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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Loire

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Loire.

und die Textilindustrie stehen hier auf der höchsten Stufe. Die erstere, welche ca. 25,000 Arbeiter beschäftigt, in den letzten Jahren mit ihrer Produktionsmenge aber sehr herabgegangen ist, wies 1886 eine Produktion von 22,599 metr. Ton. Roheisen (1883 noch 63,000), 39,854 T. Kommerzeisen und Schienen (1883: 74,000) und 40,026 T. Stahl u. Stahlschienen (1883: 117,000) auf und verarbeitet einen großen Teil davon zu Maschinen, Gewehren, andern Schußwaffen, Messerschmied- und Schlosserwaren, Nägeln und sonstigen Kleineisenwaren. Die Textilindustrie ist fast in allen ihren Branchen vertreten und hat namentlich seit der Verlegung mehrerer Etablissements aus dem Elsaß einen weitern Aufschwung genommen. Von ihren einzelnen Zweigen ist die Seidenindustrie, welche beim Abhaspeln der Kokons 3750 Personen, dann bei der Spinnerei, Weberei, Fabrikation von Bändern, Posamenten etc. 8300 Arbeiter beschäftigt, eine hervorragende Erwerbsthätigkeit, neben welcher auch die Baumwollindustrie (5500 Arbeiter), die Schafwoll- und Leinenindustrie von Bedeutung erscheinen. Die Industrie des Departements liefert außerdem noch Glas, Papier, Leder, Tapeten u. a. 1882 gab es im ganzen 924 industrielle Etablissements und 1218 Dampfmaschinen mit 37,361 Pferdekräften im Departement; die Kohlenkonsumtion belief sich auf 1,630,000 Ton. Obenan in der Fabrikation steht die Stadt St.-Etienne (s. d.). Ausfuhrartikel sind: Kohle, Mineralwasser, Kastanien, Wein, Käse, Waffen und andre Eisen-, dann Band- und sonstige Textilwaren. Das Departement wird von mehreren Eisenbahnlinien durchzogen und zerfällt in drei Arrondissements: Montbrison, Roanne und St.-Etienne. Hauptstadt ist St.-Etienne (früher Montbrison). Vgl. Gruner, Description géologique et minéralogique du Departement de la L. (Par. 1858).

Das Departement Oberloire (Haute-L.), im südlichen Frankreich gelegen und aus Bestandteilen von Languedoc (Velay, Vivarais und Gévaudan) und des Herzogtums Auvergne sowie der Landschaft Forez gebildet, wird im N. von den Departements Puy de Dôme und L., im SO. von Ardèche, im S. von Lozère und im W. von Cantal begrenzt und umfaßt einen Flächenraum von 4962 qkm (90,1 QM.). Es trägt überwiegend den Charakter eines Plateaus mit tief eingeschnittenen Flußthälern und ist einer der höchsten Teile des zentralen Hochfrankreich, indem wenige Punkte unter 600 m sinken, die absolute Höhe aber durchschnittlich 900 m beträgt. Die Gebirge des Velay (1423 m), das Mégalgebirge (1438 m) und der Mézenc (1754 m) bilden die höchsten Erhebungen. Der Boden besteht ganz aus Granit, Gneis, kristallinischen Schiefern und über dieses Grundgebirge ausgebreiteten Lavadecken oder aufgesetzten Domen und Kegeln. Die Hauptflüsse des Departements sind die Loire im O., welche die Borne, den Arzon und Lignon, und der Allier im W., welcher die Dège, Senouire und den Alagnon aufnimmt. Das Klima ist ein rauhes Plateauklima. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 320,063 Einw., d. h. 64 pro QKilometer. Der Boden ist im allgemeinen von mittlerer Fruchtbarkeit; etwa die Hälfte ist bebaut und liefert Getreide (durchschnittlich 1,5 Mill. hl, wovon 1 Mill. hl Roggen) und Kartoffeln (1,8 Mill. hl). Andre Produkte sind: Obst, Kastanien, Küchengewächse und Wein (durchschnittlich 10,000 hl). Fast ein Fünftel des Bodens wird von Wiesen eingenommen und Viehzucht deshalb in starker Ausdehnung betrieben, namentlich auf Rindvieh (1881: 139,057) und Schafe (327,045). Der Mineralreichtum ist gering. Kohlen werden in den Becken von Brassac und Langeac gefördert (1886: 214,008 Ton.); an guten Bausteinen fehlt es nicht. Bedeutender ist die Industrie, namentlich in Spitzen und Blonden aus Woll-, Baumwoll- und Flachsgarn, Seide, Silber und Gold; hierbei sind je nach dem Geschäftsgang 100-130,000 Personen und zwar in der Form der Hausindustrie beschäftigt. Außerdem ist etwas Spinnerei und Weberei, Eisen-, Glas- und Papierindustrie im Departement vorhanden. Einige tausend Bewohner ziehen jährlich in andre Teile Frankreichs, um sich als Arbeiter zu verdingen. Ausgeführt werden besonders: Vieh, Wolle, Getreide, Spitzen und Holz. Das Departement zerfällt in die Arrondissements: Brioude, Le Puy und Yssingeaux. Hauptstadt ist Le Puy. Vgl. Malègue, Statistique générale du département de la Haute-L. (Par. 1872).

