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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kreyssig; K'ri; Kri; Krickel; Krickelster; Krida; Kridar; Kriebelkrankheit

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Kreyssig - Kriebelkrankheit.

(Berl. 1874-78, 2 Bde.); Riant, Expéditions et pélerinage des Scandinaves en Terre Sainte au temps des croisades (Par. 1865); Goergens, Arabische Quellenbeiträge zur Geschichte der K. (Berl. 1879, Bd. 1); Röhricht und Meißner, Deutsche Pilgerreisen nach dem Heiligen Land (das. 1880); das von der Akademie der Inschriften zu Paris seit 1841 herausgegebene große Quellenwerk "Recueil des historiens des croisades" (bis 1886: 14 Bde.); die Publikationen der Société de l'Orient Latin in Paris u. a.

Kreyssig, Friedrich, Pädagog und Litterarhistoriker, geb. 5. Okt. 1818 auf dem Landgut Gottesgabe bei Mohrungen in Ostpreußen, erhielt seine Ausbildung zunächst auf den Lehrerseminaren zu Jenkau und Königsberg, ward 1837 Lehrer in Prökuls bei Memel, gab jedoch 1838 diese Stelle wieder auf, um 1839-42 in Königsberg Philologie und Geschichte zu studieren. Er ward darauf Lehrer an der neugegründeten Realschule zu Wehlau, 1845 Oberlehrer an der Realschule zu Elbing, deren Direktion ihm 1858 übertragen wurde, und 1869 Direktor der Realschule in Kassel, von wo er 1870 nach Frankfurt a. M. zur Leitung der von der Polytechnischen Gesellschaft gegründeten Lehranstalten berufen wurde. Er starb 20. Dez. 1879. Seine erfolgreiche litterarische Thätigkeit eröffnete er mit der trefflichen "Geschichte der französischen Nationallitteratur" (Berl. 1851, 5. Aufl. 1879). Es folgten: "Justus Möser, ein Lebensbild" (Berl. 1856); die geistvollen "Vorlesungen über Shakespeare" (das. 1860, 3 Bde.; 3. Aufl. 1877); "Studien zur französischen Kultur- und Litteraturgeschichte" (das. 1864); "Vorlesungen über Goethes Faust" (das. 1866); "Trois siècles de la littérature française" (das. 1869, 2. Aufl. 1876); "Vorlesungen über den deutschen Roman der Gegenwart" (das. 1870); "Shakespeare-Fragen" (Leipz. 1871); "Die französische Geistesbewegung im 19. Jahrhundert" (Berl. 1873) und zahlreiche Essays und Kritiken in den "Preußischen Jahrbüchern" und andern Zeitschriften. In der Realschulfrage trat K. mit den Schriften: "Über Realismus und Realschulwesen" (Berl. 1872) und "Ein Wort zur Realschulfrage" (Kass. 1871) für die Weiterbildung einer selbständigen Realschule ein. Aus seinem Nachlaß erschienen "Litterarische Studien und Charakteristiken" (Berl. 1882).

K'ri (Keri, aram.), massorethische Bemerkung am Rande der Bibelhandschriften und -Drucke: das "zu Lesende", im Gegensatz zu K'tib (s. d.), der geschriebenen Lesart; s. Bibel, S. 881, und Massora.

Kri (engl. Crees, Knisteno, Naehiaok), Indianerstamm in Britisch-Nordamerika, längs der James- und Hudsonbai bis an den Churchill, von da bis Fort St. George, den Saskatschewan und den Winnipegsee bis an die Wasserscheide des Obern Sees und der Hudsonbai. Sie bilden den nördlichsten Zweig der Algonkin. Man unterscheidet die eigentlichen K. und die Swampies, welch letztere die sumpfigen Uferdistrikte (swamps) der Hudsonbai bewohnen, während die erstern im Binnenland hausen. Zu Ende des vorigen Jahrhunderts waren die K. das mächtigste Eroberervolk im Hudsonbaiterritorium, das andre Stämme, namentlich seine nördlichen Nachbarn, mehr und mehr zurückgedrängt hat. Masern- und Pockenepidemien haben sie wiederholt dezimiert. Sie gelten für gelehrig, fleißig und zuverlässig. Ihre ausgedehnten Ländereien haben sie seit 1871 zum größten Teil gegen eine kleine Entschädigung und jährliche Lieferung von Lebensmitteln, Kleidern und Geld an die Regierung von Kanada abgetreten. Viele der K. sprechen englisch oder französisch. Grammatiken ihrer Sprache haben Howse (Lond. 1844, wiederholt 1866) und Lacombe (Montreal 1874, mit Wörterbuch) herausgegeben.

