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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Niederländische Litteratur

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Niederländische Litteratur (Geschichtschreibung, Philosophie, Theologie).

letzten Jahrzehnten eifrige Pflege, so namentlich das Javanische (Winter, Gericke, Cohen Stuart), das Malaiische (Pijnappel, de Hollander, van der Tuuk), das Makassarische und Bugi (Matthes, Niedermann), das Sundanesische (Oosting, Coolsma), das Kawi (van der Tuuk, C. Stuart, Kern), das Dajak (Hardeland); ebenso das Sanskrit (Kern), das Chinesische (Hoffmann, G. Schlegel, de Groot), das Japanische (Siebold, Hoffmann). Die Brüder Halbertsma förderten außerdem das Studium des Friesischen, während M. de Vries, Jonckbloet, P. Leendertz, L. A. te Winkel, E. Verwijs, J. ^[Jacob] Verdam u. a. ihre Aufmerksamkeit der heimischen niederländ. Sprache zuwandten.

Das Feld der Geschichtschreibung wurde in den Niederlanden mit vielem Fleiß angebaut, doch kam dieselbe erst in den Befreiungskriegen über die chronikartige Berichterstattung früherer Jahrhunderte hinaus. Hauptgegenstand der historischen Darstellung war von Anfang an und blieb die vaterländische Geschichte, welche zuerst der Dichter P. C. Hooft (gest. 1647) in seiner noch heute für klassisch geltenden Darstellung des Befreiungskampfes ("Nederlandsche historien", 1642) in der Landessprache behandelte. Ihm zunächst stehen des Hugo Grotius "Annales et historiae de rebus belgicis" (1657) und die geschichtlichen, ebenfalls lateinisch geschriebenen Werke des friesischen Geschichtsforschers Ubbo Emmius (gest. 1626). Weiter folgten Gerard Brandt (gest. 1685) mit seiner gefällig, aber sehr breit erzählten Geschichte der niederländischen Reformation ("Historie der reformatie", 1671, 4 Bde.) und seiner trefflichen Biographie des Admirals Ruyter (1680); Pieter Valckenier, der in seinem bekannten Werk "Verward Europa" ein Gemälde Europas zur Zeit Ludwigs XIV. in ermüdender Ausführlichkeit entwarf, und der Friese Lieuwe van Aitzema (gest. 1669), dessen Beschreibung der Ereignisse der Jahre 1621-68 ("Zaken van staat en oorlog") gar 16 Quartbände füllte. Bloße Kompilationen sind die Geschichtsdarstellungen von G. van Loon ("Alöude hollandsche historie", 1734), van der Vynckt u. a.; dagegen gab Jan Wagenaar (gest. 1773) in seiner 21 Bände umfassenden "Vaderlandsche historie" eine erste Probe kritischer Geschichtsforschung und fand in Simon Stijl, dem Verfasser von "Opkomst en bloei der vereenigde Nederlanden" (1774), worin zuerst eine philosophische Behandlung der Geschichte versucht wird, J. W. te Water und Adrian Kluit (gest. 1807), der in seiner "Historie der hollandsche staatsregering" vielleicht am tiefsten in den Geist und das Wesen der niederländischen Geschichte eindrang, würdige Nachfolger. Später schrieb der Dichter Bilderdijk (gest. 1837) eine umfangreiche "Geschiedenis des vaderlands", die in absolutistischem Geist gehalten ist, aber seiner Darstellungsgabe und seinem patriotischen Sinn zur Ehre gereicht. Auch van Kampens Darstellung desselben Gegenstandes fand wegen ihrer gefälligen Form vielen Beifall. Inzwischen war durch die Arbeiten des Reichsarchivars H. van Wijn ein sehr nachhaltiger Anstoß zu eingehenderer Geschichtsforschung gegeben worden, welcher die Herausgabe mehrfacher Urkunden- und Quellensammlungen und zahlreicher darauf gestützter Monographien zur Folge hatte. Hervorzuheben sind davon vornehmlich Groen van Prinsterers "Archives, ou correspondance inédite de la maison d'Orange-Nassau" (1835-65, 15 Bde.), das Resultat unermüdlicher und gewissenhaftester Forschung, sowie die Arbeiten von Bakhuyzen van den Brink, Fruin, Th. Jorissen, de Jonge u. a. Andre Abschnitte der Weltgeschichte behandelten der französische Emigrant Basnage in seiner "Histoire des juifs depuis Jésus-Christ" (1716, 15 Bde.), M. Stuart in seiner "Romeinsche geschiedenis" (1792 ff., 30 Bde.), Dozy (gest. 1883) in der "Histoire des musulmans d'Espagne" (1861, 4 Bde.), während sich Ysbrand van Hamelsveld als Kirchenhistoriker ("Allgemeene geschiedenis der christelijke kerk", 1799 ff., 26 Bde.) einen Namen machte. Auch die Litteraturgeschichte wurde fleißig behandelt, zunächst durch eine Reihe biographisch-kritischer Lexika, wie das noch heute wertvolle "Onomasticon literarium" von Saxe (Utr. 1775-1803, 8 Bde.), das "Biographisch en critisch Woordenboek der nederlandsche dichters" von Wilsen Geysbeek (Amsterd. 1821-27, 6 Bde.), das "Nieuw biographisch en critisch woordenboek van nederlandsche dichters" von van der Aa (das. 1844, 3 Bde.), das treffliche "Biographisch Woordenboek der Nederlanden" (Haarl. 1852-77) u. a.; sodann in zusammenhängender Darstellung durch de Vries ("Proeve eener geschiedenis der nederlandsche dichtkunde", 1810, 2 Bde.), Willems ("Verhandling ^[richtig: Verhandeling] over de nederduitsche taal en letterkunde", 1819-24, 2 Bde.), van Kampen ("Beknopte geschiedenis der letteren en wetenschappen in de Nederlanden", Haag 1821 bis 1826, 3 Bde.), Siegenbeck ^[richtig: Siegenbeek] ("Beknopte geschiedenis der nederlandsche letterkunde", Haarl. 1826), in neuester Zeit besonders durch die Arbeiten von Jonckbloet, van Vloten, Alberdingk Thijm, te Winkel u. a. (s. unten).

