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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Motivieren; Motley; Mōtor

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Motivieren - Motor.

Motivieren (franz.), Beweggründe zu etwas (besonders einer Handlung etc.) angeben; etwas mit Gründen belegen und unterstützen; besonders in der Dichtkunst: eine dargestellte Handlung oder Begebenheit durch Vorhergehendes vorbereiten und begründen, so daß dieselbe als folgerichtig und wahrscheinlich erscheint.

Motley (spr. mottlĭ), John Lothrop, amerikan. Geschichtschreiber, geb. 15. April 1814 zu Dorchester in Massachusetts, studierte auf der Harvard-Universität in Cambridge, sodann zu Göttingen und Berlin, bereiste hierauf Frankreich, Italien, die Schweiz und England und erhielt 1841 eine Anstellung als Legationssekretär in Petersburg. Schon 1842 aber kehrte er in seine Heimat zurück und widmete sich fortan der schriftstellerischen Thätigkeit, namentlich als Mitarbeiter der in Boston erscheinenden "North-American Review"; auch schrieb er, nachdem 1839 seine Novelle "Morton's hope" erschienen war, damals den Roman "Merry Mount" (1849). Hierauf veröffentlichte er nach archivalischen Studien in Europa: "History of the rise of the Dutch republic" (Lond. 1856, 3 Bde.; letzte Ausg. 1886; deutsch, Dresd. 1857-60, 3 Bde.). Die Fortsetzung erschien unter dem Titel: "History of the United Netherlands from the death of William the Silent to the synod of Dort" (Lond. 1860-64, 4 Bde.; neue Ausg. 1879). 1861 wurde er von Lincoln zum Gesandten in Wien ernannt, von wo er im Februar 1867 durch Johnson wieder abberufen wurde. Erst Grant ernannte ihn im Juni 1869 wieder zum Gesandten in London, wo er bis 1871 blieb. Er starb 29. Mai 1877 in Dorchester. Seine letzten Werke waren: "The life and death of John of Barneveld" (1873, 2 Bde.) und "Primary causes of the Thirty year's War". Motleys Darstellung ist lebendig und farbenreich, seine Forschung ausgebreitet und ziemlich gründlich; doch neigt er sehr zu Hypothesen, und sein Urteil ist nicht durchaus unparteiisch. Vgl. Holmes, Memoir of J. L. M. (Lond. 1878).

