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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Madai; Madâin Saleh

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Madai - Madâin Saleh.

Lebensmitteln zu versorgen. Diese Besitzungen gingen in den Revolutionskriegen an England verloren, wurden jedoch durch die Wiener Verträge von 1814 und 1815 den Franzosen wieder zurückgegeben. Ein um so größeres Interesse hatte England fortan an der Aufrechthaltung der Selbständigkeit der Insel, und es erkannte den damaligen König der Hova, Radama I. (1810-28), als König von M. an. Gleichzeitig sandte es Missionäre nach M., die bis 1828 einige Buchdruckereien angelegt und schon 100 Schulen gestiftet hatten, in denen 5000 Kinder christlich unterrichtet wurden. Englische Offiziere organisierten Radamas Heer. Hierdurch gelang es diesem, sich einen Stamm nach dem andern zu unterwerfen, bis er zuletzt auch die französische Besatzung im Fort Dauphin angriff und vertrieb; den Engländern wurden dagegen alle Häfen eröffnet, und sie waren im faktischen Besitz des Landes. Aber Radama starb 27. Juli 1828 an Gift, das ihm seine Gattin Ranavalona beigebracht, welche 3. Aug. 1828 von der Volksversammlung zur Herrscherin ausgerufen wurde. Die neue Königin war den Fremden abgeneigt und brach den mit den Engländern angeknüpften Handelsverkehr wieder ab. Auch haßte sie das Christentum, zerstörte die Missionen, verjagte die Missionäre und ließ viele Christen hinrichten. Die Franzosen versuchten zwar 1829 an zwei Punkten zu landen, wurden aber bei Foulpointe geschlagen. Frankreich und England vereinigten sich 1845 zu einer gemeinschaftlichen Expedition gegen die Stadt Tamatave und schossen sie in Brand, mußten sich aber nach einem unglücklichen Sturm auf das Fort mit Verlust auf ihre Schiffe zurückziehen. Die Folge waren nun blutige Christenverfolgungen auf der Insel. Nachdem jedoch der Kronprinz Rakoto und andre Prinzen 1846 offen zur christlichen Kirche übergetreten waren, erlangten englische Missionäre, namentlich seit 1853, wieder Eingang auf M. und erwirkten auch die Freigebung des Handels. Mit Ranavalonas Tod und der Thronbesteigung ihres Sohns Rakoto als Radama II. (16. Aug. 1861) gestalteten sich die Verhältnisse günstiger für die Europäer. Radama II. öffnete den Fremden bereitwillig sein Land, schaffte alte barbarische Gebräuche ab und suchte die Bildung seines Volkes zu befördern. Durch die Rücksichtslosigkeit aber, mit welcher er Fremde bevorzugte und den Wünschen der einheimischen Edelleute und Priester entgegentrat, erregte er deren Unzufriedenheit, und es ward eine Verschwörung gegen ihn angezettelt, als deren Opfer er 12. Mai 1863 fiel. Seine Witwe Rabodo, welche als Königin den Namen Rasoherina annahm, bestieg darauf den Thron, verlor aber bald ihr Ansehen völlig und befand sich ganz in der Gewalt ihres Premierministers, dem sie unklugerweise und zum Verdruß des Volkes ihre Hand gereicht hatte. 1865 kam es zu einem förmlichen Aufstand des Volkes gegen die Franzosen, während England 27. Juni 1865 einen äußerst günstigen Freundschafts- und Handelsvertrag mit M. abschloß. Rasoherina starb 1. April 1868, und nach einigen Streitigkeiten über die Thronfolge zwischen der alten Hovapartei und dem Premierminister der verstorbenen Königin, Rainitaiarivoy, ward einer Verwandten derselben, Ramona, unter dem Namen Ranavalona Majonka II. die Krone übertragen. Die neue Königin zeigte sich dem Christentum günstig und ließ sich nebst einem großen Teil des Adels 21. Febr. 1869 taufen. Trotz der Entrüstung der heidnischen Priesterschaft und der Masse des Volkes befahl sie darauf die Zerstörung der alten Götzenbilder, deren strafloses Gelingen solchen Eindruck auf das Volk machte, daß es in großer Zahl zum Christentum übertrat. 1877 wurde die Sklaverei abgeschafft. Als 1882 die Franzosen über Belästigung ihrer Mitbürger, Verweigerung des Verkaufs von Land u. dgl. Beschwerde führten, schickten die Hova eine Gesandtschaft nach Europa, welche mit mehreren Staaten, auch mit Deutschland, Handelsverträge schloß, aber mit Frankreich keine Vereinbarung zu stande brachte, da letzteres die Schutzherrschaft nicht bloß über die Sakalaven, sondern über die ganze Ostküste beanspruchte. Frankreich schickte darauf 1883 ein Geschwader nach M., das mehrere Küstenplätze bombardierte und 13. Juni Tamatave besetzte. Auch die neue Königin, Ranavalona III., welche nach Ranavalonas II. Tod (13. Juli) den Thron bestieg, ihren Premierminister Rainilairivony heiratete und 22. Nov. feierlichst gekrönt wurde, weigerte sich, die französischen Forderungen zu bewilligen, und beanspruchte die Herrschaft über ganz M. Obwohl nun die Versuche der Franzosen, 1885 von Tamatave in das Innere von M. einzudringen, an dem tapfern Widerstand der Madegassen scheiterten, schlossen diese doch 17. Dez. mit Frankreich einen Vertrag, der diesen eine Schutzherrschaft, namentlich die Vertretung in allen auswärtigen Beziehungen, einräumt; M. sollte 10 Mill. Kriegskosten bezahlen, bis dahin Tamatave von den Franzosen besetzt bleiben. Ein französischer Generalresident (Le Myre de Vilers) nahm mit einer kleinen militärischen Eskorte seinen Sitz in Tananarivo. Vgl. Ellis, History of M. (Lond. 1838); Derselbe, Three visits to M. (das. 1858); Bocage, M., possession française depuis 1642 (Par. 1859); Ida Pfeiffer, Reise nach M. (Wien 1861, 2 Bde.); Mears, The story of M. (Philad. 1873); Grandidier, Histoire physique, naturelle et politique de M. (Par. 1876 ff., auf 28 Bde. berechnet); Sibree, M., Geographie, Naturgeschichte, Ethnographie der Insel etc. (deutsch, Leipz. 1881); Escamps, Histoire et géographie de M. (neue Ausg., Par. 1884); Little, M., its history and people (Lond. 1884); R. Hartmann, M. und die Seychellen etc. (Leipz. 1886); Oliver, M., an historical and descriptive account (Lond. 1887, 2 Bde.). Ein madegassisch-englisches Wörterbuch gab Richardson (1886) heraus.

