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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Notwendigkeit - Novakovič.

wenn letzterer in der rechtmäßige Ausübung seines Berufs handelte. Auch ist die N. nicht bloß gegen einen rechtswidrigen Angriff auf Leib und Leben, sondern auch gegen einen solchen gestattet, welcher gegen die Ehre, die Keuschheit, die Freiheit etc. oder auch nur gegen ein Vermögensrecht gerichtet ist. Da nach dem Vorstehenden der widerrechtlich Angegriffene ein Recht zur N. hat, der in der N. vorgenommene Gegenangriff also kein rechtswidriger ist, so kann auch N. gegen N. nicht zulässig sein, während einem im Notstand (s. d.) unternommenen Angriff gegenüber die N. keineswegs ausgeschlossen ist. Der durch die N. abgewiesene rechtswidrige Angriff muß aber ferner ein gegenwärtiger sein, d. h. bereits begonnen haben oder doch unmittelbar bevorstehen, indem der Bedrohte den Beginn der Thätlichkeiten nicht etwa erst abzuwarten braucht. Endlich ist aber auch nur diejenige Verteidigung erlaubt und straflos, welche erforderlich war, um den gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff zurückzuweisen. Es muß also ein andres Mittel zur Zurückweisung desselben, namentlich das Anrufen des obrigkeitlichen Schutzes, ausgeschlossen sein; auch darf die Verteidigung nicht weiter gehen, als es zur Bekämpfung jenes Angriffs erforderlich ist. Die Größe der Verteidigung muß zu der Größe des Angriffs im richtigen Verhältnis stehen; sie darf nicht voreilig erfolgen, und sie darf auch nicht etwa fortgesetzt werden, nachdem die Gefahr bereits abgewendet ist. Ein Exzeß (Überschreitung) der N. ist daher strafbar; doch erklärt das deutsche Strafgesetzbuch (§ 53) denselben dann für straflos, wenn der Thäler in Bestürzung, Furcht oder Schrecken über die Grenzen der Verteidigung hinausgegangen ist. Vgl. Levita, Das Recht der N. (Gießen 1856); Geyer, Die Lehre von der N. (Jena 1857); Wessely, Die Befugnisse des Notstandes und der N. (Prag 1862).

Notwendigkeit (lat. Necessitas), ein Modalitätsbegriff (s. Modalität), welcher die Unmöglichkeit des Gegenteils ausdrückt und also zwei andre Begriffe derselben Art, den der Wirklichkeit und den der Möglichkeit, voraussetzt. Die N. heißt logisch oder formal, wenn eine andre Gedankenverbindung als diejenige, welche als notwendig bezeichnet wird; als sich selbst widersprechend erscheint; real oder physisch, wenn der Zusammenhang der Ereignisse einen andern Verlauf derselben als den wirklichen als unmöglich erscheinen läßt, somit Ereignisse durch das Naturgesetz bedingt sind. Die N. heißt ferner hypothetisch oder äußerlich, wenn sie von gewissen (außer dem Ding selbst liegenden) Bedingungen oder Voraussetzungen abhängt, dagegen absolut oder unbedingt, wenn von jeder anderweitigen Bedingung abgesehen wird. Der letztere Fall besteht bei allen sogen. Erkenntnissen a priori oder was dasselbe heißt, bei ewigen Wahrheiten, deren Gegenteil (nach dem logischen Gesetz des Widerspruchs) nicht vorgestellt werden kann, wohin sämtliche Denkgesetze, wie sie die Logik aufstellt, sowie die Grundgesetze der Mathematik gehören. Der hypothetische N., die auch Naturnotwendigkeit heißt, insofern sie bei Naturereignissen, welche als Wirkungen vorhergehender äußerliche Ursachen betrachtet werden, zur Geltung kommt, steht die moralische N. gegenüber, welche die innerlich zwingende Gewalt moralischer Verpflichtung bezeichnet.

Notzivilehe, s. Zivilehe.

Notzucht, s. Unzuchtsverbrechen.

