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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Platte - Plattfuß.

Platte tritt als Base, Zwischenglied und Deckglied besonders in der antiken und Renaissancearchitektur auf, wobei sie mehr oder minder ausladet und in den meisten Fällen glatt und unverziert bleibt. Plättchen bilden die kleinsten Trennungsglieder von Haupt- und Zwischengesimsen, Sockeln u. dgl.

Platteise (Platessa), Fisch, s. Schollen.

Platten, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Joachimsthal, hoch im Erzgebirge gelegen, Sitz eines Bezirksgerichts, mit Bergbau auf Eisen, Zinn, Wismut und Braunstein, Fabrikation von Löffeln und Blechwaren, Handschuhen, Papier-, Kork- u. Farbewaren, Spitzenklöppelei und (1880) 2340 Ew.

Plätten (Platten, Bügeln), Glätten der feuchten Wäsche mit Hilfe eines heißen Metalls, des Plätteisens (Bügeleisens, Plättglocke). Dies schuhförmige Instrument muß innen auf dem Boden mit Rippen versehen sein, damit der glühende Bolzen (Stahl) nicht unmittelbar auf der Platte liegt und die Wäsche versengt. Zum Erhitzen der Bolzen dienen Plättöfen, in welchen man gleichzeitig mehrere Bolzen erhitzen kann. Um eine länger anhaltende, gleichmäßige Hitze zu erzielen, benutzt man auch hohe Plätteisen mit Rost, die mit glühenden Holzkohlen gefüllt werden. Nachteilig kann bei ihnen die Asche und der Kohlendunst werden. Beides vermeidet man bei Plätteisen, die eine Spirituslampe enthalten und so gedreht werden können, daß von Zeit zu Zeit die obere, durch die Flamme erhitzte Fläche nach unten kommt. Ähnlich sind die Gasplätteisen, welche durch einen langen Gummischlauch, den man an einem Brenner befestigt, mit Gas gespeist werden. Die Bügeleisen der Schneider bestehen aus einem massiven Eisenblock und werden so eingerichtet, daß sich der Griff leicht abnehmen und wieder einhaken läßt (amerikanische Plätteisen). Eine Plättmaschine besteht aus zwei eisernen, übereinander liegenden, mit Holzkohle heizbaren Trommeln, die, mit verschiedener Umfangsgeschwindigkeit sich drehend, so zusammengedrückt werden, daß die zwischen ihnen hindurchgeführten Wäschestücke gleichzeitig geplättet und getrocknet werden. Die Maschine plättet stündlich 200-250 m Wäsche, die nicht vorher gerollt zu sein braucht, eignet sich aber nicht für Gegenstände mit großen Knöpfen und vielen tiefen Falten. Die Glanzplätterei, welche der Wäsche das Aussehen neuer Ware gibt, wird vorteilhaft mit Plätteisen von besonderer Form und unter Anwendung gewisser Handgriffe ausgeführt. Auch benutzt man zu derselben ein mit Stearin oder Wachs versetztes Stärkemehl.

Plattenberg, Berg mit berühmten Schieferbrüchen im schweizer. Kanton Glarus (s. d.).

Plattenkalke, s. Kalkschiefer.

Plattenrüstung, die im 15. und 16. Jahrh. übliche Rüstung der Ritter, welche aus einzelnen Eisenplatten bestand, die sich den Körperteilen anschmiegten und zusammengenietet wurden.

