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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Motagua - Motiv.

Motāgua (Rio Grande), Fluß im mittelamerikan. Staat Guatemala, fließt östlich und fällt in die Hondurasbai des Karibischen Meers; Länge 370 km.

Motăla (spr. mu-), der wasserreiche Abfluß des großen Wettersees in Schweden, durchfließt die Landseen Boren, Norrby, Roxen und Glan und mündet nach einem Laufe von ungefähr 82 km unterhalb Norrköping in den Bråviken, einen Busen der Ostsee. Wegen der vielen Wasserfälle, die übrigens als Triebkraft benutzt werden, ist der Fluß nicht höher hinauf als bis Norrköping schiffbar; dort aber bildet er einen guten Hafen. Am Ausfluß der M. aus dem Wettersee und an der Eisenbahn Örebro-Mjölby liegt die Stadt M. mit (1885) 2225 Einw., welche ihren Ursprung einer 1822 hier angelegten mechanischen Werkstätte verdankt, die jetzt das größte Etablissement dieser Art in Schweden ist. Dieselbe besitzt drei Schiffswerften für den Bau von Dampfschiffen (eine bei M. selbst, zwei bei Norrköping), ferner mechanische Werkstätten in Lindholmen (Gotenburg) u. Nyköping und ein großes Eisenwerk in Bångbro im Örebro-Län.

Mot d'ordre (franz., spr. mo dordr), Losungswort.

Motenebbi, arab. Dichter, s. Mutanabbi.

Motette (lat. motetus, mutetus, motellus, motecta etc., ital. motetto, franz. und engl. motet), seit Jahrhunderten Bezeichnung für mehrstimmige kirchliche Gesänge von mäßiger Ausdehnung, ohne Instrumentalbegleitung; die Texte der Motetten sind biblisch und in der Regel lateinisch. Zwar sind in den ersten Zeiten der begleiteten Gesangsmusik (nach 1600) vielfach Motetten mit Continuo oder mit mehreren Violen etc., sogar Motetten für eine einzige Stimme (a voce sola) mit Begleitung geschrieben worden; doch blieben diese Fälle Ausnahmen und der a cappella-Stil Regel. Die Stimmenzahl, im 16. Jahrh. meist auf 4-5 beschränkt, wurde von den Meistern der römischen Schule im 17.-18. Jahrh. sehr hoch getrieben (bis 12, 16, ja noch höher); doch blieb der 4-6stimmige Satz bis heute der bevorzugte. Die neuern Komponisten versuchten tiefer und freier in den Text einzudringen, woraus schärfere Betonung der Einzelheiten, größerer Ausdruck und Lebhaftigkeit erwuchsen. Hierdurch gewinnt diese an sich immer lyrisch bleibende Kunstform häufig ein dramatisierendes Ansehen; Recitative und Arien aber enthält sie ihrem Wesen nach nicht, nur ab und zu mehrstimmige Solosätze, die entweder ganze Stücke für sich bilden, oder in den Chor eingeflochten sind. Die größten Meister im Motettenstil sind Palestrina und Orlando di Lasso für die ältere katholische M., Seb. Bach für die protestantische; letzterer verflocht den Choral in die M. Vgl. Kirchenmusik.

Motherwell, Fabrikstadt in Lanarkshire (Schottland), bei Hamilton, mit Eisenwerken, Kohlengruben und (1881) 12,904 Einw.

Motherwell, William, schott. Dichter, geb. 13. Okt. 1797 zu Glasgow, war Untersekretär des Sheriffs zu Paysley und starb 1. Nov. 1835 in Glasgow. Schon 1819 gab er eine Sammlung von Liedern: "The harp of Renfrewshire" heraus. Die Ergebnisse seiner Forschungen über schottische Dichtkunst legte er in seiner Ausgabe von Burns' Werken und in der "Minstrelsy, ancient and modern" (1827), viele seiner Gedichte in einer 1825 von ihm begründeten Monatsschrift nieder. Gesammelt erschienen von ihm "Poems narrative and lyrical" (Glasg. 1832); in erweiterter Ausgabe (mit Biographie) von Mac Conechy (neue Ausg. 1881).

