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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Krönung des Glacis; Kronwerke; Kronwicke; Kroo; Kroog; Kröpelin; Kropf

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Krönung des Glacis - Kropf.

bei den römischen Kaisern war eine feierliche K. nicht gebräuchlich. Die byzantinischen Kaiser dagegen haben die feierliche K. eingeführt. Unter den germanischen Völkerschaften geschah die Einsetzung in die Herrschaft nicht durch die K., sondern durch die Erhebung auf den Schild (elevatio) und das Umhertragen auf demselben (gyratio). Die christlichen Könige der Franken wurden zu Reims vom Bischof mit Öl aus einem Fläschchen gesalbt, welches zur Salbung des bekehrten Chlodwig durch eine Taube vom Himmel gebracht worden sein sollte (s. Ampulla). Die Könige andrer deutscher Stämme ahmten die fränkische und byzantinische Sitte nach. Die Könige der Langobarden ließen sich in Pavia, Mailand oder Monza krönen. 799 setzte der Papst Stephan in Rom Karl d. Gr. die kaiserliche Krone auf das Haupt. Die deutschen Könige wurden als solche in Aachen gekrönt, hatten aber seit Otto I. (962) auch ein Anrecht auf die römische Kaiserkrone, welche ihnen in Rom vom Papst aufgesetzt wurde. Friedrich III. war der letzte deutsche König, der 1452 in Rom, Karl V. der letzte, der 1530 vom Papst und zwar in Bologna gekrönt wurde. Maximilian I. bereits hatte auch ohne K. den römischen Kaisertitel angenommen. Auch die K. mit der Eisernen Krone der Lombarden fiel weg (mit der burgundischen haben sich bloß fünf deutsche Könige, zuletzt Karl IV., krönen lassen), und die spätern deutschen Kaiser wurden daher nur einmal gekrönt. Ferdinand I. war der letzte, der 1531 in Aachen als deutscher König gekrönt wurde. Seitdem wurde Frankfurt a. M. der Krönungsort. Die K. des ersten Königs von Preußen 18. Jan. 1701 ist deshalb bemerkenswert, weil der König sich selbst und dann auch der Königin die Krone aufsetzte. Ihm ahmte Napoleon I. nach, welcher 2. Dez. 1804 in der Notre Damekirche zu Paris sich die Kaiserkrone aufsetzte und den Papst nur die übrigen Zeremonien verrichten ließ. In neuerer Zeit ist die Sitte der K. in Deutschland mehr und mehr in Abnahme gekommen; an ihre Stelle trat die Huldigung (s. d.). Doch setzte sich König Wilhelm I. von Preußen, der einzige seit Friedrich I., dem ersten König, 18. Okt. 1861 zu Königsberg die Krone selbst auf. Mit besondern Zeremonien ist die K. der Könige von Ungarn verbunden, denen sich noch Kaiser Franz Joseph von Österreich 8. Juni 1867 unterzog. Äußerst glanzvoll ist die der Kaiser von Rußland in Moskau und sehr eigentümlich die der Könige von Norwegen in der alten Krönungsstadt Drontheim. Vgl. Waitz, Die Formeln der deutschen Königs- und der römischen Kaiserkrönung vom 10. bis zum 12. Jahrhundert (Götting. 1873).

Krönung des Glacis, s. Couronnement.

Kronwerke, ältere Festungswerke, deren dem Feind zugekehrte Walllinie aus zwei bastionierten Fronten zusammengesetzt ist (s. Figur); bei mehr als zwei bastionierten Fronten nennt man sie gekrönte Werke. Ihre Anwendung ist ähnlich wie beim Hornwerk.

^[Abb.: Kronwerk.]

Kronwicke, Pflanzengattung, s. Coronilla.

Kroo, Negervolk, s. Kru.

Kroog, in Marschländern das Stück Weide- oder Saatland, das der See abgewonnen worden und mit einem Erdwall umfaßt ist.

Kröpelin, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, an der Eisenbahn Wismar-Rostock, hat ein Amtsgericht und (1885) 2464 Einw.

