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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nikephŏros; Nikētas; Niketerĭen; Nikĭas; Nikita; Nikitin; Nikobaren

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Nikephoros - Nikobaren.

Nikephŏros, griech. Geschichtschreiber: 1) N. Constantinopolitanus, geb. 758, ward Geheimschreiber der Kaiserin Irene, dann Mönch und 806 Patriarch zu Konstantinopel, aber, als er sich dem Bildersturm widersetzte, 814 in ein Kloster verwiesen, wo er 828 starb. Er schrieb eine "Chronologia compendiaria" (hrsg. von Camerarius, Basel 1561 u. Leipz. 1573) und ein "Breviarium historicum", von 602 bis 770 reichend (hrsg. von Bekker, Bonn 1837).

2) N. Bryennios, geboren zu Oresias in Makedonien, ward vom griechischen Kaiser Alexios Komnenos, dessen Tochter Anna er heiratete, zum Cäsar ernannt und starb 1137 in Konstantinopel. Er schrieb "Historische Materialien" des Komnenischen Hauses, die von seiner Gemahlin zu einem biographischen Geschichtswerk ergänzt wurden, von dem sich aber nur vier Bücher, den Zeitraum von 1057 bis 1081 umfassend, erhalten haben. Herausgegeben wurden sie von Meineke (Bonn 1836).

3) N. Gregoras, s. Gregoras.

Nikētas, 1) Akominatos, auch Choniates von seinem Geburtsort Chonä (Kolossä) in Phrygien genannt, byzantin. Geschichtschreiber, bekleidete Ende des 12. Jahrh. am griechischen Kaiserhof zu Konstantinopel mehrere öffentliche Ämter und floh nach der Eroberung der Stadt durch die Lateiner 1204 nach Nikäa in Bithynien, wo er 1216 starb. Sein Hauptwerk ist eine wertvolle, nur in etwas gekünsteltem Stil geschriebene und von Haß gegen die Lateiner erfüllte "Geschichte der griechischen Kaiser" in 21 Büchern, die als Fortsetzung der des Zonaras den Zeitraum von 1118 bis 1206 umfaßt und zuerst von Wolf (Basel 1557), dann von Bekker (Bonn 1835) herausgegeben worden ist. Außerdem besitzen wir von ihm eine Beschreibung der von den Franken bei der Einnahme von Konstantinopel zerstörten Denkmäler (hrsg. von Wilken, Leipz. 1830; deutsch in dessen "Geschichte der Kreuzzüge", Bd. 5, das. 1829).

2) N. Eugenianos, griech. Dichter des 12. Jahrh., schrieb einen sehr trocknen Roman von der Liebe des Charikles und der Drosilla in 3538 iambischen Versen. Ausgaben besorgten Boissonade (Leiden 1819, 2 Bde., und in der Didotschen Sammlung der "Scriptores erotici", Par. 1856) und Hercher ("Scriptores erotici", Bd. 2, Leipz. 1859).

Niketerĭen (griech.), Siegesfeste, Siegesreise.

Nikĭas, Sohn des Nikeratos, athen. Staatsmann und Feldherr, der reichste Mann Athens, war, nachdem er schon unter Perikles Feldherr und namentlich geschickter Flottenführer gewesen, nach dessen Tod 429 v. Chr. fünf Jahre lang Strateg und erwarb sich durch seine Freigebigkeit eine einflußreiche Stellung als das Haupt der konservativen Partei. Er war Gegner des Kleon sowohl in der innern als in der äußern Politik, in der er Anhänger des Friedens war, aber, obwohl verfassungstreu und redlich, nicht entschlossen und energisch genug. 426 unternahm er einen Einfall in Melos, sodann in das Gebiet von Oropos, wo er die Tanagräer schlug, und machte darauf einen Streifzug längs der lokrischen Küste; 424 eroberte er Kythera. Nach dem Tod Kleons und der für Athen unglücklichen Schlacht bei Amphipolis brachte er 421 den 50jährigen Frieden mit Sparta zu stande, welcher nach ihm der Friede des N. benannt wird, konnte ihn jedoch gegen die Ränke des Alkibiades nicht aufrecht erhalten. Der sizilischen Expedition widersetzte er sich mit allen Kräften, wurde aber dennoch nebst Lamachos und Alkibiades an ihre Spitze gestellt. Nach Alkibiades' Abberufung 415 mit der obersten Leitung der Expedition betraut, erfocht er, obwohl in seinen Maßnhamen schwankend und unentschlossen, einen Sieg unter den Mauern von Syrakus und war nahe daran, Syrakus zur Übergabe zu zwingen, als die inzwischen aus Korinth und Sparta erbetene Hilfe unter Gylippos' Führung ankam, wodurch sich das Waffenglück auf die Seite der Syrakusaner neigte. Die durch Demosthenes verstärkte athenische Flotte erlitt wiederholte Niederlagen, und der Rest des athenischen Heers ward im September 413 am Fluß Asinaros vernichten N. ergab sich an Gylippos und ward nebst Demosthenes von den Syrakusanern hingerichtet. Die Athener brandmarkten das Andenken des N. durch Weglassung seines Namens auf dem Denkstein zu Ehren der in Sizilien Gebliebenen. Sein Sohn Nikeratos ward unter den dreißig Tyrannen hingerichtet.

