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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Opprobration - Optimismus.

Opprobration (lat.), Beschimpfung, Schmach, schimpflicher Vorwurf; opprobriös, schmählich.

Oppugnation (lat.), Bestürmung; Belagerung; Angriff, namentlich vor Gericht; Oppugnationsschrift, früher die Prozeßschrift, in welcher man die Mängel eines geführten Beweises darzuthun suchte.

Ops, bei den Römern Göttin der Fruchtbarkeit und Beschützerin des Feldbaues, Gemahlin und weibliches Gegenbild des Saturnus, galt für identisch bald mit den italischen Gottheiten Bona Dea, Fauna, Fatua, Maia, bald mit den griechischen Rhea und Demeter, bald mit der phrygischen Kybele. Ihr und ihrem Gemahl gemeinsam galten die Opalia. Ihr gewöhnlicher Beiname ist Consivia ("die Besäerin").

Opsigamīe (griech.), das zu späte Heiraten, worauf in Sparta Strafe stand.

Optatīv (lat.), s. Verbum.

Optĭcus (Nervus o., lat.), Sehnerv.

Optieren (lat.), etwas (als wünschenswert) wählen, wählend sich für etwas entscheiden; Optant, derjenige, welcher eine solche Entscheidung trifft; Option, eine solche Wahl oder Entscheidung, namentlich auch das Wahlrecht (jus optionis) in Bezug auf das Vaterland oder die Staatsangehörigkeit, welches den Bewohnern eines annektierten Landes bei Abschluß des Friedens regelmäßig bis zu einer gewissen Zeit gelassen wird. Die Anerkennung der neuen Staatsgewalt wird nämlich bei allen Personen angenommen, welche in dem abgetretenen Gebiet geboren sind (Originaires) oder daselbst ihr Domizil haben (Domiciliés), falls sie nicht binnen der gesetzten Frist die Optionserklärung zu gunsten des frühern Staatsverbandes abgegeben haben. Dieser Erklärung muß sich die Überwanderung in das dem alten Staat verbliebene Gebiet anschließen. Die Frist betrug z. B. in dem Breslauer Friedensvertrag von 1742 fünf, im Wiener Frieden von 1864 sechs Jahre. Nach dem Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 stand es den Bewohnern von Elsaß-Lothringen bis 1. Okt. 1872 frei, für Deutschland oder Frankreich zu o. Die Ausübung des Optionsrechts wurde durch Erlaß des Oberpräsidenten vom 7. März 1872 geregelt, indem ein besonderes Optionsformular festgesetzt ward. Bis 30. Sept. 1872 optierten 162,633 Personen, wovon 124,000 aber damit nur demonstrieren wollten, daher nicht ihren Wohnsitz nach Frankreich verlegten, worauf ihre Option für ungültig erklärt wurde.

