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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Polizieren; Polizza; Polizzi Generosa; Poljakow; Polk; Polka; Polkette; Polko; Polkwitz

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Polizieren - Polkwitz.

Seiner kritischen Thätigkeit verdanken wir die Textrevision mehrerer Editiones principes sowie die berühmten "Miscellanea" (Flor. 1489 u. öfter). Bewunderung fanden die lateinischen Übersetzungen von Homers Ilias, Buch 2-5 (bei Mai, "Specileg. romanum", Bd. 2), des Historikers Herodian (Flor. 1490), des Epiktet (Fiesole 1497), des Kallimachos (hrsg. von Bandini, Flor. 1764). Als Muster historischer Darstellung gilt seine Geschichte der Verschwörung der Pazzi: "Pactianae conjurationis commentariolum" (Flor. 1478, Pisa 1800). Auch hat sich P. durch seine antiquarischen Forschungen zum römischen Recht verdient gemacht. Seine italienischen Poesien bestehen außer den genannten "Stanze" aus dem Schäferdrama "Orfeo" und einer Anzahl kleinerer Gedichte; sie wurden zusammen öfter herausgegeben, am besten durch Carducci (Flor. 1864). Seine "Prose volgare e poesie latine e grecche" gab Del Lungo (Flor. 1867) heraus. Die sämtlichen Schriften erschienen zu Venedig 1498 u. öfter, zuletzt Basel 1554. Vgl. Bonafous, De Politiani vita et operibus (Par. 1845); Mähly, A. Poliziano (Leipz. 1864); Del Lungo, Uno scolare dello studio fiorentino nel seculo XV (Flor. 1869); Piellat, Épitres d'A. Politien (Lyon 1874).

Polizieren (franz.), Polizei einführen und handhaben; in gute Ordnung bringen, bürgerlich sittigen, bilden; Polizist, ein zur Polizei Gehöriger.

Polizza (ital.), Zettel, insbesondere gedruckter Wechselkurszettel; Wechselbrief; Schein eines Notars über Protestierung eines Wechsels; Aktie und Aktienanteilschein; Aufsatz über einen Kontrakt; Frachtbrief über eine Schiffswarenladung; auch s. v. w. Police.

Polizzi Generosa, Stadt in der ital. Provinz Palermo (Sizilien), Kreis Cefalù, auf einem Sattel des Madoniagebirges, 917 m ü. M. gelegen, hat mehrere Kirchen mit bemerkenswerten Skulpturen, Wein- und Ölbau und (1881) 7108 Einw.

Poljakow, Iwan Semenowitsch, russ. Zoolog und Reisender, geb. 1846 in der Staniza Nowo Zuruchaitu in Transbaikalien, machte, meist im Auftrag der russischen Regierung, ausgedehnte Reisen im europäischen und asiatischen Rußland, erforschte 1865 das nordwestliche Ufer des Baikalsees, drang 1866 längs des Lenathals bis zum Olekmo-Witimskischen Gebirgsland und der Stadt Tschita vor und ging 1867 durchs Thal der Dschidda bis zur mongolischen Grenze. 1871 besuchte er den Onegasee und den Wodlo- und Kensee, 1873 den Latschasee und den Moginskischen See, 1874 die Seen im Quellgebiet der Wolga; dann forschte er bis 1879 am Onegasee, am Obfluß, im Kusnetjskischen Gebirgszug, auf dem Altai und an den Seen Alakul und Balchasch. Auch durchzog er Daghestan und Transkaukasien. Außer seinen Reiseberichten in den Nachrichten der Russischen Geographischen Gesellschaft und in den Denkschriften der Akademie in Petersburg schrieb P. "Reise nach der Insel Sachalin in den Jahren 1881-82" (deutsch von Arzruni, Berl. 1884).

