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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jupiterbart; Jupitersfink; Jupitersfisch

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Jupiterbart - Jupitersfisch.

Minuten ergeben. Wenngleich die Mehrzahl der Bestimmungen nur in den Sekunden Abweichungen zeigt, so ist doch damit die Unmöglichkeit einer genauen Ermittelung der Rotationszeit dargethan. Einzelne Flecke, namentlich weiße Wolken, ergeben aber eine noch kürzere Rotationszeit; so fand Schmidt in Athen an einer solchen Wolke in der Äquatorregion nur 9 Stunden 15 Minuten, was einem Voreilen von 124 m in der Sekunde entspricht.

Was die Deutung der Erscheinungen auf dem J. anlangt, so sind die hell glänzenden weißen Gebilde ohne Zweifel dichte Wolken, die das Sonnenlicht kräftig reflektieren, die dunkeln Partien aber vielleicht Öffnungen in der Wolkenhülle, durch welche wir durch eine Nebelhülle hindurch auf den Kern des Planeten blicken. Die beschleunigte Bewegung weißer wolkenartiger Gebilde im Sinn der Rotation des Planeten hat schon Schröter auf Rechnung von Winden gesetzt, die den obern Passatwinden der Erde entsprechen und wie sie entstehen. Die rötliche Färbung, welche insbesondere in der Äquatorzone bisweilen auftritt, wird der Anwesenheit von Wasserdampf zugeschrieben, auf welchen auch einige dunkle Streifen im Spektrum des J. deuten, die auch im Spektrum der untergehenden Sonne durch den Wasserdampf unsrer Atmosphäre hervorgerufen werden. Die betreffenden Stellen der Jupiteratmosphäre müssen aber dann wolkenfrei sein, damit das Sonnenlicht genügend tief in die Wasserdampfschicht eindringen kann. Die rötlichen Stellen würden demnach Aufhellungen in der Wolkendecke des J. sein. Übrigens hält es Zöllner für wahrscheinlich, daß J. (wie auch Saturn) sich noch in einem Zustand bedeutender Erhitzung befindet, und daß seine Oberfläche jetzt noch Licht und Wärme ausstrahlt. Zeugnis dafür legen die mannigfachen Veränderungen der Äquatorstreifen ab, die man nicht auf Rechnung der Sonnenwärme setzen kann. Unter der Annahme eines noch jetzt andauernden hohen Temperaturgrades des J. ist übrigens Lohse zu einer eigentümlichen Deutung der Streifen gelangt. Bei einem solchen Zustand wird man nämlich das öftere Auftreten vulkanischer Eruptionen als höchst wahrscheinlich ansehen dürfen, und wenn an einer Stelle des Planeten ein solcher Ausbruch erfolgt, so wird die Wolkendecke über der Ausströmungsöffnung durch die empordringenden glühenden Gase und Dämpfe durchbrochen. Da aber diese eruptiven Massen, weil aus tiefern Regionen kommend, eine geringere Rotationsgeschwindigkeit besitzen als die höher liegenden Wolkenschichten, so werden sie gegen diese zurückbleiben, und es wird ein dunkler Streifen in der Rotationsrichtung entstehen, der sich bei längerer Dauer der Eruption rings um den Planeten ziehen wird, indem das Ende sich wieder an den Anfang anschließt, während bei kürzerer Dauer ein weniger langer Streifen entsteht. Dieser Ansicht zufolge sind die dunkeln Streifen nicht bloße Lücken in der Wolkendecke, sondern eruptive Massen, die nur infolge ihres geringern Lichtreflexionsvermögens dunkel erscheinen. Dadurch finden auch die mancherlei an den Streifen beobachteten Farbennüancen eine einfache Erklärung, und nicht minder ist es auch wahrscheinlich, daß die glühenden Gase, welche die Streifen bilden, namentlich bei sehr heftigen Eruptionen etwas eignes Licht ausstrahlen. Ebenso erklären sich der häufige Wechsel in der Lage und Bildung der Streifen, die Verschiedenartigkeit ihrer Dauer