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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Luisenburg - Lukaszewitsch.

Luisenburg, eine der merkwürdigsten und besuchtesten Partien des Fichtelgebirges, bei Wunsiedel im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, ein großartiges Labyrinth von Granitblöcken. Früher hieß die Höhe nach einer auf ihr stehenden Burg, von der noch Ruinen vorhanden sind, Luchsburg, welcher Name bei Gelegenheit der Anwesenheit des preußischen Königspaars 1805 zu Ehren der Königin Luise in L. umgewandelt wurde. In der Nähe der Badeort Alexandersbad (s. d.).

Luisenorden, vom König Friedrich Wilhelm III. von Preußen 3. Aug. 1814 zur Erinnerung an die Königin Luise (s. d. 2) für glänzende Beweise der Vaterlandsliebe und Menschenfreundlichkeit in den Jahren 1813-14 gestiftet, sollte nur 100 Mitglieder aus dem preußischen Staat, aber ohne Unterschied der Religion und des Standes zählen. Im April 1850 wurde er zur Verleihung an solche Jungfrauen und Frauen, welche sich durch die Pflege von Verwundeten 1848 und 1849 ausgezeichnet hatten, erneuert. Ähnliche Erneuerungen fanden 1861, 1865, 1866 und 1871 statt. 1865 ward eine zweite Abteilung in zwei Klassen hinzugefügt: 1) Anerkennung für Frauen und Jungfrauen, welche Kranke im Kriege gepflegt, und 2) für solche, welche durch hochherzige und verdienstliche Handlungen im Krieg und Frieden sich ausgezeichnet haben. Eine Prinzessin des königlichen Hauses ist Großmeisterin. Die Auswahl bestimmt das aus fünf Frauen bestehende Ordenskapitel unter Automation des Königs. Das Ordenskreuz ist von Gold und schwarz emailliert. Der himmelblaue Mittelschild zeigt ein L in einem Sternenkranz, auf der Rückseite die Zahlen 1813 und 1814 und seit der Erneuerung je die Jahre, für die er verliehen wird. Die erste Abteilung kann mit oder ohne Eichenlaub, die zweite Abteilung erster Klasse mit goldener oder silberner Krone und die zweiter Klasse in Silber oder als Medaille verliehen werden. Das Band, an dem der Orden auf der linken Brust getragen wird, ist bei der ersten Abteilung weiß mit schwarzen Randstreifen, bei der zweiten weiß mit schwarzem Rand und einem Mittelstreifen. S. Tafel "Orden", Fig. 12. Vgl. L. Schneider, Der L. (Berl. 1867).

Luisenstiftung, eine zum Andenken an die Königin Luise von Preußen von einem Verein durch gesammelte milde Beiträge 1810 gegründete und 19. Juli 1811 eröffnete Anstalt zur Erziehung junger Mädchen von 12-15 Jahren aus gebildeten Ständen, verbunden mit einer Anstalt zur unentgeltlichen Ausbildung von Erzieherinnen im Alter von 18-22 Jahren, welch letztere seit 1877 die Berechtigung zur Abhaltung von Entlassungsprüfungen besitzt.

Luitpold, Karl Joseph Wilhelm Ludwig, Prinz-Regent von Bayern, geb. 12. März 1821 zu Würzburg, zweiter Sohn des Königs Ludwig I., widmete sich mit Vorliebe dem Soldatenstand, befehligte 1866 im Kriege gegen Preußen eine Division, ward zum Generalfeldzeugmeister und Generalinspekteur der bayrischen Armee ernannt, war 1870/71 im Hauptquartier des Königs Wilhelm zu Versailles, hielt sich aber sonst von den öffentlichen Dingen fern, soweit ihn nicht die Pflicht, König Ludwig II. bei der Eröffnung von Landtagen zu vertreten, dazu zwang. Er galt für streng katholisch. Als sich die Geisteskrankheit seines Neffen Ludwig II. 1886 herausstellte, übernahm er 10. Juni als des Reichs Verweser die Regentschaft für denselben sowie nach dessen Tod (13. Juni) für den ebenfalls geisteskranken König Otto und leistete 28. Juni den Eid, behielt aber das Ministerium Lutz bei, indem er dessen Regierungsgrundsätze billigte. Aus seiner Ehe mit der Prinzessin Auguste von Toscana (gest. 1864) hat er drei Söhne, von denen der älteste, Prinz Ludwig (geb. 7. Jan. 1845), künftiger Thronerbe, vier Söhne hat.

