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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nina; Ningpo; Ninive; Ninon de Lenclos; Ninos

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Nina - Ninos.

und 1679 von Spanien, Frankreich, Österreich und den Niederlanden der Friedenskongreß gehalten, der zu den Friedensschlüssen von N. (12. Aug. 1678 zwischen Frankreich und den Niederlanden, 13. Dez. zwischen Frankreich und Spanien, 5. Febr. 1679 zwischen Österreich und Frankreich) führte, in denen die Niederlande alle eroberten Besitzungen zurückerhielten, Frankreich die Franche-Comté und mehrere Plätze in den spanischen Niederlanden sowie Freiburg i. Br. bekam. Fruchtlos war ein 1702 von den Franzosen unternommener Überfall; dagegen leistete ihnen die Stadt im Revolutionskrieg 1795 nur geringen Widerstand.

Nina, die älteste Dichtern in italienische Sprache, eine Sizilianerin, blühte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. und war wegen ihrer Schönheit, ihres Geistes und ihrer Poesien zu ihrer Zeit hochberühmt. Von ihrem Leben ist sonst nichts bekannt. Dante da Majano (s. d.) verliebte sich in sie, ohne sie je gesehen zu haben, und bat sie in einem Sonett um Gegenliebe, die sie ihm aus der Ferne in gleicher Weise gewährte. Von ihren Gedichten haben sich nur sehr wenige erhalten, welche sich in den Sammlungen der "Rime antiche" finden. Neuerdings ist die Existenz dieser Dichterin ganz geleugnet worden Vgl. A. Borgagnoni, La condanna capitale d'una bella Signora (in "Pagine sparse", Oktober 1877).

Nina, Lorenzo, Kardinal-Staatssekretär, geb. 12. Mai 1812 zu Recanati in den Marken, Sohn eines Notars, studierte hierauf in Rom Theologie und Jura, erhielt 1845 die Priesterweihe, praktizierte mehrere Jahre als Rechtsanwalt in Rom und ward Untersekretär der Kongregation Concilii Tridentini, Dekan von Maria Maggiore und Kanonikus an St. Peter. Pius IX. erhob ihn zum Assessor inquisitionis und Praefectus studii am Lyceum des heil. Apollinaris. 1869 gehörte er zur Vorbereitungskommission des vatikanischen Konzils für die Kirchendisziplin. Am 12. Mai 1877 ward er zum Kardinaldiakon, Praefectus oeconomiae der Propaganda und Verwalter des Peterspfennigs erhoben. Nach Franchis Tod (1. Aug. 1878) ward er 9. Aug. von Leo XIII. zum Kardinal-Staatssekretär ernannt; gemäßigt und friedliebend, trat er in die Fußstapfen seines Vorgängers bei den Verhandlungen mit den Mächten, namentlich Deutschland, zur Herstellung eines Modus vivendi, ohne jedoch Erfolge zu erzielen. In Belgien bewirkte er durch seine Zweideutigkeit sogar den Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit dem Vatikan. 1880 ward er als Staatssekretär durch Jacobini ersetzt und blieb bloß Präfekt der apostolischen Paläste. Er starb 27. Juli 1885 in Rom.

Ningpo, einer der dem fremden Handel geöffneten Traktatshäfen in der chinesischen Provinz Tschekiang, am Zusammenstoß des Jujao und Tenghoa, welche hier den Jung bilden, an dessen Mündung Tsinhai den Außenhafen der Stadt bildet, in einer außerordentlich schönen und fruchtbaren Ebene, mit 240,000 Einw., welche eine lebhafte Industrie in Lackwaren, Teppichen und Strohhüten und Decken (aus Binsen) betreiben. Die Stadt ist der Hauptmarkt Chinas für Fische und die Ebene ringsum mit Eiskellern bedeckt. Der überseeische Handel, vornehmlich mit grünem Thee und Strohhüten, ist durch das nahe Schanghai beeinträchtigt worden und betrug 1886 nur noch 371,840 Mk.; es verkehrten hier 1142 Schiffe von 753,094 Ton. N. ist Sitz eines deutschen Konsuls und mehrerer Missionsgesellschaften. Schon 1522 kamen die Portugiesen hierher, ihre Niederlassung bei Tsinhai wurde aber 1542 vollkommen zerstört u. 800 Portugiesen ermordet. Die Engländer nahmen die Stadt 1841 während des Opiumkriegs ein.