Mothes, Oskar, Architekt und Kunstschriftsteller, geb. 27. Dez. 1828 zu Leipzig, bildete sich in Dresden unter Semper, bereiste 1851 und 1852 Italien und Spanien, erlangte 1865 das philosophische Doktordiplom in Leipzig und wurde 1870 königlich sächsischer Baurat. Er baute in und außerhalb Sachsens zahlreiche Kirchen und Kapellen, auch die englische Kapelle in Karlsbad, und restaurierte mehrere Burgen und Schlösser. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Illustriertes Baulexikon" (4. Aufl., Leipz. 1881-83, 4 Bde.); "Geschichte der Baukunst und Bildhauerei Venedigs" (das. 1858-59, 2 Bde.); "Die Basilikenform bei den Christen der ersten Jahrhunderte" (das. 1865); "Die Schule des Zeichners" (das. 1865); "Illustriertes archäologisches Wörterbuch der Kunst des germanischen Altertums, des Mittelalters und der Renaissance" (mit H. A. Müller, das. 1874-77, 2 Bde.); "Die Baukunst des Mittelalters in Italien" (Jena 1882-83, 5 Tle.); "Handbuch für Hausbesitzer und Baulustige" (Leipz. 1883).

Motidonus, s. Selachier.

Môtiers (spr. motjeh), Hauptort des Val de Travers im schweizer. Kanton Neuenburg, 736 m ü. M., durch Zweigbahn mit der Linie Neuchâtel-Pontarlier verbunden, mit Industrie in Uhren, Spitzen und Extrait d'Absinthe und (1880) 1106 Einw. M. war eine Zeitlang der Aufenthalt Rousseaus nach seiner Verbannung aus Paris und Genf.

Motika, Flächenmaß für Weingärten in Serbien, = Arbeitsfeld für 1 Mann und 1 Tag.

Motilität (neulat.), Beweglichkeit, besonders eine eigentümliche, wie die der Muskeln. Störungen der M. treten nach Schlaganfällen häufig in gewissen Muskelgruppen auf, unabhängig von Störungen der Sensibilität.

Motilōnes, Indianerstamm im südamerikan. Staat Kolumbien und ein nach ihm genanntes Territorium, westlich vom Rio César bis zum Gipfel der Sierra de Perija reichend, die es von Venezuela trennt; ist 600 qkm groß, dicht bewaldet, reich an Nutzhölzern und Droguen, Kupfer und Silber und wird von 3200 wilden Indianern bewohnt.

Motion (lat.), Bewegung, besonders die des Körpers in diätetischer Hinsicht; dann in dem frühern parlamentarischen Sprachgebrauch ein in der Kammer gestellter Antrag; davon: Motionnaire, Motionneur (franz., spr. moßjonnähr, -nör), Antragsteller.

Motīv (mittellat. motivum), s. v. w. Beweggrund (s. d.), Antrieb, Triebfeder; das, woraus etwas hervorgeht, worin es begründet ist, so namentlich in Dichtungen etwas, wodurch spätere Vorkommnisse und Handlungen begründet ("motiviert") erscheinen. Im öffentlichen Leben versteht man unter den Motiven eines Gesetzentwurfs die demselben beigegebene Begründung (Motivierung). Man spricht ferner von einer motivierten Tagesordnung im Gegensatz zur einfachen, wenn der Antrag, über einen Gegenstand zur Tagesordnung überzugehen, in diesem Antrag selbst kurz begründet wird, was als eine mildere Form der Ablehnung aufzufassen ist. In der Musik heißen Motive die letzten charakteristischen Glieder eines Kunstwerkes, aus denen sich dasselbe entwickelt. Man unterscheidet rhythmische, melodische und harmonische Motive, doch verbinden sich in der Regel mehrere dieser Faktoren zu einem prägnanten M. Die klare Ausprägung der Motive und der aus mehreren Motiven zusammengesetzten Phrasen ist die Aufgabe der Phrasierung (s. d.); es gilt daher, die Motive voneinander zu sondern, sie in sich gedrungen vorzutragen und ihnen Leben einzuhauchen durch eine naturgemäße dynamische und agogische Schattierung. Vgl. Leitmotiv.