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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pflug; Pflugk-Harttung; Pflugscharbein; Pfordten

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Pflug - Pfordten.

und 2 Leuten ebensoviel wie 3 gewöhnliche Pflüge mit 12 Ochsen und 6 Leuten.

Klasse B. Pflüge zum Lockern des Bodens, ohne denselben zu wenden. 1) Untergrundpflüge zur Vertiefung der Ackerkrume und zum Auflockern des Untergrundes bis auf 36-40 cm. Eine an starker Griessäule befestigte doppelschneidige Schar lockert den Boden und gewirkt sehr gute Krümelung desselben. 2) Schälpflüge, zum Abschälen des Rasens, bei der Wiesenkultur in Anwendung, zuweilen auch zum Aufnehmen der obersten harten Erdkruste vor der eigentlichen Pflugarbeit. Sie sind ähnlich angeordnet wie gewöhnliche Pflüge, nur für sehr geringen Tiefgang (ca. 5-6 cm). 3) Drainpflüge. In neuerer Zeit nur noch wenig in Anwendung, bezwecken dieselben die Herstellung der Gräben für die Drainage, d. h. die unterirdische Abführung des überschüssigen Wassers im Boden. Sie erfüllen ihren Zweck nur höchst unvollkommen, da sie nicht zu der zur die Drainage erforderlichen Tiefe (1,25 m) die Gräben öffnen. Klasse C. Häufelpflüge. Zweck derselben ist, den Boden aus der Furche nach beiden Seiten aufzuwerfen, gegen die Pflanzen anzuhäufeln und das Unkraut in den Zwischenräumen der Reihen zu zerstören. Sie sind namentlich bei der Kartoffelkultur in Anwendung, um die im Wachstum begriffenen Pflanzen zu häufeln. An dem Pflugkörper ist eine doppelschneidige Schar und an jeder Seite ein Streichbrett angebracht. Es empfiehlt sich, die Häufelpflüge derart einzurichten, daß sie nach Abnahme der Streichbretter auch als Untergrundpflüge dienen können. Klasse D. Kartoffelhebepflüge, Geräte zum Ernten der Kartoffeln, Pflüge mit gitterartigen Doppelstreichbrettern, welche den Erdstreifen mit den Kartoffelknollen anheben. Die Erde fällt durch die Zwischenräume der Streichbretter hindurch, während die Knollen auf der Oberfläche deponiert werden. Vielverbreitet, aber immer nur mit zweifelhaftem Erfolg in Anwendung, da das Kraut häufig zu Verstopfungen Veranlassung gibt. Auch dieses Gerät wird häufig an einem Untergrundpflugkörper angebracht, ebenso wie die Streichbretter zum Ausheben der Rüben und Lockern des Bodens. Die auf der Tafel dargestellten Pflüge zeigen einige in neuerer Zeit vielfach verwendete Konstruktionen. Fig. 1. Amerikanische P., Steilwender mit Stelzrad. Fig. 2. Englischer P., Flachwender mit Rädern (kein eigentliches Karrengestell), von Howard in Bedford. Fig. 3. Österreichischer P., Steilwender mit Karre. Fig. 4. Eckertscher Rajolpflug, Ruchadloform mit sogen. Meißelschar. Fig. 5. Sackscher P., Übergang vom Steilwender zum Ruchadlo, mit Schälschar; für mittelschwere Böden der zur Zeit beliebteste P. Fig. 6. Kehrpflug von Sack, mit zwei vollständigen, um eine horizontale Achse drehbaren Pflugkörpern. Fig. 7. Dreischariger P., System Jefferies, von Eckert in Berlin. Fig. 8. Häufelpflug. Vgl. Perels, Handbuch des landwirtschaftlichen Maschinenwesens (2. Aufl., Jena 1880); Blomeyer, Die mechanische Bearbeitung des Bodens (Leipz. 1879); J. E. ^[James Edward] Ransome, Ploughs and ploughing (Edinb. 1865); Rau, Geschichte des Pflugs (Heidelb. 1845).

