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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pfannensäure - Pfau.

welches die als Zündkraut dienende Pulvermenge aufnimmt; in der Anatomie die tiefe, kugelig ausgehöhlte Gelenkgrube im Beckenknochen, welche den Kopf des Oberschenkels aufnimmt (vgl. Becken).

Pfannensäure, s. Schwefelsäure.

Pfannenstein (Salzstein), die feste Rinde, die sich in den Abdampfpfannen der Salzsiedereien beim Soggen ansetzt; enthält viel Kochsalz, auch Gips, schwefelsaures Natron etc.; auch s. v. w. Kesselstein.

Pfänner, diejenigen, welche Anteile (Pfannen, Koten) an einem Salzwerk haben und die Pfännerschaft bilden.

Pfannschmidt, Karl Gottfried, Maler, geb. 15. Sept. 1819 zu Mühlhausen in Thüringen, kam 1835 nach Berlin und bildete sich daselbst im Atelier Däges; dann arbeitete er mehrere Jahre unter Cornelius, dessen Richtung er treu blieb und im protestantischen Sinn weiter ausbildete. 1865 wurde P. zum Lehrer für Komposition und Gewandung an der königlichen Akademie der Künste in Berlin und zum Mitglied des Senats derselben ernannt. Von seinen durch Adel und Empfindung ausgezeichneten Werken sind hervorzuheben: Abendmahl in der Altarfläche der Schloßkirche zu Berlin; die Ausmalung der Apsis im Mausoleum zu Charlottenburg; die kirchengeschichtlichen Wandgemälde in der Schloßkirche zu Schwerin und in der Marienkirche zu Barth in Pommern; Altargemälde der St. Paulskirche in Schwerin, in Bentzin, Königsberg i. N., Schlobitten, Brandenburg etc.; Kartons zu Glasgemälde für die Nikolaikirche zu Berlin, den Dom zu Magdeburg, die Garnisonkirche zu Stuttgart. Hervorragender als in seinen Staffeleigemälden, welche an unharmonischer Buntheit des Kolorits leiden, war P. in seinen cyklischen Zeichnungen, in denen die edle Größe seiner Formenbehandlung und die Tiefe seiner echt religiösen Empfindung am reinsten zum Ausdruck gelangen. Die hervorragendsten sind: die Geschichte des Moses, das Wehen des Gerichts, die Geschichte des Propheten Daniel (1878, Berliner Nationalgalerie), das Vaterunser (1883, das.). Im J. 1884 erhielt er die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung. Er starb 5. Juli 1887 in Berlin.

Pfanzel, in Österreich sehr beliebte Speise aus schaumiger Butter mit Eiern, Mehl, Grieß, Semmel, Nudeln etc. mit einem Zusatz von gehacktem Fleisch oder gewiegter Leber nebst Gewürz. Der Teig wird in Butter gebacken. Die süßen Mehl- und Nudelpfanzeln kocht man nach dem Backen in Rahm oder Wein. Auch s. v. w. Pfannkuchen.

Pfarrbauern, s. Dotalen.

Pfarrer (v. neulat. parochus), in der katholischen Kirche der ordnungsmäßig berufene Priester (Presbyter), welcher bei einer Kirchengemeinde die Verwaltung des öffentlichen Gottesdienstes und der Sakramente zu besorgen und die Seelsorge zu führen hat. Der Bezirk, in welchem ihm diese Funktionen zukommen, heißt Pfarrei (Parochie). In der ältesten Kirche bestand das Einkommen der P. lediglich in freiwillige Gaben. Bald aber wurde es gebräuchlich, daß sie aus dem sich bildenden Kirchenamt (s. d.) fixe Einkünfte und nach Ausbreitung der christlichen Kirche unter heidnischen Völkern auch den Zehnten (s. d.) bezogen. Auch für Verachtung der Kasualhandlungen wurde Bezahlung (s. Stolgebühren) gewöhnlich. Dazu kamen noch von seiten der Landesherren Dotationen an Grundstücken und Zinsen. Wo diese Quellen heutzutage nicht mehr zureichen, nimmt man seine Zuflucht zu dem System der Kirchensteuern oder zum Zuschuß aus Staatsmitteln. In den nordamerikanischen Freistaaten ist das Einkommen der P. meist nur kontraktmäßig auf eine Reihe von Jahren festgesetzt. Der P. hatte ursprünglich zu beanspruchen, daß niemand neben ihm in seiner Parochie amtliche Funktionen ausüben durfte. Später jedoch wurde Ordensgliedern die Befugnis von den Päpsten zur Predigt und Seelsorge erteilt. Die evangelische Kirche sieht in dem P. nicht den durch bischöfliche Ordination (s. d.) mit Machtvollkommenheiten ausgestatteten Priester (s. Presbyter), sondern den minister Verbi divini; als solcher führt er den Namen Prediger, nach seinen Befugnissen als Seelsorger wird er Pastor (Hirt) genannt. Die Namen Oberpfarrer (Pastor primarius), Diakon, Prediger etc. besagen nicht eine Verschiedenheit geistlicher Befähigung, sondern bezeichnen nur einen Unterschied des Ranges. Auch in der evang. Kirche, insbesondere in den großen Städten, ist der Parochialverband vielfach durchbrochen.