In der Philosophie sind die Leistungen der Niederländer gering; doch hat sich das Land dadurch einen hohen Ruhm bei der Nachwelt erworben, daß es mehreren der originellsten und kühnsten Denker des Auslandes eine Freistatt bot: Descartes und Spinoza bildeten hier ihre epochemachenden Systeme aus, und Bayle regte von Holland aus durch seinen in allgemein verständlicher Sprache dargelegten Skeptizismus zu vorurteilsfreier Forschung an. Die Philosophie des Descartes fand zwar in den Niederlanden zahlreiche Anhänger, die, wie A. Heereboord, A. Geulings, Balth. Bekker, der Verfasser von "De betoverde wereld" (gest. 1698), seine Ideen verbreiteten und weiter zu entwickeln suchten; auch gaben die Angriffe der Gegner auf Spinoza und den englischen Philosophen Hobbes, unter denen 's Gravesande (gest. 1742) den meisten Scharfsinn aufbot, zu anregenden Diskussionen Anlaß; allein die Philosophie selbst fand dabei nur geringe Förderung. Später bemühten sich van Hemert und Kinker, die Kantsche Philosophie in Holland einzuführen; aber auch sie wurde weder in ihrer ganzen Tiefe erfaßt noch selbständig weitergeführt. Eingehendem Pflege fand die griechische Philosophie und zwar ebensowohl durch vortreffliche philologische Behandlung der Originalwerke wie durch selbständige Erzeugnisse im griechisch-philosophischen Geist, unter denen sich besonders die von Franz Hemsterhuis (gest. 1790) u. van Heusde auszeichnen. Eine zusammenhängende Darstellung der Ästhetik versuchte H. van Alphen (gest. 1803). Als die bedeutendsten Philosophen der neuern Zeit sind Opzoomer u. Spruyt zu nennen.

Die Theologie, jahrhundertelang in schwere Bande geschlagen, suchte diese im 16. Jahrh. allmählich zu lösen, nachdem die Reformation Anlaß zu freierer Schrifterklärung und zu fruchtbringender Polemik gegeben hatte. Der Bahnbrecher in dieser Richtung war wiederum Hugo Grotius, der in seinem berühmten Buch "De veritate religionis chri-^[folgende Seite]