Krickel, die Hörner des Gemswildes.

Krickelster, s. Würger.

Krida (mittellat.), s. v. w. Konkurs.

Kridar (lat.), der Gemeinschuldner im Konkurs (s. d.).

Kriebelkrankheit (Ergotismus, Kornstaupe, Krampfsucht, ziehende Seuche), ein infolge von längerm Genuß des Mutterkorns (s. d.) entstandenes Leiden. Da das Mutterkorn sich am häufigsten in feuchten, sumpfigen Gegenden und in feuchten, an Mißwachs reichen Jahren zeigt, so wird die Krankheit auch meist in kleinen Lokalepidemien beobachtet und zwar gleich nach der Ernte, namentlich in Frankreich in der Sologne, in der Picardie etc., in Rußland, Norddeutschland, in der Lombardei etc. Sie tritt hauptsächlich in zwei Formen auf: als brandige und als konvulsive. Erstere hat man mehr in Frankreich, letztere mehr in Deutschland und Rußland beobachtet. Bei der brandigen Form (Ergotismus gangraenosus, Mutterkornbrand, Brandseuche) zeigt das erste Stadium, das etwa 2-7 Tage dauert, Ergriffensein bald mehr des Gehirns: Schwindel, Unruhe; bald mehr des Rückens: Schmerzen im Rücken, in den Gliedern, Ameisenkriechen, Zittern, Zuckungen; bald mehr des Darmkanals: Erbrechen, Diarrhöe. Die Haut ist dabei trocken, der Puls klein und schnell. Im zweiten Stadium zeigen sich die Vorläufer des Brandes, die Kranken haben ein Gefühl von Taubsein, von Schmerzen in den betreffenden Gliedern, Zehen, Fingern, Nase; diese schwellen an, zeigen mitunter eine eigentümliche Röte, sind aber dabei kühl. Im dritten Stadium tritt der Brand ein. Die brandigen Teile stoßen sich ab, wobei die Schmerzen nachlassen. Das begleitende Fieber ist ein typhusähnliches, dem der Kranke erliegt. Es kann jedoch auch Genesung erfolgen, wenn der Brand beschränkt bleibt oder sich begrenzt. Die Dauer dieser beiden Stadien ist 4-6 Wochen. Bei der Behandlung ist vor allem notwendig, den Kranken der fernern giftigen Einwirkung zu entziehen. Brechmittel und Abführmittel sollen das Genossene entleeren, außerdem muß für kräftige Kost und reine Luft gesorgt werden. Gegen die Schmerzen reicht man beruhigende Mittel. Oft müssen die brandigen Glieder abgenommen werden. (Vgl. Antoniusfeuer.) Die zweite Form, die konvulsive, die eigentliche K. (Ergotismus convulsivus), läßt drei Grade der Vergiftung unterscheiden. Beim leichtesten Grad leiden die Kranken an Taubheit, Eingeschlafensein der Finger und andrer Körperteile, Ameisenkriechen, Zuckungen, Erbrechen und Durchfall. Dabei vermögen sie ihrer Beschäftigung noch nachzugehen. Wird der schädlichen Einwirkung beizeiten vorgebeugt, so kann der Zustand, namentlich wenn Ausleerungen erfolgen, günstig verlaufen. Im andern Fall steigern sich die Vergiftungserscheinungen. Es entsteht Druck in der Herzgrube, die Zuckungen nehmen zu; Beklemmungen, Schwindel, Durst, oft auch Heißhunger, besonders nach sauren Speisen, Erbrechen, höchst stinkende Stuhlgänge, Ziehen und Reißen im Rücken, schmerzhafte, krampfhafte Zusammenziehungen stellen sich ein. Die letztern Erscheinungen währen oft einige Stunden, bis Schlaf erfolgt. Nach dem Erwachen sind die Kranken gestärkt, aber bald treten neue Anfälle auf. Die Krämpfe steigern sich, nehmen den Charakter des Streckkrampfes (Tetanus) an und werden oft tödlich. Gleichzeitig tritt Gesichtsschwäche, Doppeltsehen auf.