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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mail-coach; Mailing; Maillart; Maille; Maillechort; Maillon; Maimana; Maimatschin; Maimbourg; Maimon; Maimonĭdes

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Mail-coach - Maimonides.

auf grausame Weise umgebracht. Vgl. Szécsen, Denkrede auf Georg von M. (Budap. 1884).

Mail-coach (spr. mehl-kohtsch), großer, geschlossener Luxuswagen für Viererzug (die Dienerschaft sitzt im geschlossenen Raum, auf dem Verdeck befinden sich Sitze für 8-12 Personen, auch für Damen).

Mailing, Fisch, s. Äsche.

Maillart (spr. majahr), Louis Aimé, Komponist, geb. 24. März 1817 zu Montpellier, trat 1833 in das Konservatorium zu Paris, trug 1841 als Schüler Halévys den großen Kompositionspreis davon, machte infolgedessen eine dreijährige Studienreise nach Italien; starb 26. Mai 1871 in Moulins. M. schrieb mehrere sehr gefällige und ansprechende Opern, von denen "Les dragons de Villars" (1856) und "Lara" (1864) die bekanntesten sind. Beide fanden auch in Deutschland beifällige Aufnahme, wo namentlich die erstere unter dem Titel: "Das Glöckchen des Eremiten" viel gegeben wird.

Maille (spr. maj), s. Mail.

Maillechort (franz., spr. maj'schor), s. v. w. Neusilber.

Maillon (franz., spr. majóng, Auge), kleine Metall- oder Glasringe am Webstuhl, durch welche die zusammengehörenden Kettenfäden hindurchgezogen werden.

Maimana (Maimene), eine der nördlichen Provinzen Afghanistans, welche im N. an die Turkmenenwüste grenzt und ein Areal von 12,300 qkm (224 QM.) mit nur 100,000 Einw. umfaßt. Es ist ein Bergland, das von O. nach W. vom Tyrbund durchzogen und von Murghab, Sangalak und Kaisser bewässert wird. Die Bevölkerung besteht aus den ihrer Tapferkeit halber berühmten Uzbeken und Tadschik. Die gleichnamige Hauptstadt am Sangalak ist von hohen Mauern umschlossen, hat eine mächtige Citadelle und nur 2500 Einw., welche Handel mit Pferden (nach Indien), Teppichen und getrockneten Früchten treiben. Die Stadt war früher viel volkreicher, ist aber nach der 1874 erfolgten Einnahme durch die Afghanen und dem darauf folgenden Gemetzel zu einem bloßen Dorf herabgesunken. Nach der englisch-russischen Festsetzung (1887) zieht die Grenze 40 km nördlich von der Stadt.

Maimatschin ("Handelsstadt", bei den Russen Kitaiskaja Sloboda, "Chinesenstadt"), chines. Handelsstadt an der russischen Grenze, gegenüber Kiachta und von diesem durch einen neutralen Landstrich von 21 m Breite und durch einen Holzzaun getrennt. Der Ort zählt 3000 Einw. (ausschließlich Männer, wie das chinesische Gesetz vorschreibt), hat die Form eines Quadrats und ist mit Palissaden umgeben. Handel bildet die einzige Beschäftigung der Bewohner, doch war derselbe früher viel bedeutender, ehe die Traktathäfen den Fremden geöffnet wurden, und als Kiachta noch das Monopol der Einfuhr chinesischen Thees in Rußland besaß.

Maimbourg (spr. mängbuhr), Louis, franz. Kirchenhistoriker, geb. 1610 zu Nancy, trat in den Jesuitenorden und bekleidete eine Zeitlang eine Professur in Rouen, wandte sich aber später dem Predigtamt zu. Wegen seiner Sympathien für den Gallikanismus 1682 aus dem Jesuitenorden ausgestoßen, wurde er Hofhistoriograph und zog sich in die Abtei St.-Victor zurück, wo er 13. Aug. 1686 starb. Unter seinen Schriften (Par. 1686-87, 14 Bde.; in Auswahl von Migne, das. 1846) sind die tendenziösen Darstellungen der Geschichte des Wiclefismus, des Lutheranismus, Calvinismus etc. berüchtigt geworden; um so verdienstlicher ist sein "Traité historique de l'établissement et des prérogatives de l'Église de Rome et de ses évèques" (das. 1685; neue Ausg., Revers 1831).

