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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kallochrom - Kalmen.

Kallochrom, s. v. w. Rotbleierz.

Kallon, griech. Bildhauer von Ägina, zwischen Olympiade 70-80 (500-460 v. Chr.), Schüler des Tetläos und Angelion, schuf für Amyklä einen ehernen Dreifuß, zwischen dessen Füßen die Figur der Persephone stand, und für die Burg zu Korinth eine Holzstatue der Athene Sthenias. Die äginetischen Giebelgruppen, wenn sie auch nicht von K. selbst herrühren, können uns doch seinen Stil vergegenwärtigen.

Kallosität (lat.), s. v. w. Schwiele.

Kalluihanf (Kankhurahanf), s. Chinagras.

Kallundborg, Hafenstadt auf der Westküste der dänischen Insel Seeland, Amt Holbäk, Endpunkt der Eisenbahnlinie Kopenhagen-K., mit einer berühmten, in den letzten Jahrzehnten restaurierten fünftürmigen Kirche und (1880) 3167 Einw. Das Schloß, welches nebst der Kirche um 1170 gebaut ist, wurde im 16. Jahrh. als Staatsgefängnis benutzt (Christian II. saß 1549-59 hier gefangen) und im schwedischen Krieg (1658) völlig zerstört.

Kallynterien und Plynterien (griech., "Putz- und Waschfest"), die beiden Haupttage eines vom 19.-25. Thargelion (Mai bis Juni) in Athen begangenen Sühnfestes, während dessen das Erechtheion, das Heiligtum der Burggöttin Athene, nebst dem alten Holzbild der Göttin unter geheimnisvollen Bräuchen gereinigt wurde. An dem Tag, an welchem die Waschung des Bildes stattfand, mußten alle öffentlichen Geschäfte ruhen. Das Fest scheint ursprünglich eine Beziehung auf die Jahreszeit und das Reifen der Feldfrüchte gehabt zu haben, für die man sich der Gunst der Göttin versichern wollte.

Kalmank (Kalamank), älterer Name für Lasting (s. d.).

Kalmar (v. ital. calamaio, "Tintenfaß", Loligo Lam.), Gattung der Tintenschnecken (s. d.), Tiere mit fleischigem, nacktem, cylindrischem, hinten zugespitztem Körper, auf dem Rücken sich vereinigenden Flossen, welche dem Hinterende meist die Gestalt einer geflügelten Pfeilspitze geben, und mehreren Reihen von Saugnäpfen auf den Fangarmen. Im Rücken liegt ein biegsamer horniger Schulp. Der gemeine K. (L. vulgaris Lam.), ein ungemein zartes, zierliches Tier mit zwei großen Augen und halbdurchsichtigem Körper von Gestalt eines Pfeils, lebt im Mittelmeer und im Atlantischen Ozean gewöhnlich scharenweise beisammen; sie schwimmen mit derselben Leichtigkeit vor- wie rückwärts und ernähren sich von kleinen Krebsen, werden aber selbst die Beute der größern Fische und sind auch eßbar. In der Tiefsee kommen riesige Exemplare vor (s. Kraken).

