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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Owinsk; Owrutsch; Oxalāte; Oxāläther; Oxalātsteine; Oxalideen; Oxălis; Oxalīt; Oxalĭum; Oxālsäure

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Owinsk - Oxalsäure.

jetzt ein armseliger Ort mit (1885) 5776 Einw. O. ist das alte Nikonion, wo später unter türkischer Herrschaft das Dorf und die Feste Chadshi-Dere (Gadshider) standen. Die Stadt wurde früher fälschlich für Tomi, das Exil des Ovid, gehalten, weshalb sie zwei Jahre nach der Abtretung an Rußland (1793) den jetzigen Namen erhielt.

Owinsk, Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Kreis Posen (Ost), an der Warthe, mit der schönen Kirche eines ehemaligen (1797 aufgehobenen) Cistercienserklosters, Irrenanstalt, Schloß mit Park und (1885) 1045 meist kath. Einwohnern.

Owrutsch, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wolhynien, an der Norina, mit 4 Kirchen und (1884) 6478 Einw.; wird zuerst 977 erwähnt unter dem Namen Wrutschija, als Residenz des Drewljanenfürsten Oleg, Bruder des Großfürsten Jaropolk.

Oxalāte, s. v. w. Oxalsäuresalze, z. B. Kaliumoxalat, oxalsaures Kali.

Oxāläther, s. Oxalsäureäther.

Oxalātsteine, aus oxalsaurem Kalk bestehende Harnsteine.

Oxalideen (Sauerkleegewächse), dikotyle Familie aus der Ordnung der Gruinales, meist einjährige oder perennierende, bisweilen mit Zwiebeln oder Knollen versehene Kräuter, mit wechselständigen, gestielten, meist handförmig drei- oder mehrzählig zusammengesetzten Blättern ohne Nebenblätter. Die vollständigen, regelmäßigen Blüten stehen einzeln auf den Blütenstielen oder bilden Dolden oder Rispen. Die Frucht ist eine grüne, häutige Kapsel, welche der Länge nach fachspaltig sich öffnet, seltener eine Beere. Die Samen sind mit einer Haut überzogen, welche an ihrer Spitze elastisch aufreißt und die Samen aus der Kapsel fortschleudert; die Samenschale ist krustig, meist gerippt und runzelig, der gerade oder gekrümmte Keimling liegt in der Achse eines fleischigen Endosperms. Die O. bestehen nur aus den Gattungen Oxalis L., Averrhoa L. und Hypseocharis Wedd., sind hauptsächlich in der heißen und südlichen gemäßigten Zone einheimisch, in Europa nur durch wenige Arten von Oxalis vertreten und wegen ihres Reichtums an Oxalsäure, manche auch wegen der Reizbarkeit ihrer Blättchen bemerkenswert.

Oxălis L. (Sauerklee), Gattung aus der Familie der Oxalideen, Kräuter oder Sträucher mit knolligem Rhizom, drei- oder vierzähligen, einen stark sauren Saft enthaltenden Blättern (daher der Name), blattwinkelständigen, weißen oder gelben Blüten, häutiger, fünffächeriger, aufspringender Kapsel und einer fleischigen, elastisch aufspringenden Samenhülle. 220 Arten, fast alle im südlichen Afrika und dem tropischen bis südlich gemäßigten Amerika. O. acetosella L. (gemeiner Sauerklee, Hasenklee, Kuckucksklee), eine zarte, ausdauernde Pflanze mit gegliedertem, kriechendem, beschupptem Rhizom, grundständigen, dreizähligen, verkehrt herzförmigen Blättern, einblütigem Schaft und weißer Blüte, welche im April und Mai erscheint, während eine andere spätere Form kleiner Blüten meist unter dem Moos versteckt bleibt. Die Blätter vom gemeinen Sauerklee bilden als Shamrock ein heraldisches Emblem im irländischen Wappen, er findet sich in Laubwäldern Europas, war früher offizinell und diente auch zur Gewinnung des in ihrem Saft reichlich vorhandenen oxalsauren Kalis. Zwei andre Arten mit gelben Blüten, O. stricta L. und O. corniculata L., sind auch bei uns einheimisch, die erste aus Nordamerika, die zweite aus Südeuropa eingewandert; andre, wie O. tetraphylla Cav., aus Nordamerika, mit violetten Blüten in Dolden, werden als Zierpflanzen in Gärten kultiviert; O. crassicaulis Zucc. und O. esculenta L., aus dem tropischen Amerika, haben einen knolligen, nußartigen, genießbaren Wurzelstock und werden deshalb in Amerika vielfach angebaut; die Blüten sind gleichfalls violett.

