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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Keratitis - Kerberos.

davon ihren Namen empfingen, nach Rom gebracht haben. Ruinen im Thal Kiresün-dere.

Keratitis (griech.), s. v. w. Hornhautentzündung (s. Augenentzündung, Hornhautflecke und Hypopyon).

Keratoid (griech.), hornähnliche Versteinerung.

Keratokonus (griech.), Vortreibung der Hornhaut in Gestalt eines stumpfen Kegels, besonders als Folge häufiger Entzündungen auftretend.

Keratolith (griech.), versteinertes Horn.

Keratonycis (griech.), Durchstechung der Hornhaut mit Zerstückelung der Linse zur Ermöglichung der Resorption weicher Stare.

Keratoplastik (griech.), Ersatz der narbig entarteten Hornhaut des Auges durch eingeheilte Stücke menschlicher oder tierischer Hornhaut.

Keratosis (griech.), Verdickung der Epidermis und Anhäufung der Hornsubstanz in Form von Schwielen, Hühneraugenwarzen, Hauthörnern.

Keratry, 1) Auguste Hilarion de, franz. Schriftsteller und Politiker, geb. 28. Okt. 1769 zu Rennes aus einer alten bretonischen Adelsfamilie, studierte die Rechte und trat in das Parlament der Bretagne. Während der Revolution, deren Grundsätzen er anhing, und der Napoleonischen Zeit lebte er in Zurückgezogenheit seinen philosophischen und religiösen Studien. Erst unter der Restauration trat er als Abgeordneter gegen die klerikale Reaktion auf, beteiligte sich an der Julirevolution zu gunsten des Hauses Orléans, zu dessen eifrigsten Anhängern er gehörte, und ward 1831 zum Staatsrat und Pair ernannt. Die Legislative von 1849 eröffnete er als Alterspräsident, zeigte sich als entschiedenen Monarchisten und Gegner des Prinzen Napoleon und ward beim Staatsstreich verhaftet. Er starb im November 1859. K. schrieb: "Contes et idylles" (1791); "Voyage de vingt-quatre heures" (1800); "Mon habit mordoré" (1802, 2 Bde.); "Ruth et Noémi" (1811); "De l'existence de Dieu et de l'immortalité de l'âme" (1815); "Inductions morales et philosophiques" (1817, 3. Aufl. 1841); "Du beau dans les arts d'imitation" (1822, 3 Bde.); "Examen philosophique de Kant" (1823); die vielgelesenen Romane: "Le dernier des Beaumanoir" (1824); "Frédéric Styndall" (1827); "Saphira" (1836) und viele Artikel im "Courrier Français", zu dessen Begründern er zählte.

2) Emile, Graf, franz. Politiker, geb. 20. März 1832 zu Paris, trat 1854 als Freiwilliger bei den Chasseurs d'Afrique ein, machte den Krimkrieg mit, war 1861-65 in Mexiko Eskadronschef bei den Konterguerillas des Obersten Dupin und Ordonnanzoffizier des Marschalls Bazaine und veröffentlichte, nachdem er den Abschied genommen u. nach Frankreich zurückgekehrt war, in mehreren Zeitschriften, namentlich der von ihm geleiteten "Revue moderne", heftige Anklagen gegen die mexikanische Politik Napoleons und dessen und Bazaines Verhalten dem Kaiser Maximilian gegenüber, die großes Aufsehen erregten und der Regierung höchst unangenehm waren. 1869 vom Departement Finistère als Oppositionskandidat in den Gesetzgebenden Körper gewählt, machte er mehrere Gesetzvorschläge in militärischen Angelegenheiten und that sich im Juli 1870 durch seinen Deutschenhaß hervor. Nach der Revolution vom 4. Sept. 1870 ward er Polizeipräfekt von Paris und trieb 5. Sept. die Deutschen aus, legte diese Stelle indes schon 12. Okt. wieder nieder, verließ mit einem Luftballon die Hauptstadt und übernahm erst für die Regierung der nationalen Verteidigung eine Mission nach Madrid, dann den Befehl über das Lager von Conlie, welchen er jedoch wegen eines heftigen Streits mit Gambetta Ende November 1870 wieder abgab. Während der Herrschaft der Kommune unterdrückte er als Präfekt von Toulouse mit großer Energie die dortige insurrektionelle Bewegung und ward im November 1871 nach Marseille versetzt, wo er indes sehr bald mit dem Munizipalrat der Stadt und dem Generalrat des Departements in heftigen Konflikt geriet. Da das Ministerium diese Körperschaften nicht, wie er verlangte, auflöste, nahm er im August 1872 seine Entlassung. Er schrieb: "La contreguérilla française au Mexique" (1867); "La créance Jecker" (1867); "L'élévation et la chute de l'empereur Maximilien" (1867); "Le 4 septembre et le gouvernement de la défense nationale" (1872); "L'armée de Bretagne 1870-71" (1874); "Mourad V, prince, sultan, prisonnier d'État 1840-78" (1878); auch veröffentlichte er einige Bühnenstücke ("La guerre des blasons", "La vie de club" u. a.).

Keraunia, s. Akrokeraunia.

Keraunion (griech.), Donnerkeil; Zeichen der alten Kritiker in Form eines gesenkten Pfeils, wodurch man eine Stelle besonders hervorheben wollte.

Kerbel, Pflanzengattung, s. Anthriscus.

Kerbela, Hauptort eines Liwa im asiatisch-türk. Wilajet Bagdad, westlich vom Euphrat, mit 15,000 Einw. und dem Grabmal Huseins (s. d.). K. ist das Mekka der Schiiten (jährlich 120,000 Pilger), wohin viele Leichen aus Persien und selbst aus Indien zur Bestattung geschafft werden.

Kerberos (lat. Cerberus), in der Mythologie der Alten der vielköpfige, schlangenhaarige Hund, welcher die Unterwelt bewachte und jedermann hinein-, aber niemand herausließ. Er war nach Hesiod eine Frucht der Liebe des Typhaon zu Echidna, und vor

^[Abb.: Herakles mit Hilfe des Hermes den Kerberos entführend (München, Vasenbild).]