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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Peru

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Peru (Lage, Bodengestaltung).

1839); "Leben des Ministers Freiherrn vom Stein" (Berl. 1849-54, 6 Bde.), von dem das Werk "Aus Steins Leben" (das. 1856, 2 Bde.) ein Auszug ist; "Die königliche Bibliothek in Berlin in den Jahren 1846-50" (das. 1851); "Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt v. Gneisenau" (das. 1864-69, 3 Bde.; Bd. 4-5 hrsg. von H. Delbrück, das. 1880-81) und gab "Leibniz' gesammelte Werke" (Hannov. 1843-47, Bd. 1-4), die "Denkschriften des Ministers Freiherrn vom Stein über deutsche, insbesondere preußische, Verfassung" (Berl. 1848) und "Handschriftenverzeichnisse der königlichen Bibliothek zu Berlin" (das. 1853, Bd. 1) heraus.

Peru (span. El Perú, bei den Bewohnern des alten Inkareichs Tahuantinsuyu, "die vier Provinzen", genannt), vor der Entdeckung durch die Spanier das größte und zivilisierteste Reich Südamerikas, dann eins der vier Vizekönigreiche des spanischen Amerika und seit der Unabhängigkeitserklärung 28. Juli 1821 eine der Republiken, in welche die ehemaligen spanischen Kolonien in Südamerika verwandelt sind. Die heutige Republik P. (vgl. beifolgende Karte) liegt zwischen 2° 20'-17° 55' südl. Br. und 68° 50'-81° 20' westl. L. v. Gr. und grenzt im N. an Ecuador, im O. an Brasilien und Bolivia, im S. an Chile und im W. an den Stillen Ozean. Die Meeresküste hat ohne kleinere Krümmungen eine Länge von 2150 km und reicht von der Bai von Tumbez im N. bis zum Rio Zama im S. Sie ist meist hoch, und das Meer hat stellenweise, in geringer Entfernung von Klippen, bis 150 m Tiefe. Im nördlichen Teil enthält die Küste Baien und Vorgebirge, im südlichen bildet sie fast eine gerade Linie. An Häfen ist die Küste arm; viele sind nur offene Reeden oder haben ganz unvollkommenen Schutz; die Baien von Callao und Payta sind die vorzüglichsten. Die wichtigsten Inseln, welche vor der Küste Perus liegen, sind die in der Nähe von Pisco gelegenen Chinchainseln, die St. Lorenzinsel, welche den Hafen von Callao bildet, und die Lobosinseln, sämtlich von tiefem Wasser umgeben. Die Brandung ist längs der ganzen Küste stark, das Anlanden schwierig und gefährlich.

Bodengestaltung, Bewässerung.