Nouart (spr. nuār), Flecken im franz. Departement Ardennen, Arrondissement Vouziers, mit Eisenwerk einem Denkmal des Generals Chanzy, der hier geboren ist, und 670 Einw. Bei N. stieß um Mittag des 29. Aug. die Avantgarde des 12. (sächsischen) Armeekorps, die 46. Infanteriebrigade, auf die Division Lespart vom 5. französischen Korps. Die Sachsen griffen sofort an, die Franzosen wichen jedoch dem Angriff aus und zogen sich auf das Plateau Bois les Dames zurück.

Nougat (franz., spr. nugá, auch Noga), Mandelkonfekt in Frankreich und der Schweiz, neuerdings auch in Deutschland beliebt. Brauner N. dient meist zur Herstellung von Dessertaufsätzen (Mandelberge).

Nouméa, Ort, s. Neukaledonien.

Nource River (spr. nórß riwwer), s. v. w. Cunene.

Nourrit (spr. nurī), Adolphe, Opernsänger (Tenor), geb. 3. März 1802 zu Montpellier, wurde von seinem Vater, der ebenfalls Opernsänger war, zum Handelsstand bestimmt, bildete sich jedoch, nachdem seine Stimme gereift war, unter Garcias Leitung für die Bühne aus und konnte bereits mit 20 Jahren an der Pariser Großen Oper als Pylades in Glucks "Iphigenia in Tauris" mit Erfolg auftreten. Einen Wendepunkt in Nourrits Künstlerlaufbahn bezeichnet die Ankunft Rossinis in Paris (1826), dessen Opern ihn zu erneutem eifrigen Studium des Kunstgesanges anregten, so daß er in der Folge die Lieblichkeit des italienischen mit der dramatischen Kraft des französischen Gesanges vereinte. So war er bis 1837 eine Hauptzierde der Pariser Großen Oper und hatte an dem Erfolg der inzwischen entstandene Werke, des "Tell", "Robert", der "Stumme von Portici", "Hugenotten", "Jüdin" als alleiniger Träger der Hauptrollen den wichtigsten Anteil. Im genannten Jahr trat er, nachdem man ihm den Tenoristen Duprez (s. d.) beigeordnet hatte, von der Bühne zurück, gastierte noch in der Provinz und in Neapel, verfiel jedoch hier, da sich seine Stimme mehr und mehr verlor, in Melancholie und fand 8. März 1839 seinen Tod durch einen nach der Meinung seiner Angehörigen unfreiwilligen Sturz von dem flachen Dach seines Hotels. Vgl. Quicherat, Adolphe N. (Par. 1867, 3 Bde.); Hiller, Künstlerleben (Köln 1880).

Nourtoak, s. Perugummi.

Nouveauté (franz., spr. nuwoteh), Neuigkeit, Neuheit, besonders Modeartikel, moderner (Kleider-) Stoff; haute n., das Allerneueste.

Nouvelle, La (spr. nuwäl), s. Port de la Nouvelle.

Nouvion, Le (spr. nuwjóng), Stadt im franz. Departement Aisne, Arrondissement Vervins, mit bedeutender Käsefabrikation, Wollindustrie, Glas- und Holzwarenfabrikation und (1881) 2262 Einw.

Nouzon (spr. nusóng), Stadt im franz. Departement Ardennen, Arrondissement Mézières, an der Französischen Ostbahn, mit Eisenindustrie, Maschinenbau, Waffenfabrikation und (1886) 6140 Einw.

Nova (lat., Novitäten), "Neuigkeiten", besonders im Buchhandel: neu erschienene Verlagswerke; im Handel s. v. w. frische Waren, neue Muster etc.

Nova Friburgo (Neu-Freiburg), Kolonie in der brasil. Provinz Rio de Janeiro, 1820 von Schweizern gegründet, denen sich später Deutsche und auch Brasilier mit ihren Sklaven zugesellten, liegt in einem von den Morros queimados eingefaßten Thal. Neben Kaffee werden namentlich feinere Gemüse gebaut, und auch die Butter- und Käsewirtschaft ist von Bedeutung.

Novakovič (spr. -wakówitsch), Stojan, serb. Philolog und Staatsmann, geb. 1. (13.) Nov. 1842 zu Schabatz in Serbien, studierte zu Belgrad, wurde 1865 Professor am Gymnasium zu Belgrad und erhielt 1867 die Stelle des Bibliothekar an der serbi-^[folgende Seite]