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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kern.; Kernbeißer; Kernen; Kerner

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Kern. - Kerner.

zur Rechtfertigung der Herbartschen Metaphysik" (Kob. 1849), "Die Realschule und die Konzentration des Unterrichts" (Mülheim 1863), "Zur Realschulfrage" (Berl. 1869), besonders aber den "Grundriß der Pädagogik" (das. 1873, 4. Aufl. 1887).

3) Heinrich, namhafter Sprachforscher und Orientalist, geb. 6. April 1833 zu Purworedjo auf der Insel Java von niederländischen Eltern, kam 1840 nach Holland, studierte 1850-55 in Utrecht und Leiden, ging dann nach Berlin, wo er namentlich den Sanskritisten A. Weber hörte, und begann 1857 bereits Beiträge zu dem großen Petersburger Sanskritwörterbuch von Böhtlingk und Roth zu liefern. 1858 erhielt er eine Stelle als Lehrer des Griechischen am Athenäum zu Maastricht, gab dieselbe aber 1862 auf, um sich in London der Durchforschung der dortigen Sanskritmanuskripte zu widmen, und erhielt durch Vermittelung Th. Goldstückers und Max Müllers die Anglo-Sanskritprofessur am Benares College in Britisch-Ostindien übertragen, die er bis 1865 bekleidete. In diesem Jahr wurde er in die Heimat an die Universität Leiden als Professor des Sanskrits und der vergleichenden Sprachforschung zurückberufen, wo er noch jetzt wirkt. Seine Hauptwerke sind neben zahlreichen kleinern Beiträgen in holländischen und andern gelehrten Zeitschriften: "Handleiding bij het onderwijs der nederlandsche taal" (eine nach Grimms Grundsätzen bearbeitete niederländische Schulgrammatik, 7. Aufl., Amsterd. 1884); eine holländische Übersetzung der "Sakuntalâ" (1862); die Textausgabe von "Brihat-Sanhitâ", einem astrologischen Werk des Inders Varâha Mihira, in der "Bibliotheca indica" (7. Teil 1865), und eine englische Übersetzung des Werkes im Journal der Royal Asiatic Society zu London (1869 ff.); ferner Text und deutsche Übersetzung der "Yoga yâtrâ" des Varâha Mihira in Webers "Indischen Studien", Bd. 10 u. 14 (1867 u. 1876); "Die Glossen in der Lex Salica und die Sprache der salischen Franken" (Haag 1869); "Kawistudien", den Text der zwei ersten Gesänge des altjavanischen Gedichts "Arjuna-wiwâha" enthaltend, nebst Übersetzung und Erklärung (das. 1871); "Aryabhatîya, a manual of astronomy" (Leid. 1874); "Wrttasanc'aya", ein altjavanisches Gedicht über Prosodie, in Kawitext mit holländischer Übersetzung (das. 1875); "Eene indische sage in javaansch gewand" (Amsterd. 1876); "Geschiedenis van het Buddhisme in Indie" (Haarl. 1881-83; deutsch von Jacobi, Leipz. 1882-84); eine englische Übersetzung des buddhistischen religiösen Buches "Saddharma Pundarika" (Oxf. 1884) und "De Fidji taal vergeleken met hare verwanten in Indonesie en Polynesie" (Amsterd. 1886).

4) Theodor Gotthart, Ritter von, Geschichtsforscher, geb. 5. Mai 1836 zu Bruneck im Pusterthal, besuchte das Jesuitengymnasium in Innsbruck, wo er auch zuerst studierte, widmete sich aber seit 1855 auf den deutschen Universitäten Heidelberg, Göttingen und München unter Häusser, Waitz und Sybel historischen Studien, arbeitete 1859-65 mit großem Erfolg an der Herausgabe der Chroniken der Stadt Nürnberg, welche die Münchener Historische Kommission veranstaltete, habilitierte sich 1865 in Freiburg i. Br. und wurde 1866 außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte daselbst, starb aber schon 18. Nov. 1873 in Veyteaux am Genfer See. In den 5 Bänden der Nürnberger Chroniken sind die meisten und besten Arbeiten von ihm. Aus seinem Nachlaß erschienen: "Geschichtliche Vorträge und Aufsätze" (Tübing. 1876).