Kalmar, Län im südöstlichen Schweden, umfaßt den östlichen Teil der Landschaft Småland und die der Küste vorgelagerte Insel Öland (s. d.), grenzt im N. an Ostgotland, im W. an dieses und die Läne Jönköping und Kronoberg, im S. an Blekinge und hat ein Areal von 11,493,3 qkm (208,7 QM.) mit (Ende 1885) 240,507 Einw. Das Festland ist im NO. felsig und waldreich, während der Süden bedeutende kornreiche Ebenen enthält. Doch sind nur 13,7 Proz. des Areals Acker- und Gartenland, 9,3 Proz. Wiesen und 51,8 Proz. Wald. Die Küste ist von Schären umlagert und uneben, gehört aber zum Teil zu den schönsten Gegenden Schwedens. Hauptbeschäftigung der Bewohner sind überall Ackerbau und Viehzucht, im N. auch Waldwirtschaft. Man erntet vornehmlich Hafer, Roggen und Gerste; 1882 zählte man 21,819 Pferde, 146,999 Stück Rindvieh, 103,543 Schafe. Das Län umfaßt 15 Gerichtsbezirke. - Die gleichnamige Hauptstadt, ziemlich regelmäßig gebaut, auf einer durch eine Brücke mit dem festen Land verbundenen Insel (Quarnholmen), am Kalmarsund, der Insel Öland gegenüber, war als der Schlüssel von Göta-Rike ehemals sehr stark befestigt; jetzt sind die Festungswerke größtenteils geschleift. Von hier Eisenbahn nach Emmaboda, zum Anschluß an die Linie Karlskrona-Wexiö. Die Stadt hat eine schöne Kathedrale, ein altes Schloß, ein Gymnasium, einen guten Hafen, eine Schiffswerfte, Tabaks-, Zichorien- und Zündhölzerfabrikation und (1885) 11,819 Einw., welche lebhaften Handel mit Getreide treiben. 1882 liefen 715 Schiffe von 78,210 Ton. ein. K. ist Sitz eines Bischofs und eines deutschen Konsuls. Durch einen tiefen Meeresarm von der Stadt getrennt, liegt das sehr verfallene, aber jetzt zum Teil restaurierte Schloß K., auf welchem 20. Juli 1397 die Kalmarische Union abgeschlossen wurde, welche die drei skandinavischen Reiche zu einem Ganzen vereinigte, aber zum Teil durch die Schuld der Unionskönige eine Quelle des Unglücks für dieselben wurde. Sie wurde mehrmals erneuert, zerfiel aber durch Gustav Wasas Thronbesteigung in Schweden 1523. Letzterer stieg in der Nähe von K. bei der Landspitze Stensö nach seiner Flucht aus der dänischen Gefangenschaft ans Land. K. wurde 1500-1613 abwechselnd von Dänen und Schweden besetzt und blieb seit dem letztgenannten Jahr den Schweden. Ludwig XVIII. von Frankreich, welcher 1804 mit seinem Bruder, dem nachherigen König Karl X., während seines Exils in K. wohnte, hat auf Stensö einen Denkstein für Gustav Wasa errichten lassen.

Kalmäuser (niederdeutsch auch Klamüser), ein seit dem 16. Jahrh. aufgekommenes Wort, wird zuerst von Fischart im Sinn von Schmarotzer angewendet; später nahm es die Bedeutung eines gelehrten Stubenhockers an, daher s. v. w. Grillenfänger, Kopfhänger, auch Knauser. Die Herkunft des Wortes ist unsicher; nach einigen ist es eine Verstümmelung von Kamaldulenser, welche im Volk noch heute K. heißen.

Kalmen (franz. Calmes) oder Gegend der Windstillen ist die Zone, welche die Passatwinde der beiden Hemisphären voneinander trennt. Die Region der K. bildet sich da, wo der Nordostpassat (s. Passatwinde) der nördlichen und der Südostpassat der südlichen Hemisphäre zusammentreffen, indem sich diese zu einem rein östlichen Wind kombinieren, der aber unmerklich wird, weil seine horizontale Bewegung durch die senkrechte Bewegung des in der heißen Zone entstehenden starken aufsteigenden Luftstroms neutralisiert wird. Die Breite dieses Gürtels beträgt nur wenige Grad, seine mittlere Lage gehört infolge der Konfiguration der Kontinente der nördlichen Halbkugel an; seine Begrenzung ändert sich mit den Jahreszeiten. In unsern Sommermonaten wird dieser Gürtel breiter, seine nördliche Grenze entfernt sich von dem Äquator, während sich die südliche nur wenig ändert. Im Atlantischen Ozean reicht er im Sommer von 3¼-11 1/3° nördl. Br. und im Winter von 2½-5¾° nördl. Br., im Großen oder Stillen Ozean liegt er ziemlich symmetrisch zum Äquator. Die volle Entwickelung der K. tritt ebenso wie bei den Passatwinden nur über der ebenen und gleichartigen Meeresfläche auf; mitten im Land wird sie durch lokale Störungen behindert und oft unkenntlich gemacht. Auch in der Nähe des Landes tritt der störende Einfluß desselben deutlich auf und macht sich in desto größerer Entfernung geltend, je steiler sich das Land erhebt, und je größer dasselbe ist. Die Ruhe der Atmosphäre wird in der Region der K. fast