Maimon, s. v. w. Mandrill, s. Pavian.

Maimon, Salomon, Philosoph aus der Schule Kants, wurde wahrscheinlich 1754 auf dem fürstlich Radziwillschen Gut Sukowiburg am Niemen in Litauen geboren, besuchte die jüdische Schule zu Mirz und später die Talmudistenschule zu Iwenez. Im 12. Jahr bereits nach jüdisch-polnischer Sitte verheiratet, löste er nach sechs Jahren seine Ehe durch die Flucht, lebte der Befriedigung seiner Wißbegierde, drang in die Tiefen der Kabbala, lernte mit der größten Aufopferung Deutsch und kam nach Berlin. Hier auf Veranlassung eines orthodoxen Rabbiners, welchem er einen freisinnigen Kommentar zu Maimonides' (s. d.) "Moreh" vorlegte, ausgewiesen, begab er sich auf eine längere Irrfahrt, kehrte aber schließlich wieder nach Berlin zurück, ward mit Moses Mendelssohn bekannt, studierte Spinoza, Locke und später Kant und arbeitete eine Transcendentalphilosophie aus, die eine Nachbesserung der Kantschen Vernunftkritik versuchte. Die übrigen zahlreichen Schriften Maimons ("Philosophisches Wörterbuch", "Kritische Untersuchungen über den menschlichen Geist" etc.) sind ohne größere Bedeutung. M. starb 1800 in Nieder-Siegersdorf bei Freistadt in Schlesien. Seine Autobiographie gab K. Ph. Moritz heraus (Berl. 1792, 2 Bde.). Vgl. R. Zimmermann, Der "Jude" Kants (in "Deutsche Revue" 1878, Heft 5); J. H. ^[Johann Heinrich] Witte, Salomon M. (Berl. 1876).

Maimonĭdes (Rabbi Moses ben Maimun, nach den Anfangsbuchstaben dieses Namens von den Juden Rambam genannt, arab. Abu Amran Musa ibn Abdallah), der bedeutendste jüd. Gelehrte des Mittelalters, geb. 30. März 1135 zu Cordova aus angesehener Familie, wurde früh von seinem gelehrten Vater in das jüdische Wissen, in die mathematischen und astronomischen Wissenschaften eingeführt und zeigte ebenso bald einen scharfen Verstand und ordnenden Geist nebst einer fast unerreichten Arbeitskraft, mit der sich ein fester, sittenreiner Charakter vereinigte. Die Religionsverfolgungen der Almohaden, die 1148 Cordova eroberten, veranlaßten die Familie M.', nach kürzern Aufenthaltsfristen an verschiedenen spanischen Orten 1159 nach Fes überzusiedeln, welches sie 1165, um dem Religionszwang abermals zu entgehen, wieder verließen. Sie reisten über Akka, Jerusalem und Hebron nach Ägypten, wo sie Fostat (Altkairo) zum dauernden Wohnsitz wählten. M. trieb hier mit seinem Bruder einen Juwelenhandel, wurde aber bald zum Leibarzt des Sultans von Ägypten und neben dieser Stellung später zum Rabbiner von Kairo berufen. Trotz seines vielbewegten Lebens hat M. sich eine seltene Kenntnis der jüdischen und arabischen Wissenschaft, der griechischen, besonders Aristotelischen, Philosophie, die er aus hebräischen und arabischen Bearbeitungen studierte, und der Medizin erworben, und wenn er auch zeitweilig gezwungen war, den Islam zu bekennen, so beweist doch seine ganze litterarische Thätigkeit, daß er nie der mosaischen Religion untreu ward. Er starb 13. Dez. 1204. Der Einfluß, den M. auf die Denkweise seiner Glaubensgenossen und auf die Entwickelung des Judentums übte, war außerordentlich; eine blühende Schule wirkte lange im Geist ihres Meisters fort. Seine litterarische Arbeit galt der Erklärung des biblischen u. talmudischen Schrifttums, der Philosophie, Mathematik; Astronomie, Medizin, der Erörterung von Zeitfragen, der Abfassung von Sendschreiben etc. Seine drei Hauptwerke, von denen das erste und zweite arabisch, das dritte hebräisch geschrieben ist, sind: 1) der Kommentar zur "Mischnah" (vollendet