Plattensee (ungar. Balaton), der größte See Ungarns, dehnt sich zwischen den Komitaten Zala, Veszprim und Somogy von SW. nach NO. aus, ist 76 km lang, 11-15 km breit, umfaßt 690 qkm (13,7 QM.) und liegt 130 m ü. M. Seine Tiefe ist sehr gering und wechselt von 4-11 m. Die stets bewegte Wasserfläche wird öfters durch Stürme gewaltig aufgeregt. Die Ufer sind nur im N. hoch, mit einer Reihe von Hügeln und vulkanischen Kegeln (an denen der vorzügliche Schomlauer Wein wächst), im S. flach und versumpft. Im W. tritt die Halbinsel Tihany mit steilen Ufern weit in den See hinein und teilt ihn in ein größeres, südliches und ein kleineres, nördliches Bassin. Durch den Fluß Sió und den Siókanal hängt er mit der Donau zusammen. Üppige Vegetation schmückt die Umgebungen, und viele Meilen weit dehnen sich Weinberge aus. Der P. nährt viele schmackhafte Fische, darunter den beliebten Fogas (Zahnstych). Die interessantesten Partien am See sind am Westufer der Badeort Füred (s. d.), unterhalb desselben auf der erwähnten Halbinsel die 1134 gestiftete Benediktinerabtei Tihany und am Westende der Markt Keszthely. Zwischen Füred und der gegenüber am Ostufer liegenden Bahnstation Siófok verkehrt ein Dampfschiff, längs des Ostufers dagegen die Südbahn (Budapest-Nagy-Kanizsa).

Platter, Thomas, Gelehrter, geb. 1499 bei Visp in Wallis von armen Eltern, diente in seiner Jugend als Ziegenhirt, kam zu einem Pfarrer in die Lehre, durchzog mehrere Jahre hindurch Deutschland als fahrender Schüler, wandte sich in Zürich der Zwinglischen Reformation zu, lernte aber dann das Seilerhandwerk und ward Seilergeselle in Basel, zugleich Professor des Hebräischen an der Universität. Später ward er zum Professor des Griechischen am Pädagogium und zum Korrektor in der Druckerei des Dr. Heerwagen ernannt. 1535 errichtete er eine eigne Druckerei nebst Buchhandlung in Basel, verkaufte aber 1540 das Geschäft, um die Leitung der städtischen Schule zu übernehmen. Seit 1578 in Ruhestand versetzt, starb er 1582. - Sein Sohn Felix P., geb. 1536, ward im Pädagogium zu Basel erzogen, studierte 1552-57 in Montpellier Arzneikunst, promovierte in Basel zum Doktor der Medizin, ward einer der angesehensten Ärzte, dessen Ruhm weit verbreitet war, 1571 Stadtarzt und zugleich Lehrer an der Universität und starb 1614. Beide haben Selbstbiographien (hrsg. von D. A. Fechter, Basel 1840, und von Heman, Gütersl. 1882) hinterlassen (die erste reicht bis 1572, die zweite bis 1559), welche für die Kulturgeschichte des Reformationszeitalters von Wichtigkeit sind. "Thomas Platters Leben" gab neuerdings auch Düntzer (Stuttg., Kollektion Spemann) heraus. Vgl. Boos, Thomas und Felix P. Zur Sittengeschichte des 16. Jahrhunderts (Leipz. 1878).

Platterbse, s. Lathyrus.

Platte River (Nebraska River), Fluß in Nordamerika, entspringt am östlichen Abhang der Rocky Mountains in zwei Armen, dem North Fork, der nach anfangs gegen N. gerichtetem Lauf die Hauptkette der Rocky Mountains durchbricht und sich gegen OSO. wendet, und dem South Fork, welche beide sich bei Platte City in Nebraska vereinigen, und mündet nach einem 1450 km langen Lauf unter 41° nördl. Br. in den Missouri. Der Fluß ist an vielen Stellen sehr seicht und kann nur zur Zeit des Hochwassers 300 km weit von seiner Mündung stromaufwärts mit Dampfbooten befahren werden.

Plattfische, s. v. w. Schollen.

Plattform (franz. plate-forme, engl. platform), ein hoher, oben flacher Gegenstand; namentlich nennt man so die platten Dächer, deren Neigung so gering ist, daß man auf denselben bequem einhergehen kann. Im politischen Sprachgebrauch der Amerikaner bedeutet P. auch s. v. w. Rednerbühne und, davon hergeleitet, ein politisches Parteiprogramm; so wird z. B. platform of labor die Forderung der Arbeiter genannt, wonach ein achtstündiger Normalarbeitstag eingeführt werden soll.

Plattfuß (Pes planus), Erkrankung des Fußes, wobei eine solche Abweichung desselben nach außen besteht, daß der innere Knöchel sehr hervorragt, tiefer steht, unter dem äußern Knöchel eine mehr oder