Polk (spr. pohk), James Knox, elfter Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 2. Nov. 1795 in der Grafschaft Mecklenburg in Nordcarolina, siedelte mit seinem Vater, einem Farmer aus Irland, 1806 nach Tennessee über, bildete sich auf der Universität von Nordcarolina und praktizierte seit 1820 als Advokat. 1823 in die Gesetzgebende Versammlung seines Staats und im August 1825 zum Mitglied des Kongresses gewählt, that er sich als Führer der demokratischen Partei hervor und ward 1835 zum Sprecher des Hauses der Repräsentanten gewählt. Im März 1839 bewarb er sich als Gouverneur von Tennessee um die Präsidentenstelle, unterlag aber den Whigs. Dagegen stellte ihn im Mai 1844 die in Baltimore versammelte demokratische Konvention mit Erfolg als Kandidaten für die Präsidentschaft auf, welche er 4. März 1845 antrat. Er setzte den Krieg mit Mexiko energisch fort und gewann der Union im darauf folgenden Frieden Neumexiko und Kalifornien. Er starb bald nach seinem Rücktritt (4. März 1849) in Nashville 15. Juni d. J. Vgl. Chase, History of the administration of J. K. P. (New York 1850).

Polka, Tanz modernen Ursprungs, aus Elbeteinitz in Böhmen stammend, wo ihn ein Landmädchen, Anna Slezak, 1830 erfand, hat den Namen von dem in ihm waltenden Halbschritt (tschech. pûlka). Nachdem derselbe in Prag sowie 1840 in Wien und Paris Eingang gefunden, verbreitete er sich rasch über die Länder der zivilisierten Welt. Er wird nach sehr einfacher Musik im Zweivierteltakt getanzt und besteht aus 3-4 Reprisen zu 8, 12 oder 16 Takten. Die Bewegung ist ziemlich geschwind, doch weit langsamer als Galopp. Die Pas sind (l. = linker, r. = rechter Fuß): ^[img]

Durch Ballettmeister kamen unter Aufnahme einzelner Pas aus andern slawischen Tänzen mehrere Abarten der P. auf, so die P. hongroise, P. masurka, P. à la Polacca, die Schnellpolka u. a.

Polkette, s. Weberei.

Polko, Elise, geborne Vogel, Schriftstellerin, geb. 31. Jan. 1823 zu Leipzig, Schwester des Afrikareisenden Eduard Vogel, entwickelte frühzeitig Talent für Musik und Dichtkunst und nahm an dem höhern Musikleben ihrer Vaterstadt, dessen Mittelpunkt damals Mendelsohn bildete, thätigen Anteil. Nach einem Aufenthalt in Berlin und Paris (bei Garcia) betrat sie als Pamina und Zerline (Mozart) in Frankfurt die Bühne, zog sich aber nach ihrer Verheiratung mit dem Techniker Polko (gest. 1887) in Minden von derselben zurück und widmete sich fortan vorzugsweise der Schriftstellerei. Sie lebte mit ihrem Gatten seit 1881 zu Deutz am Rhein. Als Schriftstellerin bewegte sie sich zum Teil auf musikalischem Gebiet, so in den oft aufgelegten "Musikalischen Märchen, Phantasien und Skizzen" (Leipz. 1852-1872, 3 Reihen), dem Roman "Faustina Hasse" (3. Aufl., das. 1884), in "Die Bettleroper" (Hannov. 1864, 3 Bde.), "Alte Herren", Schilderungen der Vorläufer Bachs (das. 1866), "Verklungene Akkorde" (das. 1868, 3. Aufl. 1873), "Erinnerungen an Felix Mendelssohn-Bartholdy" (Leipz. 1868), "Niccolò Paganini und die Geigenbauer" (das. 1876), "Unsre Musikklassiker" (das. 1880), in den "Künstlermärchen" (das. 1879), "Neues Märchenbuch" (Minden 1884) u. a. Außerdem schrieb sie eine große Reihe von Romanen und Novellen (1861-78, 18 Bde.), Skizzen und Schilderungen sowie Schriften für die Kinderstube u. a., wovon wir nur die Romane: "Ein Frauenleben" (Leipz. 1854, 2 Bde.) und "Die Sabbatfeier" (2. Aufl., das. 1874, 2 Bde.) sowie das Buch "Unsre Pilgerfahrt von der Kinderstube bis zum eignen Herd" (8. Aufl., das. 1886) anführen.

Polkwitz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Glogau, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Waisenhaus, eine Zwangserziehungsanstalt, ein Amtsgericht, Weberei, Strumpfwirkerei, Horndrechslerei, Schuhmacherei, renommierte Bienenzucht und (1885) 2033 Einw.