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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jaquette; Jar; Jarama; Jaransk; Jaratschew; Jarchi; Jarcke; Jardin; Jardinière; Jarensk; Jargeau; Jargon; Jarkand; Jarl; Jarlsberg und Laurvik

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Jaquette - Jarlsberg und Laurvik.

wesen in Österreich" (1863); "Revolution und Reaktion in Österreich 1848-59" (1867); "Die Wuchergesetzgebung und das Zivil- und Strafrecht" (1867); "Abhandlungen zur Reform der Gesetzgebung" (Leipz. 1874); "Alexis de Tocqueville" (Wien 1876); "Eisenbahnpolitik u. Eisenbahnrecht in Österreich" (das. 1878).

Jaquette (franz., spr. schakett), s. Jackett.

Jar (hebr.), s. Ijar.

Jarama, rechter Nebenfluß des Tajo, in Neukastilien, entspringt in der Sierra de Guadarrama am Fuß der Cebollera, fließt südwestlich, nimmt rechts den Lozoya und Manzanares, links den Henares und Tajuna auf und mündet nach 199 km langem Lauf bei Aranjuez.

Jaransk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wjatka, am Jaran, hat 5 Kirchen, Handel mit Fellen, Honig, Wachs, Leinwand etc. und (1881) 3352 Einw. Im Kreis wird starke Leinweberei betrieben (jährlich bis 1,3 Mill. m).

Jaratschew (Jaraczewo), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Schrimm, hat (1885) 1078 kath. Einwohner.

Jarchi, Gelehrter, s. Raschi.

Jarcke, Karl Ernst, deutscher Publizist, geb. 10. Nov. 1801 zu Danzig, ward als Student der Rechte in Bonn von der Begeisterung, welche nach dem Befreiungskrieg die deutsche Jugend zur Stiftung der Burschenschaft entflammte, bis zur Schwärmerei ergriffen und verband mit den politischen Weltverbesserungsplänen auch religiöse Grübeleien. Nach beendigten Studien ward er Privatdozent und 1823 Professor des Strafrechts in Bonn, ging 1824 als Rechtsanwalt nach Köln, wo er zum Katholizismus übertrat, und von da 1825 nach Berlin, wo er Vorlesungen an der Universität hielt und 1831 das "Politische Wochenblatt" gründete, in welchem er die Revolution vom ultramontanen Standpunkt aus bekämpfte. 1832 ward er an Gentz' Stelle nach Wien berufen, wo er als Rat in die Hof- und Staatskanzlei eintrat und zugleich die Erziehung der Prinzen von Nassau leitete. Auch schrieb er im Interesse der österreichischen Regierung für den "Österreichischen Beobachter" und die Augsburger "Allgemeine Zeitung" und gründete 1839 mit Phillips und Görres die "Historisch-politischen Blätter". Nach der Revolution von 1848, die ihn außer Thätigkeit setzte, widmete er sich litterarischen, namentlich journalistischen, Arbeiten. Er starb 28. Dez. 1852 in Wien. Von seinen Schriften erwähnen wir: "Handbuch des gemeinen deutschen Strafrechts" (Berl. 1827-30, 3 Bde.); "Die französische Revolution von 1830" (das. 1831, anonym); "K. L. Sand und sein an Kotzebue verübter Mord" (das. 1831); "Vermischte Schriften" (Münch. 1839, 3 Bde.; Bd. 4, Paderb. 1854).

Jardin (franz., spr. schardäng), Garten; J. des plantes (früher J. du roi), der botanische Garten in Paris, verbunden mit zoologischem Garten (s. Paris).

Jardinière (franz., spr. schardinjähr, "Gärtnerin"), Blumentischchen oder verzierte beckenförmige, zur Aufnahme von Blumen oder Pflanzen bestimmte Vase aus Porzellan, Fayence, Silber, Alfenid, Bronze, Cuivre poli (s. Tafel "Bronzekunstindustrie", Fig. 2); schmale Randstickerei an Manschetten, Busen- und Hemdkrausen. - In der Kochkunst heißt à la J. die Garnierung mit allerlei Gemüsen; Suppe à la J., Fleischbrühe mit eingeschnittenen Gemüsestückchen: grünen Erbsen, Blumenkohl, Möhren etc.

Jarensk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wologda, an der Jarenga (zur Wytschegda), mit Holzhandel und (1881) 1256 Einw.

