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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jaffna; Jaffnamoos; Jagd

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Jaffna - Jagd.

examen bestanden, kehrte er doch zu seiner frühern wissenschaftlichen Thätigkeit als Mitarbeiter an den "Monumenta" zurück und ward 1862 zum außerordentlichen Professor der historischen Hilfswissenschaften an der Universität zu Berlin ernannt. Obwohl seine Vorlesungen über Paläographie, Chronologie, Diplomatik u. dgl. große Anerkennung und viele Zuhörer fanden, erlangte er doch, auch nachdem er 1868 zum Christentum übergetreten war, nicht die erstrebte höhere wissenschaftliche Stellung, und zerfallen mit seinen frühern Freunden, in seinem Ehrgeiz bitter gekränkt, nahm er sich 3. April 1870 in Wittenberge durch einen Schuß selbst das Leben. Seine selbständigen Hauptwerke sind die "Regesta pontificum romanorum" (Berl. 1851; 2. Aufl., Leipz. 1885) und die "Bibliotheca rerum germanicarum" (Berl. 1864 bis 1872, 6 Bde.), beides Musterwerke an tief eindringender Sachkenntnis, kritischem Scharfsinn und genauester Sorgfalt.

2) Theodor Julius, Schauspieler, geb. 17. Aug. 1823 zu Berlin, war für die juristische Laufbahn bestimmt, widmete sich aber aus Neigung der Oper. Nachdem er seine Gesangstudien in Berlin und Wien vollendet hatte, trat er als Baritonist 1844 in Troppau, dann in Lübeck, Halle, Magdeburg und Köln mit Erfolg in ernsten und komischen Partien auf, erkannte aber mit der Zeit, daß das rentierende Drama das eigentliche Feld für seine Begabung sei, und ging 1847 zum Schauspiel über, indem er in Bremen das erste Charakterfach übernahm. 1849 ging J. nach Weimar, 1853 nach Breslau, wo er sich auch als Regisseur zu erproben Gelegenheit fand, 1856 nach Braunschweig. Sein Ruf war immer mehr gewachsen, so daß man ihn zum Nachfolger Dawisons in Dresden ausersah, in dessen Stellung er 1864 eintrat. J. nimmt unter den deutschen Schauspielern eine hervorragende Stellung ein, obwohl er dem modernen Virtuosentum wie der Reklame fern steht. Seine Hauptrollen: Nathan, Richard III., Shylock, Jago, Franz Moor, Mephisto, Philipp II., Marinelli, Carlos, Thorane, Narziß, Tartüff, Onkel Moses etc., haben auch bei seinen zahlreichen Gastspielen ungeteilte Anerkennung gefunden.

Jaffna, Insel, s. Dschaffna.

Jaffnamoos, s. Agar-Agar.

