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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kantabrisches Meer; Kantak; Kantakuzenos; Kantalupe; Kantar; Kantara, El; Kantate

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Kantabrisches Meer - Kantate.

det, eine Menge von Zweigen ("Cordales"), zwischen denen sich die eingesenkten Thäler der in der Hauptkette entspringenden, ins Meer oder in den Duero mündenden Flüsse hinziehen. Die Hauptkette birgt in ihrem westlichen Teil ziemlich viele Alpenseen; in den baskischen Bergen fehlen diese gänzlich. Der östliche Teil des Gebirges gehört vornehmlich der Kreideformation an, deren Sandstein ungeheure Lager von Roteisenstein enthält; über ihm lagert an den Rändern Tertiär-, besonders Nummulitengebirge, unter ihm im Innern jurassisches Gebirge. Die westliche Kette besteht in ihren höchsten Teilen aus paläozoischen Schichten, unter denen die Steinkohlenformation (hauptsächlich im mittlern Teil des Gebirges) hervorzuheben ist; doch finden sich auch ältere Kalke (in diesen eine berühmte Tropfsteinhöhle, die Cueva de Segueras), im übrigen Thonschiefer, Quarzit, ferner Granit und granitische Konglomerate u. dgl. Die Granitgesteine herrschen namentlich im W. vor. Unter den Thälern ist das reizende des Sil besonders hervorzuheben. Fast das ganze Gebirge hat eine reiche, üppige Vegetation, die zum Teil in dichten Laubholzwäldern besteht; nur im W. kommt Nadelholz vor.

Kantabrisches Meer, der Meerbusen von Viscaya.

Kantak, Kasimir, poln. Politiker, geb. 22. März 1824 zu Posen, wo er privatisierte, war seit 1862 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und seit 1867 des norddeutschen, dann (bis 1873) des deutschen Reichstags und machte sich in beiden Versammlungen zum Hauptwortführer der polnischen Fraktion. Er bekämpfte die Maßregeln der preußischen Regierung während des Aufstandes von 1863, forderte die Anerkennung der polnischen Nationalrechte, protestierte gegen die Annexion Schleswig-Holsteins und die Einverleibung der ehemals polnischen Landesteile in den Norddeutschen Bund und das Deutsche Reich und schloß, obwohl liberal, zur Erreichung seiner nationalen Ziele den Bund mit den deutschen Ultramontanen. In der Form seiner Rede war K. gemäßigt. Er starb 28. Dez. 1886 in Posen.

Kantakuzenos, griech. Fürstenfamilie, welche im 14. Jahrh. den byzantinischen Thron bestieg, unter der Herrschaft der Osmanen zu den vornehmsten Fanariotenfamilien gehörte und sich auch in Rußland ausbreitete. Die namhaftesten Glieder derselben sind:

1) Johannes, als Kaiser von Byzanz Johannes VI. (1347-55), s. Johannes 6).

2) Matthias, Sohn des vorigen, wurde von seinem Vater 1353 zum Kaiser und Mitregenten erhoben, setzte nach dessen Abdankung den Kampf gegen Johannes V. Paläologos (s. Johannes 5) fort, wurde aber 1357 von den Serben gefangen genommen, an Johannes V. ausgeliefert und mußte auch abdanken; er starb 1383.

3) Manuel, Bruder des vorigen, erhielt durch seinen Vater 1348 die Statthalterschaft im Peloponnes, behauptete sich dort nach dem Sturz desselben (1354) und wurde von Johannes V. als Despot von Misithra anerkannt. Er rief zahlreiche Albanesen zur Wiederbevölkerung des verödeten Landes herbei und gab so den Anstoß zu der massenhaften Einwanderung der Albanesen nach Morea. Er starb 1380.