Luitprand, s. Liutprand.

Lukanien (Lucania), im Altertum eine Landschaft Unteritaliens oder Großgriechenlands, am Tarentinischen Meerbusen, mit den Städten Pästum, Heraklea, Metapontum, Potentia etc., entspricht im wesentlichen der heutigen Provinz Potenza und dem Süden von Salerno. Die Lukaner waren ein kurz vor 400 aus Samnium erobernd eingewandertes oskisches Volk, welches die Griechenstädte an der Küste auf ihr engstes Stadtgebiet beschränkte. Um 356 zweigten sich die Bruttii (s. d.) von ihnen ab. Um 320 verbündeten sie sich mit Rom gegen die Griechen und später gegen Pyrrhos, wurden aber 272 völlig von ersterm unterworfen, weil sie Thurii angegriffen hatten. S. Karte bei "Italia".

Lukarne (franz.), Dachfenster, Dachluke.

Lukas, der Evangelist, auch Lucanus genannt, wahrscheinlich ein von Paulus zum Christentum bekehrter Heide, da er unter dieses Apostels Gehilfen und als sein vieljähriger Reisegefährte vorkommt. Von seinen übrigen Lebensverhältnissen wissen wir nur, daß er Arzt war (Kol. 4, 14). Die Legende macht ihn überdies noch zum Maler (z. B. von Marienbildern), weshalb ihn die Maler zu ihrem Schutzheiligen gewählt haben. Die griechische und die katholische Kirche haben ihm den 18. Oktober geweiht. Ein von ihm herrührender Reisebericht ist in unsre Apostelgeschichte (s. d.) eingearbeitet, weshalb diese sowie das von demselben Verfasser stammende dritte Evangelium unter dem Namen des L. gehen. S. Evangelium.

Lukasbild, nach der christlichen Legende ein vom Evangelisten Lukas nach dem Leben gemaltes Bildnis der Madonna mit dem Kind. In Rom wird ein solches Madonnenbild als das wahre, von Lukas gemalte verehrt, andre befinden sich zu Bologna, Freising und an andern Orten. Alle diese Bilder sind byzantinische Gemälde früherer oder späterer Zeit.

Lukasschwarz, Anilinschwarz, s. Anilin, S. 592.

Lukas von Leiden, s. Lucas van Leiden.

Lukaszewitsch (spr. -schéwitsch), Joseph von, poln. Historiker, geb. 30. Nov. 1797 zu Kromplewo bei Posen, erhielt 1829 das Amt eines Bibliothekars der gräflich Raczynskischen Bibliothek in Posen, in welcher Stellung er bis 1852 verblieb. In Gemeinschaft mit dem Professor Poplinski gründete er hier eine polnische Buchhandlung und Buchdruckerei, desgleichen eine litterarische Zeitschrift: "Oredownik", und redigierte außerdem eine andre litterarische Volkszeitschrift: "Przyjaciel ludu", welche beide 1846 eingingen. L.' Hauptwerke, die vorwiegend die geistige Entwickelung Polens behandeln, sind: "Geschichtliche Nachrichten über die Dissidenten in Posen im 16. und 17. Jahrhundert" (Posen 1832; deutsch, Darmst. 1843), "Über die Kirchen der Böhmischen Brüder im ehemaligen Großpolen" (Posen 1835; deutsch, Grätz 1877) und "Geschichte der Kirchen des helvetischen Glaubensbekenntnisses in Litauen" (Pos. 1842, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1848-50), denen sich die "Geschichte der Unterrichtsanstalten in Polen und Litauen" (Pos. 1849-51, 2 Bde.), die "Geschichtlich-statistische Beschreibung der Stadt Posen in ältern Zeiten" (das. 1838, 2 Bde.; deutsch, Lissa 1846 und Pos. 1878) und die "Geschichte aller Kirchen in der ehemaligen polnischen Diözese" (das. 1856-63,