Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pallisserinseln; Pallĭum; Pall-Mall; Pall Mall Gazette; Pallor und Pāvor; Palm; Palma

634

Pallisserinseln - Palma.

Pallisserinseln, eine Atollgruppe im südlichen Polynesien, zum Tuamotu-Archipel gehörig, besteht aus den Insel Arutua oder Rurik (1722 von Roggeveen entdeckt), Apataki und Kaukura und mißt 71 qkm.

Pallĭum (lat.), bei den Römern ein weites, mantelähnliches Oberkleid, gewöhnlich von weißer Farbe, wie es die Griechen trugen; dann überhaupt s. v. w. Decke, Hülle, Mantel. Im katholischen Kultus heißt P. insbesondere ein Teil des erzbischöflichen, ausnahmsweise auch des bischöflichen Ornats, bestehend, wie das Omophorion (s. d.), in einer gabelförmig über die Schultern gehenden, vorn und hinten herabfallenden handbreiten, weißwollenen Binde, auf der ursprünglich drei schwarze Kreuze (eins auf der Brust, die zwei andern auf den Schultern), später gewöhnlich fünf Kreuze eingewirkt sind (s. die Abbildung). Auf dem Laterankonzil von 1215 wurde die erzbischöfliche Jurisdiktion ausdrücklich an den Empfang des P. durch den Papst geknüpft, und die dafür zu entrichtenden Abgaben (Palliengelder) beliefen sich zuweilen auf viele Tausende.

^[Abb.: Pallium.]

Pall-Mall (engl., spr. päll-mäll, "Mailspiel"), Straße in einem der feinsten Teile Londons, fast ganz von Klubhäusern eingefaßt. Der Name findet sich auch in Lyon, Utrecht, Altona ("Palmaille") u. a. O. u. weist auf die ursprüngliche Benutzung jener Straßen oder Plätze zum Mailspiel (s. Mail) hin, das unter Karl I. in England Mode wurde.

Pall Mall Gazette, Titel einer in London erscheinenden Zeitung liberaler Richtung.

Pallor und Pāvor ("Erblichen" und "Schrecken"), als Personifikationen des Schreckens Schlachtengötter der Römer, denen angeblich Tullius Hostilius in einem Treffen mit den Fidenaten und Vejentern Heiligtümer gelobte, wodurch er die wankenden Römer zum Stehen brachte. Man sieht die Bilder der beiden auf Münzen des L. Hostilius Saserna: Pavor in Gestalt eines entsetzten Mannes mit gesträubtem Haar, Pallor in knabenhafter Bildung mit aufgelöstem Haar.

Palm (Palme), Längenmaß für die Rundung der Schiffsmasten, in England = 0,25 engl. Fuß, in Hamburg = 0,09552 m, in Norwegen = 0,0886 m, in Holland = 0,1 m.

Palm, ein ursprünglich schweizerisches, jetzt in Württemberg und Sachsen begütertes Geschlecht, teilte sich 1689 in drei Linien, von denen die beiden jüngern, noch blühenden 1735 die reichsfreiherrliche Würde erhielten. Der ältesten gehörte an Johann David von P., geb. 1657, verteidigte als Hofkammerrat und Generalkriegskommissariats-Direktor mit dem Grafen Rüdiger von Starhemberg Wien gegen die Türken und rettete die ungarische Krone. Er starb 21. Febr. 1721. Seine Nachkommen erhielten 1750 die Reichsgrafen- und 1783 die Fürstenwürde, doch starb diese Linie 14. Dez. 1851 mit dem Fürsten Karl von P.-Gundelfingen aus.

