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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lucca; Lucchesini

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Lucca (Sängerin) - Lucchesini.

anstalten sind das großartige Armenhaus, zwei Krankenhäuser, ein Irrenhaus und ein Waisenhaus hervorzuheben. L. hat ein Seminar, ein königliches Lyceum, Gymnasium, technische Schule, Normalschule für Lehrerinnen, ein Konservatorium, Musikinstitut, eine Zeichenschule, eine königliche Kunstakademie, 2 wissenschaftliche Akademien, eine öffentliche Bibliothek von 58,000 Bänden, 5 an Urkunden reiche Archive und 3 Theater. Die Stadt ist Sitz eines Präfekten, Erzbischofs, eines Appell- und Assisenhofs, Zivil- und Korrektionstribunals und einer Handels- und Gewerbekammer. Von Bauten der antiken Stadt L. sieht man noch die Reste eines Theaters und eines Amphitheaters. In der Nähe liegen viele herrliche Villen und 27 km nordöstlich die berühmten heißen Bäder von L. (Bagni di Lucca, s. d.).

Geschichte. L. (im Altertum Luca) in Ligurien war seit 178 v. Chr. eine römische Kolonie und wurde zu Gallia cisalpina, später zu Etrurien gerechnet. Cäsar hielt hier während des Gallischen Kriegs (56) Winterquartier und erneuerte seinen Bund mit Pompejus und Crassus. Unter den Langobarden hatte es eigne Grafen und begann im 12. Jahrh. seine städtische Freiheit zu entwickeln; es hielt unter der Leitung des Geschlechts der Obizzi zur guelfischen Partei. 1288 kaufte es sich von Rudolf I. die Befreiung von dem kaiserlichen Statthalter für 12,000 Gulden. 1314 lieferte aber der Ghibelline Castruccio de' Interminelli L. in die Hände Ugucciones della Faggiuola, des kaiserlichen Vikars von Genua, der auch Pisa beherrschte und seinen Sohn Francesco als Capitano in L. einsetzte. Dieser fiel 1315 in der Schlacht bei Montecatini, und die Herrschaft riß nun Castruccio Castracani an sich, der L. auf die Seite der Ghibellinen brachte, wofür ihn Kaiser Ludwig 1327 zum Herzog von L. ernannte und Teile von Florenz und Pisa zu seinem Gebiet schlug. Nach Castruccios Tod (September 1328) ward L. wieder Republik, und der Kaiser setzte den Grafen Burkhart (Conte Porcaro) als Gouverneur ein. Bald darauf verkauften jedoch die deutschen Söldner, die sich Luccas bemächtigt hatten, um sich für ihren rückständigen Sold bezahlt zu machen, die Herzogswürde an den Genuesen Gherardo Spinola für 30,000 Dukaten. Dieser übergab aber, von den Florentinern angefeindet, 1331 dem König Johann von Böhmen die Schutzherrschaft über L. Letzterer versetzte L. um 35,000 Dukaten an das Haus Rossi in Parma, von dem es unter pisanischer Oberhoheit 1335 Mastino della Scala, Herr von Verona, erhielt, der es 1339 für 250,000 Goldgulden an Florenz verkaufte. Als die Florentiner L. einnehmen wollten, kamen ihnen jedoch die Pisaner zuvor (1342). Nachdem Kaiser Karl IV. der Stadt 1369 ihre Freiheit und Reichsunmittelbarkeit für 200,000 Gulden zurückgegeben, wußte sie dieselbe zu behaupten und blieb eine aristokratische Republik, an deren Spitze ein Gonfaloniere und sechs Anziani (Älteste) standen, bis 1797, wo sie von den Franzosen erobert wurde, welche L. erst zum Königreich Etrurien, 1805 aber zu dem Fürstentum Piombino schlugen, das Napoleons I. Schwester Elise, Gemahlin des Fürsten Bacciocchi, beherrschte. Der Wiener Kongreß überließ es 1815 der ehemaligen Königin von Etrurien, Infantin Maria Luise, der Tochter des Königs Karl IV. von Spanien, und deren Kindern unter dem Titel eines Herzogtums mit voller Souveränität bis dahin, wo sie mit ihrer Familie zum Besitz Parmas, welches die Witwe Napoleons I., Marie Luise, auf Lebenszeit erhielt, gelangen würde. L. sollte dann, mit Ausschluß einiger an Modena abzutretender Landstriche, an Toscana fallen. Doch erst 1818 trat die Infantin die Regierung an und führte dieselbe bis zu ihres Sohns Karl II. Ludwig von Bourbon Volljährigkeit 1819. Wie unter seiner Mutter, die 13. März 1824 starb, so erfreute sich das Land auch unter Herzog Karl Ludwig einer ungetrübten Ruhe. Doch war die despotische Herrschaft des englischen Günstlings des Herzogs, Ward, verhaßt, und 1847 wurde in L. eine Sturmpetition an den Herzog um Verleihung einer Verfassung gerichtet, vor welcher derselbe nach Massa floh. Er kehrte nicht lange darauf zurück, trat aber 5. Okt. 1847 das ganze Herzogtum an Toscana ab, weil er nahe Aussicht auf Parma hatte, das auch durch den Tod der Erzherzogin Marie Luise 18. Dez. ihm zufiel. Der Herzog von L. führte das spanisch-parmesanische Wappen; das Landeswappen aber war ein lasurblauer Schild, auf welchem zwischen zwei schrägen Balken das Wort "Liberta" stand. Vgl. Mazzarosa, Storia di L. (Lucca 1833).

