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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pekuniär; Pelade; Pelagiāner; Pelāgisch; Pelagĭus; Pelagonia; Pelagonīsi; Pelamis; Pelams; Pelargonĭum

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Pekuniär - Pelargonium.

bloß die Verwaltung, nicht aber auch der Nießbrauch zusteht (peculium adventitium irregulare). Diese letztere Art von P. ist vorhanden, wenn Kindern unter väterlicher Gewalt mit der ausdrücklichen Bedingung, daß der Vater den Nießbrauch nicht haben solle, etwas von dritten Personen geschenkt oder vermacht wird, wenn der Vater auf das Nießbrauchsrecht verzichtet hat, oder wenn die Kinder wider Willen des Vaters etwas erwerben, z. B. als Volljährige eine Erbschaft antreten, die der Vater nicht für sie antreten will. Das preußische Landrecht faßt das Peculium castrense, quasi-castrense und adventitium irregulare unter dem Namen freies Vermögen des Kindes zusammen im Gegensatz zu dem unfreien (peculium profectitium und adventitium), welches dem väterlichen Nießbrauch unterworfen ist. Vgl. Mandry, Über Begriff und Wesen des Pekuliums (Tübing. 1869); Fitting, Das Castrense Peculium (Halle 1871).

Pekuniär (v. lat. pecunia), Geld betreffend, in Geld bestehend; pekuniös, reich an Geld.

Pelade (franz.), Haarausfall, Gerberwolle.

Pelagiāner, die Anhänger derjenigen Lehre, welche die Erbsünde leugnet und die natürlichen Anlagen und Kräfte des Menschen, wenn sie nur recht gebraucht würden, für hinreichend zur Seligkeit erklärt, benannt nach Pelagius, einem britischen Mönch. Derselbe wandte sich zu Anfang des 5. Jahrh. nach Rom, lernte hier den Cölestius (s. d.) kennen, mit welchem er 411 nach Afrika reiste. Hier kamen ihre eigentümlichen Lehrmeinungen zur Sprache. Dieselben lassen sich in folgende Sätze zusammenfassen: Adams Fall hat nur ihm selbst geschadet; jeder Mensch wird noch geboren, wie Adam vor dem Fall war; der Tod ist einfach begründet in der menschlichen Natur; es steht in jedes Kräften, durch Befolgung der Gebote Jesu selig zu werden. Zunächst wurde 412 Cölestius bei Gelegenheit seiner Bewerbung um die Stelle eines Ältesten der Kirche zu Karthago, dann 415 auf einer Synode zu Jerusalem Pelagius, der sich inzwischen nach Palästina begeben hatte, der Heterodoxie angeklagt. Da man im Orient über diese Dinge bisher mindestens eher pelagianisch als augustinisch gedacht hatte, stellte Pelagius 415 auf einer weitern Synode zu Diospolis seine Richter durch die Erklärung zufrieden, daß er den Einfluß der Gnade bei der Bekehrung nicht ausschließe. Aber im Abendland ließ Augustinus auf den Synoden zu Mileve und Karthago (416) neue Bannflüche gegen ihn schleudern. Als der Papst Zosimus Miene machte, den Pelagius zu schützen, wandte sich eine neue Synode von Karthago 417 an den Kaiser Honorius, welcher 418 in einem Sacrum rescriptum alle P. zu vertreiben befahl. Jetzt folgten auch die Päpste, und selbst das Konzil zu Ephesos verdammte 431 den Pelagianismus. Gleichwohl lebte der Pelagianismus gemildert und modifiziert im Semipelagianismus (s. d.) fort. Trotzdem daß sogar das Wesentliche der Pelagianischen Denkart tief in das System der katholischen Kirche eingedrungen ist, blieb doch der Name ihres Urhebers gebrandmarkt. Von seinen Schriften sind nur sehr wenige der Vernichtung durch seine Gegner entgangen und diese wenigen zumeist durch den Zufall, daß sie unter die Werke des Hieronymus geraten waren, so: die "Expositiones in epistolas Pauli", zu Rom vor 410 geschrieben; die "Epistola ad Demetriadem"; "Libellus fidei", ein Glaubensbekenntnis, das er 417 dem Papst Innocenz I. übersandte (alles in der Ausgabe der Werke des Hieronymus durch Vallarsi). Vgl. Wiggers, Darstellung des Augustinismus und Pelagianismus (2. Aufl., Hamb. 1833, 2 Bde.); Jacobi, Die Lehre des Pelagius (Leipz. 1842); Wörter, Der Pelagianismus (2. Aufl., Freiburg 1874); Klasen, Die innere Entwickelung des Pelagianismus (das. 1882).

