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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kyrenaĭker; Kyrēne; Kyrĭe eleïson; Kyrĭologisch; Kyritz; Kyros

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Kyrenaiker - Kyros.

im 7. Jahrh. vernichtet. Nur Berenike (jetzt arab. Benghâzi) hat sich als dürftige Handelsstadt erhalten. Noch gegenwärtig ist die ganze Gegend reich an merkwürdigen Überresten aus dem Altertum. Die Blüte Kyrenaikas in Kunst und Wissenschaft bezeugen ferner seine schönen Münzen und berühmte Gelehrte, wie Aristippos, der Begründer der kyrenäischen Philosophenschule, Kallimachos, Eratosthenes und noch im 5. Jahrh. n. Chr. der Bischof Synesios. Vgl. Gottschick, Geschichte und Gründung des hellenischen Staats in K. (Leipz. 1858); Haimann, Cyrenaica (Rom 1882).

Kyrenaĭker (kyrenäische Schule; Hedoniker, von hēdone, "Lust"), eine von Aristippos (s. d.) um 380 v. Chr. gestiftete philosophische Sekte, welche ungefähr 100 Jahre inner- und außerhalb Griechenlands blühte, aber durch Epikur verdrängt wurde. Zu den berühmtesten Nachfolgern Aristippos' gehören seine Tochter Arete, sein Enkel Aristippos Metrodidaktos, Antipatros, Annikeris, Theodoros und Hegesias (s. d.). Vgl. Hedonismus.

Kyrēne (jetzt Krenna), im Altertum reiche und mächtige Stadt in der Landschaft Kyrenaika (s. d.), 80 Stadien vom Meer gelegen, berühmt als Geburtsort der Philosophen Aristippos und Karneades und des Dichters Kallimachos. Die Juden machten unter den Ptolemäern ein Viertel der Einwohner von K. aus. Die Ruinen der Stadt sind sehr ausgedehnt.

Kyrĭe eleïson (eigentlich eleeson, griech., "Herr, erbarme dich!"), eine schon durch Silvester I. aus der griechischen in die abendländische Kirche übergetragene Gebetsform, womit die Gemeinde auf die Gebete des Priesters antwortet. Sie bildet auch den ersten Satz (Introitus) der musikalischen Messe.

Kyrĭologisch (griech.), in der eigentlichen Bedeutung, nach dem Wortlaut zu verstehen (Gegensatz: tropisch).

Kyritz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, an der Jägelitz und der Eisenbahn Neustadt an der Dosse-Meyenburg, hat ein Schullehrerseminar mit Präparandenanstalt, ein Landratsamt (für den Kreis Ostpriegnitz), ein Amtsgericht, Stärke-, Traubenzucker- und Sirupfabrikation, eine Destillation und Essigfabrik, Bierbrauerei und (1885) 5056 fast nur evang. Einwohner. Hier fand 17. Dez. 1635 ein siegreiches Gefecht der Schweden gegen die Sachsen statt.

Kyros (lat. Cyrus), antiker Name des Flusses Kur (s. d.), ebenso des Flusses Pulwar in Persien, unweit dessen die Ruinen von Persepolis liegen.

