Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

659

Pantherschwamm - Pantopoden.

Schwanz, langen Beinen, gekräuseltem, im Grund wolligem, am Bauch weichem und schlaffem Pelz, auf weißlich graugelber Grundfarbe am Kopf klein und voll schwarz gefleckt, am Hals mit schwarzen, ringförmigen und am Rumpf mit Tüpfelflecken. Er bewohnt Mittelasien bis Sibirien, besonders im Westen, und überfällt gern von Bäumen aus seine Beute. Der Ozelot (Pardelkatze, F. pardalis L.), 90-95 cm lang, mit 40-45 cm langem Schwanz, auf der Oberseite bräunlichgrau, unterseits gelblichweiß, schön schwarz gestreift und gefleckt, findet sich vom südlichen Teil Nordamerikas bis Nordbrasilien, meist in tiefen Wäldern, wo er Vögel und Säugetiere jagt; doch kommt er gelegentlich auch in die Bauernhöfe und richtet unter dem Geflügel ein Blutbad an. Er lebt paarweise, doch jagt das Pärchen nicht gemeinschaftlich; das Weibchen wirft selten mehr als zwei Junge. Man verfolgt ihn des schönen Pelzes halber, welcher zu Winterstiefeln benutzt wird, fängt ihn in Fallen oder jagt ihn mit Hunden. Jung eingefangene Tiere werden sehr zahm.

Pantherschwamm, s. Agaricus, S. 183.

Panticosa, einer der höchsten bewohnten Badeorte (1575 m) in den Pyrenäen, in der span. Provinz Huesca, mit (1878) 525 Einw., geschätzt wegen seiner heilkräftigen Schwefelquelle und Salinen.

Pantikapäon, alte Kolonie der Milesier auf der taurischen Chersones, an der Mündung der Palus Maeotis, dem asiatischen Phanagoria gegenüber, mit Akropolis und gutem Hafen. P. wurde seit dem 4. Jahrh. Hauptstadt des bosporanischen Reichs und war ein bedeutender Handelsplatz; später fiel es an Mithridates. Jetzt Kertsch oder Vospor.

Pantīl, nach Horaz (Sat., I, 10, 78) Bezeichnung eines Menschen von widerlicher Schmähsucht.

Pantin (franz., spr. pangtäng), Hampelmann, Drahtpuppe.

Pantin (spr. pangtäng), Flecken im franz. Departement Seine, Arrondissement St.-Denis, nordöstlich von Paris, nahe der Umfassungsmauer am Kanal von Ourcq und der Ostbahn gelegen, hat mehrere chemische und andre Fabriken und (1886) 19,170 Einw.

Pantīne, in Mecklenburg, auch Berlin etc. Holzpantoffel, Holzschuh.

Pantoëdrie (griech.), s. Kristall, S. 232.

Pantoffel (vom ital. pantófola), Art bequemer Halbschuhe mit kürzerm Oberleder, auch wohl ohne Hinterleder. Das Wort ist im Deutschen erst seit dem 15. Jahrh. im Gebrauch.

Pantoffelbaum, s. v. w. Korkeiche, s. Eiche, S. 355.

Pantoffelblume, s. Calceolaria.

Pantoffelholz, s. v. w. Kork; auch ein Werkzeug in der Lederfabrikation, mit welchem dem lohgaren Leder Glanz erteilt wird.

Pantograph (griech.), s. Storchschnabel.

Pantographie (griech.), vermittelst des Storchschnabels oder Pantographen verkleinerte oder vergrößerte Kopie von Zeichnungen, Landkarten etc.

Pantomēter (griech., "Allmesser"), zur Messung von Winkeln, Höhen und Längen bestimmtes Instrument, als dessen Erfinder Anastasius Kircher ^[richtig: Athanasius Kircher] gilt, hat, obgleich mehrfach verbessert, keine praktische Bedeutung erlangt. Ähnlichen Zwecken dient das von Körte (1815) für praktische Forst- und Landmesser erfundene, ebenfalls wenig gebrauchte Katholikometer (griech., "Allgemeinmesser"). Viel besser ist der von Jähns erfundene Vielmeßapparat. Gewissermaßen gehören auch Kippregel und Tachymeter in die Kategorie dieser Instrumente. S. Theodolit.