4) Georg und Alexander, zwei Brüder, einem nach Rußland ausgewanderten Zweig der Familie angehörig, standen bei dem Ausbruch des griechischen Freiheitskampfes in russischen Kriegsdiensten. Als Mitglieder der Hetärie folgten sie 1821 dem Fürsten Alexander Ypsilanti in die Moldau. Georg wurde Chef des Stabes von Ypsilanti, befehligte dann in Jassy und kehrte nach dem unglücklichen Ausgang des Unternehmens Ende Juni nach Rußland zurück. Alexander, Ende April 1821 von Ypsilanti nebst dessen Bruder Demetrios nach Morea geschickt, schiffte sich in Triest ein und landete 19. Juni in Hydra. Daselbst übernahm er die Leitung der Kriegsangelegenheiten und bildete ein Korps Freiwilliger. Am 20. Juni begab er sich nach dem Peloponnes, nahm 4. Aug. die Festung Malvasia und zog dann vor Tripolizza, welchen Platz er an der Spitze albanesischer Krieger berennen half. Das Anerbieten der Kandioten, ihn zu ihrem Oberhaupt zu wählen, schlug er aus. Später erteilte ihm der Senat den Auftrag, die Bitte der griechischen Nation um russischen Schutz nach Petersburg zu überbringen. Da er aber keine Pässe erhalten konnte, so blieb er in Dresden. Erst 1828 kehrte er nach Griechenland zurück. Von ihm sind die "Briefe eines Augenzeugen der griechischen Revolution vom Jahr 1821 etc." (Halle 1824).

Kantalupe, s. Melone.

Kantar, s. Cantaro.

Kantara, El (vollständig El K. el Chazne, d. h. "die Brücke des Schatzes"), Ort an dem Ostufer des Suezkanals, zwischen den Seen Menzale und Balah, mit einigen Restaurants. Seit alten Zeiten passieren die von Ägypten nach Syrien ziehenden Karawanen diese Stelle, früher auf einer Brücke, welche die Suezkanalkompanie abreißen und durch eine Fähre ersetzen ließ. Die projektierte ägyptisch-syrische Eisenbahn soll K. berühren.

Kantate (ital. Cantata), ursprünglich s. v. w. Singstück überhaupt; jetzt insbesondere ein aus Sologesängen, Duetten etc. und Chorsätzen bestehendes größeres Vokalwerk mit Instrumentalbegleitung. Die K. unterscheidet sich vom Oratorium und der Oper durch Ausschluß des epischen und dramatischen Elements; ein gänzlicher Ausschluß des letztern ist freilich nicht möglich, da auch die reinste Lyrik sich gelegentlich zu dramatischem Pathos steigert. Am klarsten und zweifellosesten ist die Kunstform auf dem Gebiet der Kirchenmusik ausgebildet (Kirchenkantate); hier hat Seb. Bach Typen von höchster Kunstschönheit in großer Anzahl geschaffen, von denen eine Definition nicht schwer zu geben ist. Danach ist die K. die Ausprägung einer Empfindung, einer Stimmung durch verschiedenartige Formen, die in dieser Einheit der Stimmung ihren höhern Zusammenhalt finden. Der Sologesang einzelner Stimmen in der Kirchenkantate führt nicht verschiedene Personen für sich redend ein, sondern auch sie reden im Namen der Gemeinde; den eigentlichen Kern der Sache aber bilden die Ensemblesätze und Chorsätze, besonders die Choräle. - Historisch war Cantata zuerst kurz nach Erfindung der begleiteten Monodie (1600) der Name für ausgedehntere Sologesänge, in denen arioser Gesang mit recitativischem abwechselte. Carissimi führte den Namen Kammerkantate (Cantata di camera) zur Unterscheidung von der bald auftretenden Kirchenkantate (Cantata di chiesa) ein; doch blieben beide noch längere Zeit überwiegend in engerm Rahmen, führten statt einer zwei oder drei Singstimmen mit Continuo und einer oder zwei obligaten Begleitstimmen ein, entbehrten aber durchaus noch der charakteristischen Merkmale der heutigen großen K., des Chors und des Orchesters. Noch Dietrich Buxtehude (gest. 1707) hat einzelne Kantaten für nur eine Singstimme geschrieben. Die weltliche große K. entwickelte sich zuerst als Festkantate zu Hochzeitsfeiern, Huldigungen etc., die kirchliche nicht unter ihrem Namen, sondern unter dem des Kirchenkonzerts. Bach hat die Mehrzahl seiner Kantaten als Konzerte bezeichnet,