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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Poccetta; Poccetti; Pocci; Poch; Pocherz; Pochette; Pochetto; Pochkäfer; Pöchlarn; Pochwerke

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Poccetta - Pochwerke.

1860 erhielt er die Aufgabe, mehrere Großfürsten, auch den jetzigen Kaiser, in den juridischen Fächern zu unterrichten, und begleitete 1863 den Großfürsten Thronfolge Nikolai Alexandrowitsch auf dessen Reise durch Rußland. 1872 ward er Senator und Mitglied des Reichsrats und 1880 Oberprokurator des Heiligen Synods. Ein fanatischer Slawophile und Orthodoxer, übte er unter Alexander III. einen maßgebenden Einfluß auf seinen ehemaligen Schüler zu gunsten der orthodoxen Kirche sowie der Abkehr von allen freisinnigen Ideen und der Unterdrückung der fremden Nationen und Konfessionen aus.

Poccetta (spr. pottschétta), s. Quartgeige.

Poccetti (spr. pottschétti), eigentlich Bernardo Barbatelli, ital. Maler, geb. 1542 zu Florenz, lernte bei M. Ghirlandajo, ging dann nach Rom, wo er Raffaels Werke studierte und sich besonders in der Groteskenmalerei ausbildete, welcher seine besten Schöpfungen angehören. Nach seiner Rückkehr nach Florenz führte er religiöse Fresken in den Klöstern von Santa Maria Novella, Sant' Annunziata und San Marco aus. Doch liegt seine Bedeutung vornehmlich in seinen ornamentalen Malereien (Deckenarabesken in den Uffizien). Er starb 1612 in Florenz.

Pocci (spr. pottschi), Franz, Graf von, trefflicher Zeichner, Dichter und Musiker, geb. 7. März 1807 zu München, Sohn des aus Italien nach München gekommenen bayrischen Generals Grafen Fabricius P., widmete sich zu Landshut und München juristischen Studien, beschäftigte sich daneben auch, besonders seit er 1830 die Sinekure eines königlichen Zeremonienmeisters erhalten hatte, mit Zeichnen und trat mit mannigfache Beweisen eines glücklichen Talents hervor. König Ludwig I. und den damaligen Kronprinzen Maximilian begleitete er auf mehreren Reisen nach Italien. Seit 1847 war er als Hofmusikintendant thätig, bis er 1864 zum Oberstkämmerer ernannt wurde. Er starb 7. Mai 1876 in München. Außer mehreren kleinen Singspielen für Privattheater komponierte er eine Oper: "Der Alchimist", außerdem Sonaten, Gesangstücke etc. Als Dichter trat er zuerst mit "Dichtungen" (Schaffh. 1843), köstlichen "Jägerliedern" (Landsh. 1843; 2. Aufl., Leipz. 1854) und "Studentenliedern" (Landsh. 1845) auf; am bekanntesten aber ward er durch seine zahlreichen und trefflichen litterarisch-artistischen Produkte für die Kinderwelt. Wir erinnern an: "Rosengärtlein", Gebetbuch (Landsh. 1839; 3. Aufl., Regensb. 1868); "Allerneuestes Spruchbüchlein" (2. Aufl., Münch. 1876); "Lustiges Bilderbuch" (das. 1853); "Was du willst" (2. Aufl., das. 1876); "Lustige Gesellschaft" (das. 1867) u. a. Außerdem veröffentlichte er eine Reihe dramatischer Spiele für die Jugend, wie: "Dramatische Spiele" (2. Aufl., Münch. 1883); "Neues Kasperltheater" (Stuttg. 1855); "Lustiges Komödienbüchlein" (Münch. 1859-77, 6 Bde.) u. a.; die Volksdramen: "Gevatter Tod" (das. 1855), "Der Karfunkel", nach Hebel (das. 1860), und "Der wahre Hort, oder die Venediger Goldsucher" (das. 1861); ferner: "Der Landsknecht" (das. 1861); "Totentänze in Bildern und Sprüchen" (12 Blatt, das. 1862); "Namenbilder" (das. 1865); "Herbstblätter" (das. 1867); mit Reding: "Altes und Neues" (Stuttg. 1855, 2 Bde.) u. a. Auch lieferte er Radierungen zu Grimms "Deutschen Volksmärchen", Illustrationen zu Kobells "Schnadahüpfln", Andersens "Tales from Denmark", Gülls "Kinderheimat in Liedern", Löschkes "Kinderreimen", Hollands "Pfingstgrüßen", zum Birlingschen Kinderbuch "Nimm mich mit" u. a. Vgl. "Franz Graf P. als Dichter und Künstler" (Münch. 1877).

