ischl.

Insel ist gebirgig und rein vulkanischen Ursprungs; steile, zerrissene Tuff- und Lavafelsen bilden ihre Küsten. Der scharf gezackte, 795 m hohe Epomeo, von dem man den besten Überblick über die Insel hat, war ein Hauptherd der vulkanischen Kräfte; außer ihm, der 1302 seinen letzten Ausbruch hatte, und dem nach NW. vorgeschobenen Monte Vico trägt die Insel noch elf kleinere Kegel. Der vulkanische Boden ist außerordentlich fruchtbar. Daneben nährt auch Fischerei die Bewohner, und eine wichtige Erwerbsquelle sind die warmen Mineralquellen, deren es 35 gibt, die berühmtesten die von Casamicciola. Diese ziehen im Sommer, Juni bis September, zahlreiche Besucher herbei. I. ist seit den ältesten Zeiten, zuletzt 1301, von gewaltigen vulkanischen Ausbrüchen heimgesucht worden, häufiger noch von Erdbeben, im 19. Jahrh. fünfmal, zuletzt und am heftigsten 28. Juli 1883, wobei Casamicciola und Lacco Ameno zerstört wurden. Übrigens wurden für die Verunglückten und Geschädigten mehr als 6 Mill. Lire, davon 2 Mill. im Ausland, ¾ Mill. in Deutschland, gesammelt. Man hat diese Erdbeben von dem Vulkan Epomeo abgeleitet, auf dessen fortdauernde, wenn auch schlummernde Kräfte die zahlreichen heißen Quellen deuten; wahrscheinlicher aber handelte es sich um Einsturzerdbeben. Die feste kristallinische Lavenoberfläche der Insel ruht auf lose verfestigten Tuffen, in welchen sich weiche Thonmergel eingelagert finden. Letztere werden durch die Wirkung des Wassers, besonders der heißen Quellen, ihres Kalkes beraubt und in eine schlüpfrige Masse verwandelt, welche unter dem Druck des überlagernden Gesteins plötzlich ausweicht, den Zusammenbruch und damit das Erdbeben herbeiführt. Vgl. Johnston-Lavis, Monograph of the earthquakes of I. (Neap. 1886). - Die Hauptorte der Insel sind: Casamicciola (s. d.) an der Nordseite, Forio (s. d.) an der Westseite und das Städtchen I. an der Ostseite, Procida gegenüber, mit (1881) 2741 Einw., einem Hafen, Seebad und schöner Kathedrale, Bischofsitz; davor auf einem 180 m hohen Felsen, der nur durch einen schmalen Damm mit der Insel verbunden ist, ein Kastell, das unter den Bourbonen als Staatsgefängnis diente. Vgl. Kaden, Die Insel I. (Luzern 1883).

^[Abb.: Kärtchen der Insel Ischia.]

Ischiadicus (nervus i.), Hüftnerv.

Ischias (Ischialgie, griech.), s. Hüftweh.

Ischim, linker Nebenfluß des Irtisch in Westsibirien, entspringt in der Kirgisensteppe und mündet nach einem Laufe von 730 km oberhalb Tobolsk.

Ischion (griech., lat. ischium), die Hüfte; Osischion oder os ischii, das Sitzbein; ischiadisch, auf das Sitzbein bezüglich.

Ischkodra, Stadt, s. Skutari 1).

Ischl, Marktflecken und berühmter Badeort in der oberösterreich. Bezirkshauptmannschaft Gmunden, liegt reizend im Mittelpunkt des Salzkammerguts, 468 m ü. M., in einem freundlichen Thalbecken am Einfluß des aus dem St. Wolfgangsee kommenden Flusses I. in die Traun und am Westende des Totengebirges, ist Station der Salzkammergutbahn, Sitz eines Bezirksgerichts, einer Salinen- und Forstverwaltung, hat ein großes Salzsudwerk, eine kaiserliche Villa mit Park, ein neues großes Kurhaus mit Park, Museum, Theater, eine stattliche katholische und eine neue prot. Kirche, mehrere große Hotels, viele prachtvolle Landhäuser und Gartenanlagen und (1880) 2124 Einw. Als Badeort hat sich I. erst seit 1822 zu seiner jetzigen Berühmtheit und Vornehmheit emporgeschwungen. Die Badeanstalten sind sehr mannigfaltig; es gibt Solbäder, Bäder mit Zusatz von Schwefelquelle, von eisenhaltigem Moorwasser (Bergschlamm) etc., Dampfbäder, eine Molkenanstalt, Kaltwasserheilanstalt und eine Salzquelle. Letztere (die Maria Luisen-Quelle), 2 km von I. entspringend, enthält (nach Fr. v. Erlach) in 1000 Teilen 0,027 Jodnatrium, 10,204 Chlornatrium, 0,205 Chlormagnesium, 0,249 schwefelsaure Kalkerde, 0,311 schwefelsaures Natron, 0,295 kohlensaure Kalkerde etc. und wird mit besonderm Erfolg bei Drüsenanschwellungen (Kropf), Leiden der Magen- u. Darmschleimhaut, zu geringer Gallenabsonderung, Wurmsucht, chronischen Hautleiden, Schleimasthma etc. innerlich gebraucht. In der Ischler Schwefelquelle finden sich in 1000 Gewichtsteilen 5,17 Chlornatrium, 1,60 schwefelsaures Natron, 1,31 Schwefel, 0,80 kohlensaurer Kalk etc.; sie ist besonders angezeigt bei Schleimflüssen, chronischen Geschwüren, allgemeinen Dyskrasien skrofulöser, rheumatischer, arthritischer, psorischer Natur, bei Hämorrhoidal- und Menstruationsbeschwerden, bei chronischen Metallvergiftungen etc. Die Badesole, durch Auslaugen gewonnen und vom Salzberg nach I. geleitet, enthält nach Schröders Analyse in 100 Teilen 23,613 Chlornatrium, 0,093 Chlormagnesium, 0,384 schwefelsaures Natron, 0,384 schwefelsaure Kalkerde, 0,069 schwefelsaures Kali etc. und leistet vorzugsweise Dienste bei allen Formen der Skrofulose, bei Anschwellungen und Verhärtungen der Eingeweide wie der Ovarien und des Uterus, bei Lithiasis, chronischen. Hautausschlägen, Gicht und Hämorrhoiden, Rhachitis, nervösen Krankheiten etc. Die Jahresfrequenz von I. beträgt zwischen 4000 und 5000 Kurgäste. Das Salz von I. ist aufgelöstes Steinsalz, das in dem 4 km südöstlich entfernten, 936 m hohen Ischler Salzberg gewonnen wird. Derselbe steht schon seit 300 Jahren im Betrieb und enthält 12 horizontal getriebene Galerien. Das Sudwerk in I. (1571 erbaut) verarbeitet jährlich über ½ Mill. hl Salzsole (vom Ischler Salzberg und von Hallstatt) und produziert daraus ca. 160,000 metr. Ztr. Salz. Außerdem hat I. bedeutenden Holzhandel,