Nikita, Vorgebirge auf der Südostseite der Krim, mit bemerkenswerten Ruinen alter griechische Ansiedelungen und einem kaiserlichen botanischen Garten nebst Schulen für Gärtner und Weinbauer.

Nikita, Fürst von Montenegro, s. Nikolaus 8).

Nikitin, Iwan Sawwitsch, russ. Volksdichter, geb. 21. Sept. (a. St.) 1826 zu Woronesh, gest. 16. Okt. (a. St.) 1861 daselbst, machte sich durch zahlreiche Dichtungen bekannt, unter denen die "Kulak" betitelte (1858) am namhaftesten ist. N. war ein Autodidakt, der keine ausreichend Bildung erhalten (sein Vater war ein aus dem Volk hervorgegangener Kaufmann). Seine meist im russischen Volksliedton gehaltenen Gedichte zeichnen sich durch Gefühlstiefe und Einfachheit aus. Eine Gesamtausgabe derselben mit Biographie erschien in Moskau 1878.

Nikobaren, britisch-ind. Inselgruppe an der Bai von Bengalen, südlich von den Andamanen zwischen 6° 40'-9° 20' nördl. Br. und 93-94° östl. L. v. Gr., 1772 qkm (32 QM.) groß mit 5500 Einw. Die Gruppe besteht aus acht größern und zwölf kleinern Inseln, unter denen Großnikobar (874 qkm oder 16 QM.) und Kamorta (208 qkm oder 4 QM.) die bedeutendsten sind. Die Inseln sind teils hügelig, teils flach und mit Kokoswaldungen bedeckt. Das Gestein der Berge besteht aus Kalk, Sandstein und Schiefer; Kohle ist an verschiedenen Stellen gefunden worden. Die Thäler und Hügelseiten bedecken stattliche Wälder; schöne Lichtungen bieten vortreffliche Weide für Rinder. Das Hauptprodukt der N. sind Kokosnüsse, von denen jährlich 4½ Mill. ausgeführt werden, außerdem eßbare Vogelnester, Schildpatt, Trepang. Die Einfuhr von Waffen, Schießbedarf und Spirituosen ist verboten. Von Haustieren hält man nur Hunde, Schweine, Hühner. Fischfang bildet die Hauptbeschäftigung der Bewohner. Ob diese den Papua oder den Malaien zuzurechnen sind, ist noch nicht entschieden. Sie sind plump, aber kräftig gebaut, haben eine braune, ins Kupferrote fallende Hautfarbe, breites Gesicht, flache Nase und großen Mund; das schwarze Haar tragen die Männer lang, die Frauen scheren es kurz. Ihre Wohnungen erbauen sie auf Pfählen. Ihre Sprache ist voll von Kehl- und Nasenlauten, die Aussprache schnarrend und schleppend. Verräterisch und dem Trunk ergeben, haben diese Leute wiederholt Schiffsmannschaften angelockt und dann niedergemacht. Dies wurde der Grund zur Annektierung der Inseln durch England. Seitdem haben sich die Bewohner friedlich gezeigt. Früher gehörte die Gruppe Dänemark, das bereits 1756 von ihr Besitz ergriff, sie Friedrichsinseln taufte und auf der nördlichsten, Kar Nikobar, die Niederlassung Neudänemark gründete. Indessen raffte das Klima die ersten Ansiedler schnell dahin. Zum zweitenmal wurde die da-^[folgende Seite]