Lucca, Pauline, Opernsängerin, geb. 25. April 1842 zu Wien, erhielt daselbst von dem Gesanglehrer R. Levy ihre künstlerische Ausbildung und trat, 16 Jahre alt, als Choristin bei der Hofoper ein. 1859 ging sie an die Bühne nach Olmütz, 1860 nach Prag, und ein Jahr später folgte sie einem glänzenden Antrag an die königliche Hofoper zu Berlin, wo sie acht Monate lang noch den Unterricht Meyerbeers genoß und binnen kurzer Zeit durch ihre Gesangsleistungen und die Anmut ihres Spiels der erklärte Liebling des Publikums wurde. Ihre Hauptpartien waren die beiden Zerlinen, Cherubin, Afrikanerin, Margarete, Carlo Broschi. In der Folge verbreitete sich ihr Ruf durch zahlreiche Gastspiele in ganz Deutschland sowie in London und Petersburg, welch letztere Stadt ihr besonders eifrig huldigte. Durch diese Gunst des Publikums verwöhnt, konnte sie es nicht ertragen, eine ihr ebenbürtige Sängerin neben sich engagiert zu sehen, und verließ deshalb 1873 die Berliner Bühne. In den folgenden Jahren sang sie gastierend erst in Amerika, später in Wien, endlich (1880) auch wieder in Berlin, wo sie die früher gefeierten Triumphe sich erneuern sah. Seit 1868 mit Herrn v. Rhaden, einem preußischen Offizier, verheiratet, setzte sie in Amerika die Lösung dieser Ehe durch, um sich mit Herrn v. Wallhofen zu vermählen. Sie lebt gegenwärtig auf einem Landsitz in der Nähe von Zürich. Ihre künstlerischen Erfolge verdankt Frau L. nicht so sehr ihrer Stimme oder Gesangstechnik als vielmehr der Originalität und dem fesselnden Reiz ihrer Gesamterscheinung, Eigenschaften, die manchen ihrer Darstellungen typischen Wert verliehen.

Lucchesini (spr. luckesini), Girolamo, Marchese, preuß. Staatsmann, geb. 7. Mai 1751 aus einer Patrizierfamilie in Lucca, ward 1780 von Friedrich II. von Preußen zum Kammerherrn ernannt, gehörte zu dessen täglicher Tischgesellschaft und wurde auch von ihm und Friedrich Wilhelm II. zu mehreren diplomatischen Missionen verwendet; unter anderm brachte er im März 1790 in Warschau ein Bündnis zwischen Preußen und Polen zu stande, darauf wohnte er 1790 den Friedensverhandlungen in Sistowa als preußischer Bevollmächtigter bei, begleitete 1792 den König auf dem Feldzug in die Champagne und wurde 1793 zum preußischen Gesandten in Wien ernannt. Im März 1797 ward er von Wien zurückberufen und im September 1802 als außerordentlicher Botschafter nach Paris gesandt. Er vertrat stets die Politik einer Verständigung mit Frankreich, unterzeichnete im November 1806 zu Charlottenburg mit Napoleon I. einen Waffenstillstand und nahm, als diesen der Kö-^[folgende Seite]