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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Neusüdwales

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Neusüdwales (Bodengestalt, Bewässerung, Klima, Bevölkerung etc.).

die bedeutendsten Baien sind: Twofoldbai, Jervisbai und Botanybai, Port Jackson, Brokenbai, Port Hunter und Port Stephens. Die nennenswertesten Vorgebirge sind: Point Danger, Kap Byron, Smoky Kap, Kap Hawke, Sugarloaf Point, Point Stephens, Kap Banks, Kap Solander, Point Perpendicular, Kap St. George, Green Kap und Kap Howe. Seiner Bodengestaltung nach zerfällt N. in drei Teile: den sehr fruchtbaren, 50-200 km breiten Küstenstreifen, das bis zum 151.° östl. L. reichende Tafelland und die großen Ebenen des Innern bis zur Grenze, den sogen. Riverinadistrikt. Das große Tafelland steigt zuweilen senkrecht aus dem Küstendistrikt auf und ist oft von steilen, tiefen Einschnitten durchfurcht. Meist am Rande desselben zieht das Küstengebirge (Coast Range) hin, westlich davon und zum Teil parallel damit die Große Scheidekette (Great Dividing Chain), welche aus sieben Hauptzweige besteht: den Neuengland-, Liverpool-, Blauen, Cullarin-, Gourock-, Maneroo- und den Muniongbergen, mit den höchsten Gipfeln Australiens: Mount Kosciuszko (2187 m) und Mount Clarke (2213 m). An der Westgrenze der Kolonie erheben sich die Grey- und die Stanley- oder Barrierberge. Innerhalb der Bergregion befinden sich große Ebenen, so die Liverpool- und die Monaro- oder Maneroo-Ebene (660 m ü. M.). Die bedeutendsten Flüsse finden wir im westlichen Teil, welchen der Murray (s. d.) mit seinen Nebenflüssen Darling, Murrumbidschi und Lachlan und deren zahlreichen Zuflüssen durchzieht. Die Flüsse des Ostabhanges (Hawkesbury, Hunter, Shoalhaven, Clarence, Macleay, Richmond, Manning) fallen sämtlich in den Stillen Ozean. Sie haben meist verschlammte Mündungen, sind zum Teil in ihrem Unterlauf mit kleinen Dampfern befahrbar, sehr schwankend in ihrem Wasserstand und richten durch Überschwemmungen oft große Verwüstungen auf ihren fruchtbaren Uferlandschaften an. Die größten Seen sind St. George und Bathurst im Gebirge, in der Ebene Benanee und Victoria, beide durch den Murray gespeist. Das Klima gleicht dem Südeuropas: in den südlichen gebirgigen Teilen fällt das Thermometer unter Null, und Schnee und Eis sind häufig, in den westlichen Ebenen steigt es dagegen zuweilen bis 50° C. im Schatten. Der Regenfall nimmt von der Küste nach dem Innern ab; in Sydney fallen 1202 mm, in Bathurst 534, am Darling 158 mm.