Kyros (Cyrus, pers. Khurush, Koresch), 1) K., gewöhnlich der ältere genannt, der Gründer des altpersischen Reichs, Sohn des Kambyses, eines vornehmen Persers aus dem Geschlecht der Achämeniden, dem alten Königshaus der Perser. Der Sage nach war des K. Mutter Mandane eine Tochter des medischen Königs Astyages. Traumdeuter, so heißt es, hatten einen Traum des letztern, nach welchem ein seiner Tochter entsprossener Baum ganz Asien überschattete, dahin ausgelegt, daß er durch die Hand eines Enkels seiner Krone verlustig gehen werde. Um dem vorzubeugen, hatte Astyages seine Tochter an Kambyses, einen Mann aus dem unterworfenen Volk der Perser, vermählt und befahl, als diese einen Knaben geboren hatte, seinem Vertrauten Harpagos, das Kind zu töten. Dasselbe wurde aber einem Hirten übergeben, der es erzog und K. nannte. Schon im Knaben äußerte sich der hohe königliche Sinn, und als er einst beim Spiel mit andern Knaben, die ihn zum König erwählt hatten, den Sohn eines hohen Beamten hatte züchtigen lassen und deswegen sich vor Astyages rechtfertigen sollte, erriet dieser aus dem stolzen Benehmen des Knaben dessen Abkunft. Den erschreckten König beruhigten zwar die Aussprüche der Magier, und er sandte K. zu seinen Eltern zurück; Harpagos aber setzte er zur Strafe für seinen Ungehorsam dessen eignen Sohn als Speise vor. Aus Rache bewog dieser später den herangewachsenen K. zur Verwirklichung des Traums des Astyages. Mit einem Heer Perser drang K. in Medien ein, wo Harpagos mit den medischen Truppen sogleich zu ihm hinüberging. Astyages ward bei Pasargadä (558 v. Chr.) geschlagen, entthront und gefangen. Der wirkliche Sachverhalt war der, daß K., als Haupt des Königsgeschlechts der Achämeniden Unterkönig von Persien, sich 559 gegen Astyages empörte, die Meder erst in Persien bei Pasargadä, dann in Medien selbst besiegte, Astyages gefangen nahm und dessen Tochter Amytis oder Mandane heiratete. So machte er die Perser zum herrschenden Volk im iranischen Reich. K. eroberte und plünderte darauf Armenien, besiegte die räuberischen Stämme des Kaukasus und machte sich durch Besiegung des Krösos (548) auch Lydien unterthan. Nach der Eroberung von Sardes boten sich ihm auch die vor derselben übermütigen kleinasiatischen Griechen als Bundesgenossen an. K. aber nahm nur Milet an und schickte gegen die übrigen seinen Feldherrn Mazares und nach dessen Tode den Harpagos, welche die Unterjochung der Ionier und Äolier vollendeten. Dann erschien er mit Heeresmacht vor Babylon, dessen Eroberung ihm (538) dadurch gelang, daß er den Euphrat abgraben ließ und durch das trockne Flußbett während der Nacht eindrang. Er verwandelte auch Babylonien in eine persische Provinz und erlaubte den exilierten Juden die Rückkehr in ihr Vaterland. Er widmete sich darauf der innern Organisation seines Reichs, weshalb der griechische Geschichtschreiber Xenophon seine Regierung in seiner "Cyropädie" als historische Grundlage seines Regentenspiegels benutzte. Über den Tod des K. existieren die verschiedensten Berichte. Nach Herodot ist die glaubwürdigste der vielen Erzählungen die, daß K. im Krieg mit den Massageten, einem kriegerischen Skythenvolk jenseit des Jaxartes, umgekommen sei (529). Die feindliche Königin Tomyris soll darauf seinen Kopf haben abschneiden und in einen mit Blut gefüllten Schlauch tauchen lassen, damit er seinen Blutdurst stillen könne. Nach andern zuverlässigern Berichten fiel er 529 im Kampf gegen die Derbikker im nordöstlichen Iran und wurde zu Pasargadä bestattet. Er hinterließ zwei Söhne, Kambyses, seinen Nachfolger, u. Bardija (Smerdis). Vgl. A. Bauer, Die Kyrossage und Verwandtes (Wien 1882). - Das sogen. Grabmal des K. in der Ebene von Murghab, der Stätte des alten Pasargadä, ist ca. 14 m hoch und besteht aus einem terrassenförmig aufsteigenden Unterbau von sieben Stufen und einem oblongen, von einem schrägen Steindach bedeckten Gebäude. Das Ganze ist aus weißem Marmor errichtet (s. Tafel "Baukunst II", Fig. 6).

2) K., gewöhnlich der jüngere genannt, der zweite Sohn des Dareios Nothos, erhielt 407 v. Chr. den Oberbefehl über ganz Kleinasien und leistete den Spartanern gegen Athen wirksamen Beistand. Als nach seines Vaters Tod (405) sein älterer Bruder, Artaxerxes Mnemon, den Thron bestieg, stiftete er eine Verschwörung gegen ihn an, ward deshalb zum Tod verurteilt, doch auf Verwendung seiner Mutter Parysatis begnadigt und sogar in seiner Stellung gelassen. Im Frühling 401 rüstete K. dennoch gegen jenen und