Poch (Pochen), Glücksspiel unter 3-6 Personen. Man braucht dazu ein Brett, welches die Einsätze für As, König, Dame, Bube, Zehn, Mariage, Sequenz und P. aufnimmt. Vor Beginn des Spiels setzt jeder Teilnehmer in jedes Feld des Brettes, den P. ausgenommen, eine Marke. Dann erhält jeder fünf Karten, und vom Talon wird Trumpf geschlagen. Hierauf sagt man an; wer As, König etc. in Atout hat, zieht ein, was auf dem betreffenden Felde des Brettes steht. Bei Sequenz schlägt die höhere die niedere und Atout die andern Farben; bei gleichen Sequenzen gewinnt die Vorhand. Wer König und Dame in Atout hat, zieht die Mariage ein. Ist eine Karte, bez. Kartenfolge, für die gesetzt wurde, nicht heraus, so bleibt der alte Satz stehen, und der neue kommt beim nächsten Spiel hinzu. Nach dem Ansagen kommt das Pochen. Wer ein "Kunststück" (zwei oder mehr gleiche Blätter) hat, darf sagen: "ich poche!" und dabei eine beliebige Zahl Marken in die Pochrubrik des Brettes setzen. Wer den Pocher mit einem bessern Kunststück überbieten zu können glaubt, sagt: "ich halte es!" und setzt die gleiche Markenzahl. Dann darf ein Dritter, Vierter etc. auch halten, und unter Erhöhung des Einsatzes darf jeder, vom Ersten angefangen, wieder "nachpochen". Wer dann nicht weiter halten will, gibt seinen ersten Satz verloren.

Pocherz, ärmere Erze, welche die Metallverbindungen in so feiner Verteilung enthalten, daß sie behufs der Ausbreitung auf Naßpochwerken gemahlen werden müssen.

Pochette (spr. -schett), s. Quartgeige.

Pochetto (ital., spr. pockétto), ein bißchen.

Pochkäfer, s. v. w. Klopfkäfer.

Pöchlarn, uraltes Städtchen in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft St. Pölten, an der Mündung der Erlaf in die Donau und an der Staatsbahn Wien-Linz (Abzweigung nach Gaming), mit Seilerwarenfabrik, Holzschwemme, Dampfsägen und (1880) 932 Einw.; aus dem Nibelungenlied als Bechelaren (die Burg Rüdigers) bekannt.

Pochwerke (Stampfwerke), Arbeitsmaschinen mit senkrecht fallenden Stempeln (Stampfen, Schießern), welche zum Zerpochen der Erze und Schlacken auf Gruben und Hüttenwerken und zu ähnlichen Zwecken benutzt werden. Sie bestehen in der Regel aus mehreren durch eine Leitung im Pochgerüst in aufrechter Stellung erhaltenen hölzernen oder eisernen Stempeln mit vorspringenden Ansätzen (Fröschen, Tatzen), welche durch eine horizontale Daumenwelle abwechselnd emporgehoben werden und beim Niederfallen die untergeschoben Körper zerkleinern. Der Schuh (Pocheisen) am untern Ende des hölzernen Stempels, meist fest, zuweilen langsam rotierend oder sich umsetzend, besteht bei den Erz-, Stein- und Schlackenpochwerken aus einem parallelepipedischen Stück Schmiedeeisen und wiegt mit dem Stempel gewöhnlich 100-150 kg. Er macht in einer Minute 50-60 Hübe von je 15-40 cm Höhe. Drei bis fünf Stempel (ein Satz) arbeiten zugleich in einem Pochtrog, einem von Pfosten umgrenzten Kasten, dessen Sohle (Pochsohle) aus Eisen oder aus fest zusammengestampften quarzigen Gesteinstücken besteht. Man unterscheidet Naß- und Trockenpochwerke. Auf den erstern werden die ärmern Erze, die sogen. Pocherze oder Pochgänge, unter Zutritt von Wasser gepocht, um die erfolgende Pochtrübe zu Schlieg zu verwaschen. Bei Trockenpochwerken, auf welchen die reichern Erze zerstampft werden, um sie unmittelbar dem Schmelzprozeß zu übergeben oder sie nach der Separation in Rättern oder Siebtrommeln durch die