Jagd. Das Aufsuchen, Verfolgen und Aneignen des Wildes bildet auf einer gewissen niedern Stufe der Entwickelung die Hauptbeschäftigung der Völker (Jägervölker). Die Raubtiere werden gejagt, um sich vor den Angriffen derselben zu schützen und die Haut zu erbeuten; das Fleisch des erlegten eßbaren Wildes dient zur Hauptnahrung, die Haut zur Kleidung. Diese Beschäftigung bildet zugleich den kriegerischen Sinn aus. Krieg und Fehdeherrschen daher auch bei den Jägervölkern in hervorragender Weise und werden meist zu dem Zweck geführt, um die ausgedehnten Jagdgründe gegen Übergriffe benachbarter Stamme zu schützen. Auch die alten Germanen betrieben die J. mit Vorliebe und erlegten in den Wäldern noch manches Wild, das heute ausgestorben ist. Mit zunehmender Kultur bilden Viehzucht und Ackerbau die Hauptbeschäftigung der Völker, die J. wird mehr Gegenstand des Vergnügens, besonders des Adels und der Fürsten, welche sich Bannforsten anlegten, in denen sie sich das Jagdrecht vorbehielten. Auch die J. auf die größern Jagdtiere nahmen sie ausschließlich für sich in Anspruch. Mit dem 16. Jahrh. wurde das Jagdrecht Regal (s. Jagdhoheit). Zur Beaufsichtigung und Verwaltung der J., welche auch bei gutem Wildstand nicht unbeträchtliche Einnahmen lieferte, wurden besondere Beamte angestellt, von welchen man eine berufsmäßige Ausbildung forderte. Dadurch wurde die Jägerei zu einer besondern Kunst, die von den Berufsjägern zunftmäßig erlernt werden mußte. Die Ausübung der J. wurde nach gewissen Regeln betrieben, Jagdgeräte (s. Jagdzeug) und Fangapparate wurden verbessert, und es bildete sich die Weidmannssprache als eine besondere Jagdkunstsprache aus. Die Jagdausübung (das Weidwerk) teilte sich in verschiedene Zweige und zwar sowohl infolge des erworbenen Rechts einzelner, gewisse Wildarten in bestimmten Gemarkungen mit Ausschluß andrer zu fangen oder zu erlegen, als auch infolge des kunstmäßigen Betriebs der einzelnen Jagdarten. Man unterscheidet hiernach allgemein die hohe und die niedere J. Erstere, auch Großweidwerk genannt, umfaßt von den Spalthufern in der Regel das Edel- (auch Rotwild genannt), Elch- (Elen-), Dam-, Reh- und Schwarzwild, den Steinbock und die Gemse; vom Geflügel das Auer- und Birkwild, die Fasanen, Trappen, Kraniche, Reiher und Schwäne; von den Raubtieren den Bären, Wolf und Luchs. Alle übrigen Tiere gehören der niedern J. an. In einigen Ländern hat sich die Einteilung in hohe, mittlere und niedere J. herausgebildet. Zur hohen J. gehören alsdann Edel-, Elch-, Damwild, Steinbock, Gemse, Luchs, Bär, Auerwild, Trappen, Kraniche, Reiher, Schwäne; zur mittlern (Mittel-) J. das Reh, die Sauen und der Wolf, das Birk- und Haselgeflügel und der große Brachvogel; zur niedern J. alles übrige Wild. In den preußischen Staatsforsten ist für die J., insofern dieselbe durch die Forstbeamten administriert oder an diese und auch wohl an Private verpachtet wird, die letztere Einteilung mit geringen Modifikationen maßgebend. Die J. auf Gemsen bildet eine besondere, in ihrer Örtlichkeit und Ausübung eigenartige J., für welche eine besondere Spezialität der berufsmäßigen Jäger sich erhalten hat. Im übrigen unterscheidet man nach dem Gebrauch von Jagdhilfsmitteln (Geräten) und den dabei benutzten Tieren, sodann nach den verschiedenen jagdlichen Berufskreisen, wie sich solche geschichtlich entwickelt haben: 1) Parforcejäger, denen das Pferd und der Jagdhund (Parforcehund, Meute) als Gehilfen dienen und Pflegbefohlene sind. Ihre Ausbildung ist derjenigen des deutschen hirschgerechten Jägers ähnlich, ihre Heimat das alte Frankreich mit seinem Herrscherglanz und Luxus. 2) Falkeniere, welche abgerichtete Edelfalken zur Erreichung der Jagdbeute benutzen (s. Falken, S. 10). Die Beize wird gegenwärtig nur noch in Holland sowie im Orient ausgeübt und gehört im übrigen fast nur der Vergangenheit an. 3) Deutsche hirschgerechte Jäger, welche sich vorzugsweise mit der hohen J. beschäftigen, die Fertigung und den Gebrauch der Netze, Tücher und Lappen, wie solche bei der hohen J. dienen, verstehen, eine genaue Kenntnis der Fährten des Hochwildes nach seinen Arten, seinem Alter und Geschlecht besitzen, die Arbeit des Leit- und Schweißhundes kennen, die Kunst, das Hochwild aufzusuchen, zu beschleichen, zu erlegen und zu zerlegen (zerwirken), sich angeeignet haben. 4) Feldjäger, welche vorzugsweise der niedern J. obliegen und wegen vorwiegender Beute an Flugwild besonders im Gebrauch der Flinte geübt sein müssen. Ihnen liegt die Aufgabe ob, das kleine Wild in Netzen, das Raubwild in Eisen und Fallen zu fangen, sowie auch die Erziehung und Dressur des Hühnerhundes, welcher meistens auch auf Wasserjagd abzurichten ist. 5) Fasanenjäger, welche sich mit der Erziehung und Pflege der Fasanen be-^[folgende Seite]