Oxalīt (Humboldtin, Eisenresin), Mineral aus der Ordnung der Salze mit organischen Säuren, findet sich in haarförmige Kristallen, auch traubig, in Platten, derb und eingesprengt, faserig, feinkörnig bis dicht, als Beschlag und Anflug, ist gelb, schwach glänzend bis matt, undurchsichtig, Härte 2, spez. Gew. 2,15-2,25, besteht aus oxalsaurem Eisenoxydul 2C2FeO4+3H2O ^[2C_{2}FeO_{4}+3H_{2}O] und findet sich in Klüften der Braunkohle zu Großalmerode in Hessen, bei Duisburg und Bilin.

Oxalĭum, s. v. w. Sauerkleesalz, s. Oxalsäure.

Oxālsäure (Kleesäure, Sauerkleesäure) C2H2O4 ^[C_{2}H_{2}O_{4}] findet sich sehr weit verbreitet im Pflanzenreich, meist als saures Kalisalz, besonders in Sauerklee- (Oxalis), Sauerampfer- (Rumex) und Rhabarber- (Rheum-) Arten, im Spinat etc., als Kalksalz wohl in den meisten Pflanzen, namentlich in Wurzeln, Rinden und Flechten, auch im Harn, besonders nach Genuß vegetabilische Nahrungsstoffe, moussierender Weine, kohlensäurereicher Biere und der Alkalibicarbonate, in Harnsedimenten, Blasensteinen (Maulbeersteine), im Guano, in Exkrementen der Raupen und im Mineralreich als oxalsaurer Kalk den Thierschit, als oxalsaures Eisenoxydul den Oxalit bildend. O. entsteht bei Einwirkung von Kohlensäure auf geschmolzenes Natrium, beim Erhitzen von ameisensaurem Natron, ganz allgemein bei der Oxydation von Kohlenstoffverbindungen (z. B. Cellulose, Zucker, Stärkemehl) mit Salpetersäure oder schmelzendem Kalihydrat. Zur Darstellung erhitzt man Rohrzucker mit Salpetersäure, solange noch rote Dämpfe entweichen, und läßt kristallisieren; im großen erhitzt man Sägespäne von weichem Holz mit Ätzkali (oder mit einem Gemisch aus Ätzkali und Ätznatron) auf eisernen Platten, laugt mit Wasser aus, läßt das oxalsaure Alkali kristallisieren, trennt es von der Mutterlauge durch Filterpressen oder Zentrifugalmaschinen, zersetzt es mit Kalkmilch und den gebildeten oxalsauren Kalk durch Schwefelsäure; die vom schwefelsäure Kalk getrennte Lösung von O. wird zur Kristallisation gebracht. O. bildet farb- und geruchlose Kristalle mit 2 Molekülen Kristallwasser, schmeckt stark sauer, löst sich in 8 Teilen kaltem, viel leichter in heißem Wasser, auch in Alkohol, verwittert an der Luft zu einem weißen Pulver, welches bei 150-160° schmilzt und unzersetzt sublimiert, und dessen Dämpfe stark zum Husten reizen. Mit Oxydationsmitteln gibt O. Wasser und Kohlensäure, sie fällt Gold aus seinen Lösungen; mit konzentrierter Schwefelsäure gibt sie Kohlenoxyd, Kohlensäure und Wasser. O. ist eine der stärksten organischen Säuren und bildet mit Basen die Oxalsäuresalze (Oxalate). Sie ist giftig (äußerlich dem Bittersalz [schwefelsaure Magnesia] ähnlich, Gegengift: mit Wasser angerührte Schlämmkreide); als Arzneimittel wirkt sie wie Zitronen- und Weinsäure, nur stärker; sie wird aber medizinisch nicht benutzt, dagegen technisch als Enlevage in der Kattundruckerei, in der Woll- und Seidenfärberei, zur Darstellung von Ameisensäure und Allylalkohol, zum Beseitigen von Tinte- und Rostflecken, zum Bleichen des Strohs, zum Putzen von Messing (unter dem Namen Zuckersäure) zum Reinigen des Glycerins und als Reagens.