Pantomīme, s. Pantomimus.

Pantomīmik, s. Pantomimus.

Pantomīmus (griech., "alles nachahmend"), die bei den Römern übliche Darstellung einer dramatischen Handlung durch bloßen Tanz und rhythmische Gestikulation. Sie wurzelte in der Vortragsweise des alten Canticum (s. d.), wurde unter Augustus durch Pylades und Bathyllos zur selbständigen Kunstgattung erhoben und blieb bis in die späteste Kaiserzeit beliebt. Nero war ein so großer Freund dieser Kunstübungen, daß er sich nicht scheute, selbst als P. (denn auch der Spieler selbst wurde so genannt) öffentlich aufzutreten. Es gab komische und tragische Pantomimen, doch war die letztere Gattung auf der Bühne der Kaiserzeit durchaus vorherrschend. Die dargestellte Handlungen waren meist mythologisch-erotischer Art und wurden von einem einzigen Spieler dargestellt, der also immer mehrere Rollen, männliche wie weibliche, nacheinander zu geben hatte, während ein Chor unter Begleitung von Flöten und andern Instrumenten das entsprechende Lied dazu sang. Erst in der spätesten Kaiserzeit traten auch Frauen im P. auf. Ganz auf sinnlichen Reiz berechnet, ging die Darstellung bei schlüpfrigen Gegenständen über alle Grenzen des Anstandes hinaus. Der P. war vorzugsweise bei den höhern Ständen beliebt, während der großen Menge der Mimus (s. Mimen) mit seinen Possen mehr zusagte. Über das eigentliche dramatische Ballett der Kaiserzeit s. Pyrriche ^[richtig: Pyrrhiche]. Aus dem römischen P. entwickelte sich später das improvisierte pantomimische Possenspiel der Italiener mit stehenden Masken, das auch in andern Ländern Eingang fand. In Deutschland ist seit dem 18. Jahrh. der Ausdruck Pantomime (nach dem Französischen als Femininum) im Gebrauch für Gebärdenspiel, Gebärdensprache; Pantomimik, s. v. w. Kunst des Gebärdenspiels. Eine künstlerische Entwickelung fand die Pantomime in der Neuzeit hauptsächlich im Ballett (s. d.); auch finden sich einzelne in dramatische Stücke verwebte, durchweg pantomimische Rollen, z. B. in der "Stummen von Portici".

Pantopōden (Krebsspinnen, Asselspinnen, Pycnogonīdae, Pantopŏda), einige Gattungen eigentümlicher Gliederfüßler, früher entweder zu den Krebstieren oder zu den Spinnen gerechnet, neuerdings aber von beiden losgelöst und als selbständige Gruppe betrachtet. Die ihnen zugelegten deutschen Namen sind daher unpassend und werden besser durch das Fremdwort "Pantopoden", d. h. Tiere, die nur aus Beinen bestehen, ersetzt. In der That ist im Vergleich zu diesen ihr Kopf und Rumpf sehr geringfügig, so daß auch gewöhnlich vom Darm sowohl als von den Geschlechtsorgane sich Fortsätze in die acht Beine erstrecken. Außer letztern sind noch zwei Paar Gliedmaßen in der Nähe des Mundes und beim Männchen ein besonderes, als Eierträger verwandtes Beinpaar vorhanden. Merkwürdigerweise nämlich werden die Eier, welche das Weibchen ablegt, fast immer vom Männchen mittels der Absonderung eigner Kittdrüsen an jenem Eierträgerpaar befestigt und bis zum Ausschlüpfen der Jungen mit umhergeschleppt. Der Mund liegt an der Spitze eines langen, dreikantigen Rüssels, der im Innern voller Reusen aus feinen Stäbchen und Haaren ist, so daß keinerlei feste Nahrung genossen werden kann. Kiemen fehlen; die Atmung scheint durch den Darm bewirkt zu werden. Das Herz ist vielfach nur unvollkommen entwickelt. Die P. leben auf dem Meeresboden in sehr verschiedenen Tiefen und kriechen äußerst träge zwischen den dort befindlichen Pflanzen und Tieren oder im Schlamm umher. Meist sind sie nur wenige Millimeter lang, indessen erreichen einige