Optik (griech.), die Lehre oder Wissenschaft vom Licht (s. d.). Sie zerfällt in die physiologische O. oder die Lehre von den Gesichtswahrnehmungen und in die physikalische O., die Lehre von den Lichterscheinungen an sich, ohne Beziehung auf das menschliche Auge. Letztere umfaßt: die Lehre von der ungestörten Ausbreitung des Lichts und von der Lichtstärke (s. Photometrie); die Lehre von der regelmäßigen Reflexion oder Spiegelung des Lichts an glatten Oberflächen (Katoptrik); die Lehre von der Brechung der Strahlen beim Übergang in ein andres Medium (Dioptrik); die Lehre von der Farbenzerstreuung oder Dispersion; die Lehre von der Emission und Absorption des Lichts, welche die natürlichen Farben der Körper, die Prinzipien der Spektralanalyse (s. d.) und die mit der Absorption zusammenhängenden Erscheinungen der Fluoreszenz, Phosphoreszenz und chemischen Wirkung (vgl. Photographie) behandelt; endlich die höhere O. oder die Lehre von der Interferenz, Polarisation und Doppelbrechung des Lichts. Dieser letzte Abschnitt wird häufig auch "theoretische O." (von den Franzosen "optique physique") genannt, weil die hierher gehörigen Erscheinungen eine Rücksichtnahme auf die über das Wesen des Lichts angestellten Hypothesen erheischen und zugleich besonders geeignet sind, zwischen diesen Theorien eine Entscheidung herbeizuführen; die Interferenzerscheinungen namentlich sind es, welche den Sieg der Undulationstheorie über die Emissionstheorie entschieden haben. - Eine besondere Farbenlehre (Chromatik), welche ihren Stoff aus den drei letzten Abschnitten der physikalischen O. (Dispersion, Absorption, Interferenz) und aus den betreffenden Artikeln der physiologischen O. zusammenzustellen hätte, wird heutzutage wohl kaum noch unterschieden. Über die Geschichte der O. s. Physik. Vgl. Newton, Optics (Lond. 1704); J. Herschel, Treatise on light (das. 1828; deutsch, Stuttg. 1831); Beer, Einleitung in die höhere O. (Braunschw. 1853); Billet, Traité d'optique physique (Par. 1858-59, 2 Bde.); Verdet, Leçons d'optique physique (das. 1869, 2 Bde.; deutsch von Exner, Braunschw. 1881); E. Becquerel, La lumière (Par. 1867-68, 2 Bde.); Helmholtz, Handbuch der physiologischen O. (2. Aufl., Hamb. 1886); Ketteler, Theoretische O. (Braunschw. 1885); populäre Werke: Lommel, Das Wesen des Lichts (Leipz. 1874); Pisko, Licht und Farbe (2. Aufl., Münch. 1875); Tyndall, Das Licht (deutsch, Braunschweig 1876).

Optĭkus, Fabrikant optischer Instrumente, besonders von Brillen, Fernrohren, Mikroskopen.

Optĭma fide (lat.), in bestem Glauben.

Optĭma forma (lat.), in bester Form.

Optimāten (lat. Optimates), ebenso wie Nobiles und Boni viri eine der Bezeichnungen für die aristokratische Partei, welche in den spätern Zeiten der römischen Republik den herrschenden, aus Patriziern und Plebejern zusammengesetzten Stand bildete, aus dem fast alle Magistrate hervorgingen, und derden Senat bildete (daher auch Senatspartei). Durch ihre Ausschließlichkeit und ihr Bestreben, sich alle öffentlichen Ehren und Vorteile vorzubehalten, nicht minder aber auch durch ihre Entartung riefen die O. eine entgegengesetzte Partei hervor, die Volkspartei, welche unter ehrgeizigen Führern (den sogen. Popularen) den Kampf gegen sie aufnahm. Dieser Kampf begann mit den beiden Gracchen. Nachdem letztere an dem Widerstand der O. gescheitert waren, erneuerte sich der Kampf durch Marius und Cinna. Noch einmal siegten die O. durch Sulla, unterlagen aber dann Julius Cäsar gegenüber. Ein letzter Versuch der O., nach Cäsars Ermordung die alte Herrschaft wiederzugewinnen, endete mit der Niederlage des Brutus und Cassius durch Antonius und Octavianus und endlich mit der Alleinherrschaft des letztern.

Optĭme (lat.), sehr gut, am besten.

Optimismus (v. lat. optimus), im allgemeinen die Neigung, Dinge und Verhältnisse als gut vorauszusetzen, ist entweder theoretisch oder praktisch. Der praktische O. ist diejenige Illusion oder Täuschung, welche gegenwärtig oder zukünftige Zustände für besser ansieht, als sie wirklich sind, und sich namentlich in Rücksicht auf den Verlauf irgend einer Art privater oder öffentlicher Angelegenheiten in unbegründetes Vertrauen und schmeichelhafte Hoffnungen einwiegt. Man spricht daher von optimistischen Politikern und in Beziehung auf das individuen Leben von optimistischen Launen u. Charakteren. Der theoretische O. bezieht sich entweder auf die Philosophie überhaupt oder speziell auf Metaphysik. Von den Versuchen, den letztern O. zu verteidigen, ist Leibniz' "Theodicee" durch dessen Vorstellung, daß Gott