Kern. (v. Kern.), bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Johann Simon v. Kerner, geb. 1755 zu Kirchheim, gest. 1830 in Stuttgart als Professor (Dendrolog, Scharlachläuse).

Kernbeißer (Coccothraustes Briss.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Finken (Fringillidae) und der Unterfamilie der eigentlichen Finken (Fringillinae), kräftig gebaute Tiere mit sehr großem, dickem, am Grund sehr breitem Schnabel, bis zur Spitze leicht gekrümmter Schnabelfirste, breiten Flügeln, unter deren Schwingen die dritte am längsten ist, und deren hintere vor dem stumpfen Ende auf der Außenfahne hakig ausgeschweift ist, kurzen, kräftigen, mit mittellangen, scharfspitzigen Krallen bewehrten Füßen und kurzem, gabeligem Schwanz. Der Kirschkernbeißer (Kirschfink, Stein-, Nuß-, Bollenbeißer, Finkenkönig, C. vulgaris Briss.), 18 cm lang, 31 cm breit, dickleibig, auf dem Vorderkopf graugelb, auf dem Hinterkopf braungelb, auf dem Rücken braun, auf der Unterseite graubraun, am Bauch grauweiß, an der Kehle schwarz; die Flügel haben einen weißlichen Fleck auf der Mitte, der Schnabel ist im Frühling blaugrau, im Herbst horngelb, der Augenstern graurot, die Füße sind hellrötlich. Er findet sich im gemäßigten Europa und Asien, bei uns von März bis November, wandert bis Algerien und Marokko, während nördlich wohnende auch in Deutschland überwintern, liebt bergigen Laubwald, Kirschgärten und Feldhölzer, ist etwas plump und träge, fliegt schwerfällig, aber schnell und ist sehr vorsichtig und listig. Er nährt sich besonders von den Kernen der Weiß- und Rotbuchen, der Kirschen und Vogelbeeren, aber auch von Kornsämereien (in Gemüsegärten), Knospen, Käfern, Larven etc. und ist sehr gefräßig. Er nistet im Mai und oft noch Anfang Juli auf schwachen Zweigen und legt 3-5 aschgraue, braun gefleckte und gestrichelte Eier. Nach der Brutzeit streicht er mit seinen Jungen im Land umher. Der Gesang ist nicht viel wert; auch richtet der Vogel in Kirschpflanzungen, auf Erbsenbeeten etc. oft erheblichen Schaden an. In der Gefangenschaft wird er sehr zahm, ist aber langweilig, zänkisch und beißt tüchtig.

Kernen (engl. Kernes), irische Bauern, die ehedem mit Schwert und Speer (später auch mit Feuergewehr) als leichtes Fußvolk dienten, im Gegensatz zu den Galloglassen (Galloglasses), dem mit furchtbaren Schlachtbeilen bewaffneten schweren Fußvolk.

Kerner, 1) Georg, namhafter deutscher Parteigänger der französischen Revolution, geb. 9. April 1770 zu Ludwigsburg, wo sein Vater Regierungsrat und Oberamtmann war, wurde in der Stuttgarter Karlsschule gebildet und verweilte mit einigen Unterbrechungen von Ende 1791 bis September 1795 in Paris als Zeuge der wichtigsten Ereignisse dieses Zeitraums und mehrfach persönlich bei denselben beteiligt. 1795 bis 1801 waren seine Geschicke mit denen seines Landsmannes K. F. Reinhard (s. d.) verbunden, dem er während dessen diplomatischer und staatsmännischer Laufbahn in Hamburg, Florenz, Paris und Bern als Sekretär zur Seite stand. Der französischen Republik seine Kräfte widmend, wähnte er unter dem Einfluß der kosmopolitischen Anschauungen jenes Zeitalters mittelbar auch Deutschlands Wohl zu fördern. Ein strenger Kritiker der Zustände, welche die revolutionären Politiker innerhalb und außerhalb Frankreichs hervorgerufen, hielt er dennoch stets an seinen Freiheitsidealen fest und entsagte den französischen Diensten erst, als er die monarchischen Ten-^[folgende Seite]