Kropf (Ingluvies), Erweiterung der Speiseröhre zu zeitweiligem Aufenthalt und gewöhnlich auch zur Erweichung der Speisen, findet sich bei den meisten Vögeln, namentlich bei den Fleisch- und Körnerfressern, aber auch bei manchen niedere Tieren. - Als Mißbildung beim Menschen stellt der K. (Struma) die dauernde Anschwellung oder Vergrößerung der am vordern Teil des Halses rechts und links von der Luftröhre gelegenen Schilddrüse (glandula thyreoidea) dar. In seinen geringern Graden bildet der K. eine gleichmäßige schmerzlose und den damit Behafteten wenig oder gar nicht belästigende Anschwellung der Vorder- und Seitenteile des Halses, den sogen. dicken Hals. Als höhere Grade unterscheidet man folgende: Der sogen. lymphatische K. (S. lymphatica oder parenchymatosa) ist eine Hypertrophie mit Verwandlung des Inhalts der Drüsenbläschen in eine gallertartige Substanz (S. gelatinosa), wobei das Bindegewebe und die Blutgefäße am Wachstum teilnehmen. Bald erkrankt die Drüse gleichmäßig, bald nur ein einzelner Lappen; dieser wächst zu einer rundlichen Geschwulst an, die sich von der übrigen Drüse gleichsam abschnürt. Zuweilen erweitern sich auch die Gefäße sehr bedeutend, und einen solchen K. mit beträchtlich erweiterten Gefäßen pflegte man früher als Gefäßkropf (S. vasculosa) zu bezeichnen. Der K. kann bis zur Faust- und Mannskopfgröße anwachsen, und es finden sich dann darin oft große, cystenartige Räume mit jener schmierigen Masse erfüllt (Balgkropf, S. cystica). Die Cysten entstehen durch Zusammenfließen der vergrößerten Schilddrüsenbläschen. Die umgebende Bindegewebshülle gerät dabei oft in einen Zustand entzündlicher Reizung, bricht manchmal durch, nimmt aber öfters Kalksalze auf, so daß in alten Kröpfen zuweilen haselnuß- bis taubeneigroße, rundliche, steinharte Knollen (S. ossea) neben andern weichen Höhlungen vorgefunden werden. Auch knöcherne Entartungen der Schilddrüse kommen vor. Daß zu starke Vergrößerung der Schilddrüse die mannigfachsten Beschwerden hervorrufen kann, ist erklärlich. Namentlich ist dies der Fall, wenn ein Lappen unter das Brustbein hinab sich sehr vergrößert und dadurch die Luftröhre nach hinten drängt. An Atembeschwerden leiden alle Kropfkranke mehr oder weniger, viele auch an Blutüberfüllung des Kopfes durch den Druck auf die das Blut nach dem Herzen leitenden Blutadern. Die Ursache des Kropfes ist noch in Dunkel gehüllt. Daß das weibliche Geschlecht häufiger am K. leidet, ist festgestellt, ebenso die Erblichkeit. Am meisten scheinen örtliche Einflüsse denselben hervorzurufen, deren letzten Grund man aber meist nicht kennt (vgl. Kretinismus). In manchen Gegenden ist der K. fortdauernd sehr häufig, in andern kommt er höchst selten vor. Die Behandlung des Kropfes im engern Sinn, des lymphatischen Kropfes, beruht auf dem innerlichen und äußerlichen Gebrauch der Jodpräparate; auch Einspritzungen von Jodlösungen in den K. werden angewendet. Früher gab man den gerösteten und gepulverten Meerschwamm als sogen. Kropfpulver. Dessen Wirkung beruht aber lediglich auf seinem Gehalt an Jod. Dringend anzuraten ist es, die geringste Anschwellung der Schilddrüse sogleich in ärztliche Behandlung zu geben, sobald sie deutliche Zunahme zeigt. Sind schon stärkere Vergrößerungen vorhanden, haben sich namentlich Bälge ausgebildet, so helfen einfache Mittel nichts mehr, sondern es müssen operative Eingriffe geschehen, namentlich ist die Entfernung der Geschwülste vielfach mit gutem Erfolg ausgeführt worden. Vgl. Virchow, Die krankhaften Geschwülste, Bd. 3 (Berl. 1863); Bircher, Der endemische K. und seine Beziehungen zur Taub-^[folgende Seite]