Jargeau (spr. scharschoh), Stadt im franz. Departement Loiret, Arrondissement Orléans, an der Loire, über welche hier eine Brücke führt, hat eine teilweise noch aus dem 10. Jahrh. erhaltene Kirche, (1881) 1485 Einw., Möbeltischlerei und Essigfabrikation. -

J., 1427 von den Engländern belagert, ward zwei Jahre darauf von Jeanne d'Arc genommen. Das nahe Schloß La Queuvre bildete später einen Hauptsitz der Calvinisten.

Jargon (franz., spr. schargóng), eine einer besondern Klasse oder einem gewissen Kreis eigentümliche Sprache (z. B. Künstlerjargon), besonders eine gemachte Sprache, wie z. B. das Rotwelsche, die Gaunersprache etc.; dann allgemein s. v. w. verdorbene (fehlerhafte) Sprache (vgl. Kauderwelsch), Mischsprache von Grenzvölkern etc. -

In der Juwelierkunst heißen Jargons (J. de diamant oder J. de Ceylan) durch Erhitzen entfärbte Zirkone, auch kleine hyacinthähnliche, goldgelbe, gelbrote oder violette Steine von Pau in Frankreich, welche zur Verzierung von Galanteriewaren dienen.

Jarkand (Yarkand, Jarkend), Hauptstadt der gleichnamigen chinesischen Provinz in Ostturkistan und dessen wichtigster Handelsmittelpunkt, liegt auf dem Weg von Indien durch Hochasien (s. d.) nach Kaschgar in 1175 m Höhe auf der linken Seite des Flusses J., doch 8 km davon entfernt, in einer wohl angebauten Gegend mit einer mittlern Jahrestemperatur ähnlich jener der südlichen Alpenthäler, jedoch von auffallender Trockenheit, beinahe Regenlosigkeit. Die Stadt besteht aus einer von den Chinesen angelegten Citadelle, Neustadt (Janischar) genannt, wo jetzt der Palast des Emirs steht, der hier einen großen Teil des Jahrs zu residieren pflegte, und der Altstadt, einer unregelmäßig gebauten Stadt mit so schmutzigen, engen Straßen, daß Karren nicht gebraucht werden können. 67 schmale Kanäle mit über 200 Rinnen verteilen das Wasser des Flusses zu häuslichen Zwecken in der Stadt; an Knotenpunkten von Straßen sind kleine Teiche gegraben, aber das Wasser ist übelriechend und voll Unrat. Die Häuser sind meist aus an der Sonne getrockneten ungebrannten Ziegelsteinen erbaut; die der Reichen bestehen aus einem von einer hohen Mauer umgebenen Häuserviereck. Die bemerkenswertesten Gebäude sind: 160 Moscheen und Schulgebäude, 12 Karawanseraien und ein großer Bazar, der, wie jene, mit Waren aller Art angefüllt ist. Die Stadt ist von einem Graben und einem hohen, aus Erde aufgeworfenen Wall umgeben, in den in Zwischenräumen Thüren eingebaut sind. Die Einwohnerzahl beträgt nach den wahrscheinlichsten Angaben 75,000. Sie besteht aus vielerlei Nationen; sunnitische Mohammedaner vom türkisch-tatarischen Stamm, ein gutmütiges, ehrliches und fleißiges Volk, bilden die Hauptmasse. Hier wurde 2. Febr. 1874 der englisch-indische Handelsvertrag mit dem damaligen Herrscher von Ostturkistan (Dschiti Schahar) abgeschlossen. Die die Stadt umgebende Ebene ist außerordentlich fruchtbar, und die betriebsamen Arbeiter sind ziemlich wohlhabend.

Jarl (skandinav., daraus das engl. Earl [s. d.]), Name der normännischen Edelleute, später der von den Königen eingesetzten Statthalter in den normännisch-skandinavischen Reichen.

Jarlsberg und Laurvik, Amt im norweg. Stift Christiania, an der Küste westlich vom Christianiafjord, wird vom Laagen durchflossen und umfaßt 2359 qkm (42,8 QM.) mit (1876) 87,506 Einw. Es ist mit 37 Einw. auf 1 qkm das am dichtesten bevölkerte Amt Norwegens und zerfällt in zwei Vog-^[folgende Seite]