Die Bevölkerung zählte 31. Dez. 1886: 1,001,966, nach dem Zensus von 1881: 751,468 Seelen, darunter 7521 Deutsche und 10,205 Chinesen. Es sind fast alle Religionssekten vertreten; 1881 zählte man 516,512 Protestanten, 207,606 Katholiken, 3266 Juden, 9345 Heiden. Die anglikanische, römisch-katholische, presbyterianische und wesleyanische Kirche erhalten zusammen Staatssubventionen von 476,140 Mk. jährlich. Die deutschen Protestanten haben 9 Kirchen und 5 Pastoren. Für Ackerbau sind namentlich die Küstenstreifen, die Gebirgsthäler und der Westabhang der Scheidegebirge geeignet, während Wassermangel den Anbau im westlichen Teil der Kolonie verbietet. Hauptkulturen sind: Weizen (am besten auf den Tafelländern und dem Westabhang), Hafer, Gerste, Kartoffeln, Tabak, Mais, im Norden Zuckerrohr; von Früchten: Orangen, Bananen, Wein. Der Zuckerrohrbau macht keine besondern Fortschritte. Die Weinberge liefern aber schon ein sehr gutes Produkt. Diese Kultur wurde von Deutschen eingeführt und wird auch jetzt von ihnen, namentlich bei Albury am Murray, mit Erfolg gepflegt. Die Produkte des Ackerbaues genügen den Bedürfnissen indes keineswegs, und Brotstoffe werden von Südaustralien und Nordamerika zugeführt. Viel wichtiger ist die Viehzucht, die aber von periodischen Dürren zu leiden hat. Man zählte 1886: 361,663 Pferde, 1,367,844 Rinder, 39,169,304 Schafe, 209,576 Schweine. Produkte der Viehzucht bilden auch die wichtigsten Ausfuhrartikel. Eine große Plage haben sich die Ansiedler durch Einführung von Kaninchen geschaffen. Die Fischerei ist ohne Belang. Der Waldbestand im östlichen Bergland ist ansehnlich und erlaubt eine Ausfuhr von Bau- und Möbelhölzern; der westliche, ebene Teil ist dagegen oft völlig baumlos. Von hoher Bedeutung ist der Bergbau, doch werden viele der vorhandenen Mineralien noch gar nicht oder nur in sehr geringem Maß verwertet. Man findet Gold, Silber, Blei, Kupfer, Zinn, Eisen, Antimon, Mangan und in großen Lagern Steinkohle; ferner Marmor, Granit, Porzellanerde, Kalk, Schiefer, Graphit u. a. Den Gesamtwert aller bis 1. Jan. 1886 geförderten Metalle und Mineralien berechnet man auf 66,843,759 Pfd. Sterl., davon 1885: 2,775,175 Pfd. Sterl. Gold ist sehr weit verbreitet; es wurde zuerst 1851 gefunden, und bis Ende 1885 ist für 36,102,844 Pfd. Sterl. dieses edlen Metalls gefördert worden. In den letzten Jahren hat der Ertrag sehr abgenommen, er betrug 1885 nur noch 378,665 Pfd. Sterl. und beschäftigte 5911 Goldgräber (880 Chinesen). Zinn ist gleichfalls sehr weit verbreitet; seit 1872 beträgt die Ausbeute 6,934,803 Pfd. Sterl., 1885: 415,626 Pfd. Sterl. Silber wurde erst in den letzten Jahren in größerer Menge an der Westgrenze der Kolonie (Barrier Ranges) entdeckt, scheint aber in sehr vielen Teilen der Kolonie vorhanden zu sein; 1885 wertete der Ertrag 159,187 Pfd. Sterl. Ebenso reichlich ist Kupfer, doch hat die Bearbeitung der Werke unter den niedrigen Preisen der jüngsten Zeit gelitten; 1885 wurde nur für 264,920 Pfd. Sterl. ausgeführt. Eisenerze werden, obschon an vielen Stellen aufgedeckt, nur wenig gefördert, noch weniger Antimon, Arsenik, Mangan. Sehr ausgedehnt sind die Kohlenlager; dieselben erstrecken sich vom 29 bis 36.° südl. Br., zuweilen bis ans Meeresufer. Die Gruben bei Newcastle (die bedeutendsten), Berrima, Hartley, Maitland, Wollongong lieferten 1885: 2,878,863 Ton. im Wert von 1,340,213 Pfd. Sterl. Der Export ist bereits ein sehr ansehnlicher und richtet sich nach den übrigen australischen Kolonien, Ostasien, Indien, Westamerika. Bei Hartley Vale fördert man Brandschiefer, aus dem Petroleum bereitet wird. Von Wichtigkeit versprechen in neuester Zeit die schon lange, aber mit geringem Erfolg bearbeiteten Diamantgruben zu werden.

Die Industrie ist noch nicht bedeutend, aber wachsend; nennenswert sind die Wollzeug-, Seifen-, Lichte- und Tabaksfabrikation und die Zuckermühlen. Große Kleider-, Schuhzeug- und Lederfabriken, Schiffswerften bestehen in Sydney. Der Handel ist in steter Zunahme; ein großer Teil des Warenverkehrs (aus dem Riverinadistrikt) wird über Melbourne vermittelt, mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes nimmt dies aber mehr und mehr ab. 1886 wertete die Einfuhr 18,813,492 (englisch 10,445,980) Pfd. Sterl., die Ausfuhr 15,556,213 (englisch 6,026,954) Pfd. Sterl. Deutschlands Anteil ist noch klein, aber stetig wachsend. Die Haupteinfuhrartikel waren: Zeuge 2,9 Mill. Pfd. Sterl., Kleidungsstücke 1,27, Zucker 0,48, Eisenwaren 0,63, Maschinen 0,33, Spirituosen 0,45, Thee 0,31, Bier 0,42, Weizen und Mehl 0,87 Mill. Pfd. Sterl., ferner Schuhzeug, Droguen, musikalische Instrumente, Bücher, Möbel u. a. Ausfuhrartikel: Wolle für 7,2