Die physische Beschaffenheit des Landes im Innern ist von wechselnden, aber großartigem Charakter. Den auffallenden Zug des Gesamtbildes stellen die Andes dar, die mit ihren hohen Plateaus und Kämmen, der Küste parallel laufend, das Gebiet durchziehen, überall vom Meer aus sichtbar sind, aber nirgends bis an den Strand reichen (s. Kordilleren). Die westliche Hauptkette oder die Küstenkordillere begleitet die Küste in einer durchschnittlichen Entfernung von 110-125 km und ragt mit ihren Gipfeln vielfach in die Region des ewigen Schnees hinein. Ihr höchster Gipfel ist der Misti oder Vulkan von Arequipa (6102 m). Die mittlere Höhe ihrer Pässe beträgt 3600 m; viele, und gerade die am meisten begangenen, steigen bis 4800 m Höhe an. Der schmale Saum im W. dieser Kordillere ist teils Ebene, teils niedriges Bergland (la Cuesta genannt), teils höheres, schluchtenreiches Mittelgebirge (la Sierra), indem zahlreiche Bergzüge von der Andeskette nach W. abgehen und, allmählich niedriger werdend, an der Küste auslaufen. Der größte Teil dieses Küstenstrichs, bis zur Vorstufe der Andes hin (in einer Breite von 25-60 km), besteht aus wüsten Sandebenen. Mehr landeinwärts bildet diese Sandregion vielfach Plateaus von 500-1200 m Hohe, die durch Längshöhenzüge voneinander getrennt werden. Zwischen den beiden Hauptteilen des Hochlandes, der Küstenkordillere und der innern Kordillere, erstrecken sich weite Plateaus, die Paramos oder Punas, von durchschnittlich 4000 m Meereshöhe. Bisweilen reicht die Puna ununterbrochen von der Binnen- bis zur Küstenkordillere; in andern Gegenden ist sie von tiefen Thälern durchschnitten, die durch herrliches Klima und erstaunliche Fruchtbarkeit den schlagendsten Gegensatz zu den nahegelegenen hohen und eisig kalten Punas bilden. Die beiden Kordilleren haben verschiedene Formen. Die Küstenkordillere ist schroffer und wilder; ihr Kamm ist breiter, ihre Gipfel sind weniger pyramidenförmig, sondern meist nach N. oder W. senkrecht abfallende Gebirgsstöcke, welche in minder steiler Neigung nach O. auslaufen, während die der Binnenkordilleren Pyramiden oder Kegel sind, oft sogar Nadeln. Gegen die zwischen beiden Ketten liegende Hochebene dacht sich die erstere terrassenförmig ab, die Binnenkordillere dagegen in fast gleichmäßiger Neigung. Endlich ist die Ostabdachung der Binnenkordillere schroffer als die Westabdachung der Küstenkordillere, welche nur auf den letzten 1000 m Höhe sehr steil ansteigt. Im nördlichen P. laufen vom Gebirgsknoten von Pasco fast parallel gegen N. drei Zweige der Andes aus: die Küstenkordillere, die mittlere und östliche Kette genannt, welche zwei sehr ausgedehnte Längenthäler einschließen, das des obern Marañon (das Thal von Tunguragua) und das des Huallaga. Südwärts von dem Knoten von Pasco ist dagegen das Gebirge in zwei Ketten gespalten, die sich weiterhin (13° südl. Br.) im Gebirgsknoten von Cuzco wieder vereinigen. Die zwischen denselben auf dieser Strecke liegende Region bildet ein allgemeines Plateau, das jedoch durch mehrere Querketten in größere Unterabteilungen zerfällt. Letztere sind: das Plateau von Junin oder Bombon (4400 m hoch), das von Huancavelica (3900-4200 m), das von Cangallo (3900 m) und das von Cotobamba. Der ausgedehnte Gebirgsknoten erstreckt sich südwärts bis zum 15.° südl. Br., wo er durch die hohe Querkette von Vilcanota (5300 m) begrenzt wird. Auf diesem Bergknoten liegt südöstlich das hohe Plateau von Quispicanchi, das vom obern Rio Vilcamayu durchflossen wird, und aus welchem der Nevado von Azungata hervorragt. Unter 15° südl. Br. spalten sich die Andes abermals in zwei Ketten, von denen die Küstenkette gegen SSO., wie bisher, weiter zieht, die Binnenkordillere dagegen, einen großen Bogen (Andes von Carabaya) gegen O. beschreibend, nach Bolivia übertritt und mit jener das 3800-4000 m hohe Plateau von Bolivia einschließt, in dessen nördlichen Teil das Becken des Titicacasees liegt, von welchem aber nur die nordwestliche Hälfte zum Gebiet von P. gehört. Die Region zwischen diesem Becken und der Küstenkordillere, Collao genannt, besteht aus Punas von 4600 m Höhe ohne tief eingeschnittene Thäler und gehört zu den ödesten Gegenden Perus. Gegen O. fällt das Gebirge durchgängig sehr steil ab gegen die Region der mit Urwald bedeckten Gebirgsausläufer (la Montaña) und der gleichfalls mit Wald überzogenen Ebenen, die sich bis zur Grenze von Brasilien erstrecken. In der Montaña finden sich scharfe Gebirgskämme (Chuchillas, "Messer") und zwischen denselben tief eingeschnittene Thäler. Die bedeutendste dieser Ketten ist die große Apurimackette, die zwischen 12 und 13° südl. Br. von der Binnenkordillere abzweigt, später nach N. streicht und sich unter 8° südl. Br. in das niedrige Flachland des Amazonenbeckens verliert. Die östliche Region ist fast ganz unbekannt und