etc. durch die Annahme einer größern Anzahl von Kratern, die abwechselnd in Thätigkeit sind. Jeder Streifen würde dann einem oder mehreren Kratern von gleicher jovigraphischer Breite entsprechen, und die ausgeprägtere Streifenbildung und größere Veränderlichkeit der Gebilde in der südlichen Hemisphäre des J. würden auf eine abweichende Oberflächenstruktur des Planetenkerns in beiden Halbkugeln deuten. Der J. hat vier Monde, die gleich nach Erfindung des Fernrohrs zuerst im Dezember 1609 von Simon Marius in Ansbach und im Januar 1610 von Galilei entdeckt wurden. Man pflegt sie in der Reihenfolge ihrer Abstände vom J. mit den Nummern I, II, III, IV zu bezeichnen. Ihre wichtigsten Elemente sind in der Tabelle "Übersicht des Planetensystems" (beim Artikel "Planeten") angegeben. Im Verhältnis zur Größe des Halbmessers des Hauptplaneten erscheinen die Satelliten des J. diesem sehr nahe gerückt. Die Geschwindigkeit, mit der sie den J. umkreisen, ist eine außerordentlich große; dabei laufen sie um den J. fast in der Ebene seines Äquators, nur IV weicht merklicher von derselben ab. Ebenso sind die Neigungen ihrer Bahnen zu der des J. unbeträchtlich, indem sie sich nur zwischen 2 und 3° bewegen. Alle zusammen haben nur 0,0007 der Jupitermasse oder ungefähr 1/20 der Erdmasse. Am hellsten erscheint gewöhnlich III, der größte; der zweitgrößte (IV) wird aber an Glanz von den kleinern (I und II) übertroffen. Die Größe ihres Hauptplaneten und die Kleinheit der Neigungen ihrer Bahnen sind Ursache, daß fast jeder Umlauf dieser Monde eine Sonnen- und eine Mondfinsternis mit sich führt, die mit geringen Ausnahmen sämtlich total sind. Nur der vierte Mond kann, wenn er zur Zeit seiner Konjunktion und Opposition dem Maximum seiner Breite nahesteht, unverfinstert, und ohne eine Verfinsterung zu bewirken, vorübergehen. Bei der kurzen Umlaufszeit dieser Monde ist die Zahl der in einem Jupiterjahr eintretenden Finsternisse eine außerordentlich große, nämlich gegen 4400 Mond- und ebenso viele Sonnenfinsternisse. Die Verfinsterungen der Jupitermonde sind insofern von Wichtigkeit, als sie ein bequemes Mittel zur Bestimmung der Längendifferenz zweier Orte (s. Länge) und der Geschwindigkeit des Lichts darbieten. Hinsichtlich der Dauer dieser Finsternisse ist zu bemerken, daß I höchstens 2 Stunden 15 Minuten 44 Sekunden, II 2 Stund. 52 Min. 4 Sek., III 3 Stund. 33 Min. 40 Sek. und IV 4 Stund. 44 Min. 50 Sek. verfinstert werden kann. Die Sonnenfinsternisse, welche die Monde für den Hauptplaneten bewirken, sind von der Erde aus an dem über die Planetenscheibe ziehenden Schatten des Trabanten erkennbar. Zu bemerken ist, daß die drei innern Monde nie gleichzeitig verfinstert werden können. Es ist nämlich stets die Länge von I, vermehrt um die doppelte Länge von II und vermindert um die dreifache Länge von III, gleich 180°, und zugleich ist die Summe der Bewegung von I und die doppelte Bewegung von III gleich der dreifachen Bewegung von II, woraus folgt, daß, wenn zwei dieser Trabanten gleiche Länge in Beziehung auf den J. haben, der dritte stets 60° oder auch 90° von ihnen absteht, nämlich 60°, wenn I und III, und 90°, wenn I und II gleiche Länge haben. Die Beobachtung, daß die Finsternisse der Jupitermonde um die Zeit der Konjunktion des J. um 16 Min. 26 Sek. später bemerkt wurden, als die Berechnung nach Finsternissen in der Opposition angab, führte den Astronomen Römer 1676 auf die Entdeckung der Geschwindigkeit des Lichts. S. Tafel "Planetensystem".

Jupiterbart, s. Sempervivum.

Jupitersfink, s. v. w. Stieglitz.

Jupitersfisch, s. Finnfisch.