Ninive (assyr. Ninua), berühmte Hauptstadt des assyrischen Reichs und Residenz der assyrischen Könige seit ca. 900 v. Chr., der Sage nach von Ninos (s. d.) gegründet, lag auf der östlichen Seite des Tigris, dem heutigen Mosul gegenüber, und soll nach Strabon 480 Stadien (104 km) im Umfang gehabt haben. Ihre Mauern sollen 33 m hoch, für drei Wagen breit genug und mit 1500 über 60 m hohen Türmen versehen gewesen sein. Indes haben sich diese Angaben als übertrieben herausgestellt; die Griechen wurden erst in der Diadochenzeit, als die Stadt längst in Trümmern lag, mit ihr bekannt. 30 km südlich von N., dessen Mauern höchstens 13,500 m lang sind und eine Bevölkerung von höchstens 200-250,000 umschlossen, liegt eine zweite Trümmerstätte, Nimrud (bei Xenophon Larissa genannt), der ältern Hauptstadt Kalach (Residenz seit etwa 1300 v. Chr.) entsprechend, und 25 km nordwestlich das Dorf Chorsabad (s. d.) mit Resten eines Palastes. Zwischen diesen Orten waren die Stromufer und Felder mit zerstreuten Häusern besetzt, was den Anlaß zu jenen Fabeln der Griechen gegeben haben mag. N. wurde 605 v. Chr. von Kyaxares von Medien und Nabopolassar von Babylonien erobert und völlig zerstört; Xenophon sah nur noch die Ruinen derselben. Im Lauf der Zeit war die Hauptstadt des einstigen Weltreichs fast spurlos verschwunden, und man war in Ungewißheit darüber, welche von den Trümmerhaufen am Tigris die Überbleibsel Ninives seien. Der Engländer Rich war der erste, der die Trümmer am linken Ufer des Stroms genauer untersucht (1820) und einige Inschriften fand; ihm folgte Ainsworth. Das erste wirkliche assyrische Monument entdeckte aber Botta (s. d. 2), welcher 1843 zuerst Mosul gegenüber, dann in dem 18 m hohen Hügel von Kujundschik, endlich bei dem Dorf Chorsabad Nachgrabungen anstellte, welche die überraschendsten Resultate ergaben. Der erwähnte Hügel bedeckte nämlich einen großen Palast mit zusammenhängenden Sälen, Basreliefs, Bildsäulen, mannigfaltigen Geräten, Vasen etc. Durch Bottas Entdeckungen angeregt, stellte dann der Engländer Layard (s. d.) in den Ruinenhügeln von Nimrud Nachgrabungen an und fand gleichfalls Paläste, bedeckt mit Inschriften und Skulpturen aller Art, Statuen von Menschen, Löwen und Stieren, Vasen, Waffen, Gerätschaften aus Kupfer, Elfenbein, Marmor, Alabaster, Glas etc. Die Ausgrabungen an diesen Orten, welche 1873 und 1874 von George Smith, einem Beamten des Britischen Museums, und 1878 von H. Rassam mit guten Erfolgen wieder aufgenommen wurden, bilden jetzt das wichtigste Material für die Rekonstruktion der assyrischen Geschichte, die freilich erst dann vollständig gelingen wird, wenn die unzähligen Keilinschriften (s. Keilschrift), mit deren Entzifferung sich außer den schon genannten Männern besonders Rawlinson, Oppert, Grotefend, Place, E. Schrader, G. Smith u. a. beschäftigten, mit unbestrittener Sicherheit verstanden werden. S. die Tafeln: "Baukunst II", Fig. 1-3, "Bildhauerkunst I", Fig. 6-8, und "Ornamente I", Fig. 1-3. Vgl. Layard, N. und seine Überreste (deutsch, Leipz. 1854); George Smith, Assyrian discoveries (7. Aufl., Lond. 1883).

Ninon de Lenclos, s. Lenclos.

Ninos, nach Ktesias der Gründer des assyrischen Reichs und angeblich Erbauer der Stadt Ninive (s. d.). Er verband sich der Sage nach mit einem arabischen