Mōtor (lat., "Beweger"), im Maschinenwesen im Gegensatz zu Arbeitsmaschine eine Vorrichtung, mittels welcher eine bewegende Kraft veranlaßt werden kann, sich in mechanischer Arbeit zu äußern (Kraftmaschine, Rezeptor), daneben aber auch diese bewegende oder motorische Kraft selbst. Man nennt also z. B. sowohl die Dampfmaschine als den Dampf einen M. Im folgenden soll unter M. immer eine mechanische Vorrichtung verstanden werden. Man kann unter den Motoren solche, welche direkt von einer Naturkraft betrieben werden (Motoren im engern Sinn, Motoren erster Ordnung, primäre Motoren), von andern unterscheiden, deren Triebkraft erst mit Hilfe eines andern Motors rege gemacht werden muß (Motoren im weitern Sinn, Motoren zweiter Ordnung, sekundäre Motoren). Motoren im engern Sinn sind die Maschinen zur Aufnahme der Muskelkräfte der Menschen und Tiere (Hebel, Kurbel, Haspel, Göpel, Tretscheibe, Tretmühle etc.); die durch die Kraft des strömenden oder langsam niedersinkenden Wassers getriebenen Wasser- oder hydraulischen Motoren: Wasserräder, Turbinen und Wassersäulenmaschinen; die den Druck der bewegten Luft ausnutzenden Windräder; ferner die Dampfmaschinen, welche den Druck von gespanntem Wasserdampf nutzbar machen, sowie die andern kalorischen Maschinen: die Heißluftmaschinen, welche die Spannkraft erhitzter Luft, die Feuerluftmaschinen, welche diejenige von Verbrennungsgasen motorisch verwerten, die Gaskraftmaschinen (durch den Druck sich entzündender Gase betrieben), die Petroleumkraftmaschinen (durch die Verbrennungsgase von fein zerstäubtem Petroleum in Gang erhalten). Als Motoren zweiter Ordnung sind anzusehen die Elektromotoren oder dynamoelektrischen Kraftmaschinen, insofern die zu ihrem Betrieb erforderliche elektromagnetische Kraft erst durch Vermittelung von Wasser-, Dampf- oder Gasmotoren erregt wird; die durch flüssige Kohlensäure getriebenen Kohlensäuremotoren, da die gewöhnlich luftförmige Kohlensäure vorher erst durch Verdichtung flüssig gemacht werden muß; die Maschinen, welche die Spannkraft komprimierter Luft oder den Druck künstlicher hoher Wassersäulen in mechanische Arbeit umsetzen, da die Luft vorher komprimiert, der Wasserdruck erst vorher erzeugt werden muß; ferner die Uhren und Federmotoren, welche ja erst dadurch Betriebskraft erhalten, daß sie aufgezogen werden. Motoren im weitern Sinne nennt man auch wohl die Teile von Arbeitsmaschinen, welche die Betriebskraft von irgend einem M. empfangen, z. B. die Riemenscheiben der Drehbänke, Hobelmaschinen, Webstühle etc. In demselben Sinn bezeichnet man auch die Schaufelräder oder Schrauben der Dampfschiffe als Motoren. Zuweilen ist ein M. mit einer Arbeitsmaschine so eng verwachsen, daß sich gar nicht bestimmen läßt, was davon M., was Arbeitsmaschine ist. Das ist z. B. der Fall bei den Pulsometern, deren Kammern zugleich als Dampfcylinder und als Pumpen fungieren; ähnlich bei den Strahlapparaten und dem hydraulischen Widder.

Die motorischen Kräfte teilt man ein in animalische (Muskelkräfte der Menschen und Tiere) und in Elementarkräfte (Wasser-, Wind-, Dampfkraft etc.). Bei genauer Betrachtung zeigt sich, daß sie sich fast alle auf die Wärme oder in letzter Linie auf die Massenanziehung zurückführen lassen, aber nicht alle direkten oder indirekten, durch die Wärme oder die Massenanziehung begründeten Kräfte werden motorisch benutzt; so wird die Sonnenwärme, der Druck von sich entwickelnden Gasen, die Wellenbewegung des Meers, die Erscheinung von Ebbe u. Flut etc. gar nicht oder nur ausnahmsweise zur Arbeitsleistung gezwungen und zwar teils aus ökonomischen Gründen, teils darum, weil dazu geeignete Maschinen ("Motoren") noch nicht erfunden worden sind (vgl. Sonnenmaschine). Bei der Wahl der motorischen Kräfte ist nämlich sowohl die ökonomische Frage als der Standpunkt der heutigen Vollendung der Konstruktion des Motors maßgebend. Wenn auch die motorische Kraft des Menschen im allgemeinen die teuerste von allen ist, besonders wo es sich um größere Kraftleistungen handelt, so wird sie doch nie entbehrlich sein, besonders weil zu vielen Arbeiten außer der motorischen Kraft auch menschliche Überlegung gehört. Die Tierkraft ist gleichfalls teuer, jedoch als Zugkraft für Fuhrwerke auf ungeschienten Straßen sowie als bewegende Kraft landwirtschaftlicher Maschinen für kleinen und mittlern Betrieb unersetzlich. Am billigsten bieten uns die hydraulischen Motoren ihren Dienst, denn die Kraft des fallenden Wassers ist ein Naturgeschenk, welches sich ohne unser Zuthun erneut, freilich in der trocknen Jahreszeit auch oft ausbleibt. Deshalb findet man neben Wassermotoren noch Dampfmaschinen zur Reserve aufgestellt. Windräder sind noch mehr von den Launen des Klimas abhängig und können auch nicht leicht sehr beträchtliche Effekte erzeugen. Gänzlich unabhängig aber von den Änderungen der Witterung ist die Dampfmaschine, welche noch dazu