Palm, Johann Philipp, ein Opfer französischer Tyrannei in Deutschland, geb. 1768 zu Schorndorf, erlernte in Erlangen den Buchhandel und erwarb als Schwiegersohn des Buchhändlers Stein zu Nürnberg die Steinsche Buchhandlung. Im Frühjahr 1806 versandte P. eine wahrscheinlich von Professor Yelin in Ansbach verfaßte und von P. verlegte Flugschrift: "Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung" (neue Ausg., Würzb. 1877), in welcher Napoleon I. und das Benehmen der französischen Truppen in Bayern hartem Tadel unterworfen waren, an die Stagesche Buchhandlung in Augsburg, ohne jedoch den Inhalt der Schrift zu kennen. Diese geriet zufällig in die Hände französischer Offiziere und zog den Zorn derselben auf sich, welche den Kaiser Napoleon auf dieselbe aufmerksam machten. Dieser befahl, ein abschreckendes Exempel zu statuieren. P., der nach einem Fluchtversuch im Vertrauen auf seine Unschuld und seine Eigenschaft als Bürger einer ehemals freien Reichsstadt nach Nürnberg zurückgekehrt war, wurde daselbst verhaftet und einer außerordentlichen Militärkommission in Braunau überwiesen, welche von Napoleon den bestimmten Befehl hatte, die Schuldigen in 24 Stunden zu verurteilen und hinrichten zu lassen. Die Verurteilung zum Tod "wegen absichtlicher Verbreitung ehrenrühriger Schriften wider Frankreich" erfolgte auch 25. Aug. 1806; P., der sein Schicksal mannhaft und gottergeben ertrug, wurde 26. d. M. in Braunau erschossen. Die brutale That erregte im deutschen Volk ingrimmigen Haß gegen den rohen Gewalthaber und seine feigen Schergen sowie das Bewußtsein der tiefen Erniedrigung Deutschlands. 1866 wurde P. in Braunau ein lebensgroßes Bronzestandbild von Knoll errichtet. Sein Haus in Nürnberg hat König Ludwig I. durch eine Gedenktafel ausgezeichnet. Vgl. "Biographie Johann Philipp Palms, Buchhändler zu Nürnberg" (Münch. 1842); Schultheiß, Joh. Phil. P. (Nürnb. 1860).

Palma (lat.), die Palme; dann s. v. w. Siegespreis, Sieg, weil Palmzweige zu Kränzen für die Sieger in Wettkämpfen verwendet wurden. In Rom trug der im Triumph einziehende Feldherr eine P. in der Rechten, welche er nachher dem Jupiter Capitolinus in den Schoß legte.

Palma, die westlichste der Kanarischen Inseln 726 qkm (13,2 QM.) groß mit 32,000 Einw., von dreieckiger, nach Süden zugespitzter Form (Punta Fuencaliente), ist durchaus vulkanischen Ursprungs und sehr gebirgig, mit zahlreichen Gipfeln (Pico de la Cruz 2356, Pico de los Muchachos 2345 m) und tiefen Schlünden, unter denen die Caldera, ein ungeheurer elliptischer Thalkessel mit 1200 m hohen, fast senkrechten Wänden, die Hauptmerkwürdigkeit Palmas ist. Der Boden besteht meist aus verwittertem vulkanischen Gestein und ist besonders im N. sowie an den Küsten und in den Thälern außerordentlich ergiebig. Das Klima ist angenehm und gesund. Hauptprodukte sind: Wein (Palmensekt), Südfrüchte, Mandeln, Zuckerrohr, Gemüse, viel Holz (zum Schiffbau), Honig, Wachs, Seide und früher namentlich Kochenille. Die Viehzucht erstreckt sich auf Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen. Von Industriezweigen sind besonders Branntweinbrennerei und Zuckerfabrikation vertreten. Die vorzüglichsten Häfen sind: Santa Cruz de la P. im O. und Tazacorte im W., die durch eine Straße über den 1400 m hohen Paß della Cumbre verbunden sind. Von archäologischem Interesse sind die sogen. hieroglyphischen Inschriften der Hohle von Belmaco, die jedoch nur zweifelhaft der guanchischen Urbevölkerung zugeschrieben werden können.

Palma, 1) Hauptstadt der span. Provinz der Balearen, auf der Südwestküste der Insel Mallorca, im Hintergrund der gleichnamigen Bai gelegen, End-^[folgende Seite]