Madai, Karl Otto von, namhafter Rechtsgelehrter, geb. 23. März 1809 zu Zscherben bei Halle, studierte in Halle, ward 1835 Professor daselbst, 1837 in Dorpat und 1843 Privatsekretär der Herzogin Elisabeth von Nassau. 1845 folgte er einem Ruf als Professor der Rechte nach Kiel, wo er sich an den litterarischen Fehden über die Successions- und Inkorporationsfrage Holsteins und Schleswigs beteiligte. Nachdem er 1848 am Vorparlament teilgenommen hatte, wurde er Gesandter der provisorischen Regierung Schleswig-Holsteins bei dem Deutschen Bund, ging aber noch in demselben Jahr als Professor der Rechte nach Freiburg, von da 1849 in gleicher Eigenschaft nach Gießen. Hier starb er 4. Juni 1850. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Die Lehre von der Mora" (Halle 1837) und "Beiträge zur Dogmengeschichte des gemeinen Zivilrechts" (Riga 1839). Sein Leben beschrieb Preller (Leipz. 1850). - Sein Vetter Guido von M., geb. 1. Jan. 1810 zu Halle, seit 1848 preußischer Landrat, war seit 24. Juli 1866 Zivilkommissar der Stadt und des Gebiets von Frankfurt a. M. und wurde 12. Aug. 1872 Polizeipräsident von Berlin, 19. Okt. 1885 als Wirklicher Geheimer Rat verabschiedet.

Madâin Saleh, Ort, s. Hidschr.