Pelāgisch (griech., "dem Meer angehörig") heißen insbesondere die im tiefen Meer entstandenen Sedimentärbildungen im Gegensatz zu den limnischen, d. h. den in meist flachern, umschlossenen Becken abgesetzten, Bildungen und besonders den eigentlichen Süßwasserbildungen, aber auch im Gegensatz zu den litoralen, d. h. den nächst der Küste vor sich gegangenen, Niederschläge und Schichtbildungen. Oft gehen litorale Absätze (durch Vorwiegen sandiger und daneben thoniger Bildungen ausgezeichnet) durch eine Reihe von Übergangsstadien (sublitoral, meist thonig; dann subpelagisch, meist mergelig, thonig-kalkig) in die überwiegend kalkigen pelagischen Gebilde über. Vgl. Facies.

Pelagĭus, Name zweier Päpste: 1) P. I., ein geborner Römer, ward Diakonus der römischen Kirche, päpstlicher Gesandter und Apokrisiarius zu Konstantinopel, in welcher Stellung er zur Verdammung des Origenes beitrug, und nach Vigilius' Tod 555 zum Papst erwählt. Da er sich in den Kirchenstreitigkeiten den Griechen gefällig bewies, namentlich die Beschlüsse des fünften ökumenischen Konzils anerkannte und die drei Kapitel (s. Dreikapitelstreit) billigte, sagte sich ein großer Teil der abendländischen Kirche von ihm los. Er starb 3. März 560.

2) P. II., ein Römer von gotischer Abkunft, ward nach Benedikts I. Tod während der Belagerung Roms durch die Langobarden 578 auf den päpstlichen Stuhl erhoben; starb 8. Febr. 590 an der Pest.

3) Stifter der Sekte der Pelagianer (s. d.).

Pelagonia, ursprünglich päonische, später makedonische Landschaft, nördlich von Lynkestis, westlich von Illyrien, das Quellgebiet des Erigon (jetzt Tscherna oder Karasu), als fruchtbarer Landstrich auch heute noch wichtig, aber politisch von den Türken verschiedenen Verwaltungen zugeteilt und nur noch als Sprengel des Erzbischofs von P. (mit dem Sitz zu Monastir) ein Ganzes bildend.

Pelagonīsi (Pelagisi), felsige Insel im Ägeischen Meer, eine der nördlichen Sporaden, 24 qkm (0,44 QM.) groß, hat 2 Klöster und einen Hafen; hieß im Altertum wahrscheinlich Polyägos.

Pelams (Pelangs), chinesische und ostindische seiden- und atlasartige Zeuge.

Pelamis, s. Wasserschlangen.

Pelargonĭum Hérit. (Kranichschnabel), Gattung aus der Familie der Geraniaceen, Kräuter, Halbsträucher und Sträucher, meist in Südafrika, zum Teil auch in Neuholland, einheimisch, mit gegenständigen, einfachen, runden oder gelappten oder tief eingeschnittenen Blättern und achselständigen Blüten in Büscheln oder Dolden. Von den sehr zahlreichen Arten werden mehrere bei uns als Garten- und Zimmerpflanzen in fast zahllosen Hybriden und Varietäten kultiviert. Sie sind wegen der oft wohlriechenden und schön gezeichneten Blätter und des anhaltenden Blütenreichtums sehr beliebt und ganz allgemein verbreitet. Die strauchartigen sind sehr leicht zu kultivieren, während die krautartigen mit Knollenwurzel sorgfältigere Behandlung erheischen. P. odoratissimum Ait. (Muskatkraut), mit sehr kurzem, fleischigem Stengel, sehr wohlriechenden, langgestielten, rundlich herzförmigen, weichen, hellgrünen Blättern und kleinen, weißen Blüten, liefert, wie auch P. roseum Willd. (Rosengeranium), das