Pflug (Pflugk), Julius, kath. Theolog, geb. 1499, gehörte der vermittelnden Richtung des Erasmus an, ward Domherr in Mainz, Meißen und Naumburg und Geheimrat des Kaisers, der ihn unter anderm 1541 zum Kolloquium nach Regensburg sandte. Auch am zweiten Religionsgespräch daselbst 1546 war er beteiligt; seit 1547 Bischof von Naumburg, zu welchem Amt er schon 1541 vom Domkapitel (s. Amsdorf) erwählt war, bearbeitete er mit Helding und Agricola 1548 das Augsburger Interim (s. d.) und präsidiert 1557 dem Wormser Religionsgespräch. Er starb 1564. Vgl. Jansen, De Julio Pflugio (Berl. 1858).

Pflugk-Harttung, Julius von, Historiker, geb. 8. Nov. 1848, empfing seine Schulbildung in Hamburg, wurde Kaufmann daselbst und übernahm nach einer Reise nach Amerika ein eignes Geschäft. Nachdem er 1870-71 den Krieg in Frankreich mitgemacht, besuchte er die Universitäten Bonn, Berlin und Göttingen, ward 1876 Privatdozent für Geschichte in Tübingen und ist jetzt Professor in Basel. Er veröffentlichte: "Studien zur Geschichte Konrads II."; "Die Anfänge Kaiser Konrads II."; "Norwegen und die deutschen Seestädte bis zum Schluß des 13. Jahrhunderts" (Berl. 1877); "Diplomatisch-historische Forschungen" (Gotha 1879); "Acta Pontificum romanorum inedita. I. Urkunden der Päpste vom Jahr 748 (resp. 97, 590) bis 1198" (Tübing. 1879-88, Bd. 1-3); "Die Urkunden der päpstlichen Kanzlei vom 10.-13. Jahrhundert" (Münch. 1882); "Iter italicum" (Stuttg. 1883); "Perikles als Feldherr" (das. 1884). Für Grotes "Allgemeine Weltgeschichte" bearbeitete er das Mittelalter (Bd. 4, Berl. 1886 ff.).

Pflugscharbein, s. Schädel.

Pfordten, Ludwig Karl Heinrich, Freiherr von der, bayr. Staatsmann, geb. 11. Sept. 1811 zu Ried im Innviertel, widmete sich 1827-31 zu Erlangen und Heidelberg dem Studium der Rechte und ward 1833 Privatdozent in Würzburg, wo er 1834 zum außerordentlichen, 1836 zum ordentlichen Professor des römischen Rechts aufrückte und sich durch seine "Abhandlungen aus dem Pandektenrecht" (Erlang. 1840) auch in weitern Kreisen bekannt machte. Durch geistreichen Vortrag und Freisinnigkeit gewann er sich die Zuneigung der akademischen Jugend, machte sich aber hierdurch dem Ministerium Abel verdächtig, und 1841 erfolgte daher plötzlich seine unfreiwillige Versetzung als Appellationsgerichtsrat nach Aschaffenburg. 1843 ward er Professor an der Leipziger Universität. Im März 1848 wurde er als Minister des Auswärtigen in das sächsische Märzministerium berufen, nach dessen Entlassung P. im April 1849 nach Bayern zurückkehrte, um das Portefeuille des königlichen Hauses und des Auswärtigen, im Dezember 1849 aber zugleich das Präsidium im Gesamtministerium zu übernehmen. Als entschiedener Gegner der preußischen Hegemonie schloß sich P., der 1854 in den Freiherrenstand erhoben wurde, eng an die österreichische Politik an und betrieb die Wiederherstellung des alten Bundes sowie die Aufnahme Österreichs in den Zollverein. Die Triasidee, die Begründung eines "rein deutschen" Staatenbundes unter Bayerns Leitung neben Österreich und Preußen, war das Ziel seiner auswärtigen Politik. In der innern Politik aber schlug P. eine Richtung ein, die zu seinen 1848 geäußerten freisinnigen Ansichten oft in grellem Kontrast stand, was ihm von seiten der Liberalen heftige Angriffe zuzog. Insbesondere wurden bei den Landtagsverhandlungen von 1859 so dringende Beschwerden gegen seine Verwaltung erhoben, daß er sich veranlaßt sah, seine Entlassung einzugeben, welche 1. Mai vom König genehmigt ward. Am 13. Mai ward er zum bayrischen Bundestagsgesandten ernannt und entfaltete namentlich 1863-64 in der schleswig-holsteinischen Sache eine lebhafte Thätigkeit für die Ziele der Mittelstaaten und ihren Schützling, den Augustenburger. Seit Dezember 1864 wieder bayrischer Ministerpräsident,