Das Departement Niederloire (L.-Inférieure), im westlichen Frankreich, aus dem südlichen Teil der Bretagne gebildet, grenzt im NW. an das Departement Morbihan, im N. an Ille-et-Vilaine, im O. an Maine-et-Loire, im S. an Vendée und im W. an den Atlantischen Ozean und hat einen Flächenraum von 6875 qkm (124,8 QM.). Die Oberfläche ist im allgemeinen eben, obwohl das Land auch seinem innern Bau nach noch zur granitischen Platte der Bretagne gehört. Nur gegen NO. hin erhebt es sich zu unbedeutenden Höhen. Die Küste ist 125 km lang und buchtet sich zum Mündungsbusen der Loire, zur Bucht von Bourgneuf südlich, zur Bucht und Reede von Croisic nördlich davon aus. Sie erweitert sich durch Anschwemmung mehr und mehr, ist daher sumpfig und moorig, aber hier und da auch mit fetten Weiden und schönen Wäldern bedeckt. Der bedeutendste Fluß ist die Loire, die etwa 35 km weit die Grenze gegen das Departement Maine-et-Loire bildet, an 100 km im Departement selbst fließt und für kleinere Fahrzeuge in ihrem ganzen Laufe, für größere Schiffe nur von der Mündung aufwärts bis Nantes schiffbar ist. Die Vilaine bildet etwa 35 km weit die Grenze gegen die Departements Ille-et-Vilaine und Morbihan und ist in ihrem ganzen Laufe für kleine Fahrzeuge schiffbar. Nebenflüsse der Loire sind die Erdre, der Brivé, die Sèvre Nantaise und der Acheneau, der Abfluß des 7000 Hektar großen Sees Grand-Lieu (vor der Annexion Savoyens des größten Sees in Frankreich); die Vilaine nimmt den Don und Isac auf. Der große Kanal von Nantes nach Brest zieht etwa 70 km weit durch das Departement. Das Klima ist mild, aber bei den herrschenden Seewinden feucht. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 643,884 Einw., d. h. 93 pro QKilometer. Der Boden, welcher teils aus Granit und Schiefer, teils aus Alluvium besteht, ist fast allenthalben fruchtbar und wird in seinem Ertrag durch Austrocknung von Sümpfen und andre Verbesserungen gehoben. Seine Erzeugnisse bestehen insbesondere in Weizen (durchschnittlich 1,6 Mill. hl), Hafer, Roggen, Buchweizen (zusammen 1,5 Mill. hl), Kartoffeln (1,5 Mill. hl), Zuckerrüben (7,5 Mill. metr. Ztr.), Wein von mittlerer Güte, aber in großer Quantität (1883 auf 30,650 Hektar: 1,347,329 hl), Obst (woraus durchschnittlich 200,000 hl Cider gewonnen werden), Hanf und Futterkräutern. Die Eichenwälder nähren mit ihren Eicheln eine Menge Schweine (etwa 90,000); außerdem werden viele Pferde (1881: 38,500 Stück), Rindvieh (322,070) und Schafe gewöhnlichen Schlags (182,000) gezüchtet. Auch die Bienenzucht wird mit Vorteil betrieben. Das Mineralreich liefert Steinkohlen (15,300 Ton.), Eisenerz, Zinn, feinkörnigen Granit, grauen Marmor, Schiefer,