Pfarrius, Gustav, Dichter, geb. 31. Dez. 1800 zu Heddesheim bei Kreuznach, studierte in Halle und Bonn Philologie, wirkte dann als Lehrer am Gymnasium zu Saarbrücken, seit 1834 als Oberlehrer (später mit dem Titel Professor) am Friedrich Wilhelms-Gymnasium zu Köln, bis er 1863 in den Ruhestand trat. Er starb 15. Aug. 1884. P. bewährte sich als einen liebenswürdigen und harmlosen Sänger der Naturschönheit, besonders der Waldlust, in den Gedichtsammlungen: "Das Nahethal in Liedern" (Köln 1863; 3. Aufl., Kreuzn. 1869), "Waldlieder" (Köln 1850, 3. Aufl. 1869) und "Gedichte" (neue Sammlung, das. 1860). Außerdem veröffentlichte er: "Karlmann", episch-lyrische Dichtung (Bonn 1844); "Trümmer und Epheu", Novelle (Köln 1852); "Zwischen Soonwald und Westrich", Erzählungen (Kreuzn. 1861 u. 1863); "Schein u. Sein", Erzählung (Braunschweig 1863); "Natur- und Menschenleben", Novellen (Düsseld. 1869).

Pfarrkirche, s. v. w. Parochialkirche, s. Parochie.

Pfarrkirchen, Bezirksamtsstadt im bayrischen Regierungsbezirk Niederbayern, an der Rott und der Linie Neumarkt a. d. Rott-Pocking der Bayrischen Staatsbahn, 370 m ü. M., hat 3 kath. Kirchen, ein Amtsgericht, Pferdemärkte und (1885) 2471 Einw.

Pfarrsubstitūt (Pfarrvikar), der stellvertretende Gehilfe eines an der Verwaltung seines Amtes durch Krankheit, Altersschwäche oder zeitweilige Suspendierung gehinderten Pfarrers.

Pfau (Pavo L.), Gattung aus der Ordnung der Scharrvögel und der Familie der Fasanen (Phasianidae), kräftig gebaute Vögel mit ziemlich langem Hals, kleinem, mit einem Federbusch geziertem Kopf, etwas dickem, auf der Firste gewölbten, an der Spitze hakig gekrümmtem Schnabel, kurzen Flügeln, hohen Beinen, beim Männchen gesporntem Fuß und langem, abgerundetem Schwanz dessen obere Deckfedern außerordentlich verlängert, mit Spiegelflecken geschmückt und aufrichtbar sind. Der Stammvater unsers Haustiers, P. cristatus L., bis 1,25 m lang, mit fast noch längerer Schleppe, auf Kopf, Hals und Vorderbrust purpurblau, goldig und grün schimmernd, auf dem Rücken grün, jede Feder kupferfarbig gerändert und muschelartig gezeichnet, auf den Flügeln weiß, schwarz quergestreift, auf der Rückenmitte tief blau, auf der Unterseite schwarz, an den Schwingen und Schwanzfedern nußbraun; die Federn, welche die Schleppe bilden, sind grün mit Augenflecken, die Federn der Haube nur an der Spitze gebartet. Das Auge ist dunkelbraun mit nacktem, weißem Ring, Schnabel und Fuß hornbraun. Die kleinere Henne ist am Kopf und Oberhals nußbraun; die Nackenfedern sind grünlich, weißbraun gesäumt, die Federn des Mantels