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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pons - Pontanus.

Pons (spr. pongs), Louis, Kometenentdecker, geb. 25. Dez. 1761 zu Peyre (Departement Hochalpen), wurde 1789 Aufseher der Sternwarte zu Marseille, später Adjunkt des Direktors Gambart, 1819 Direktor der Sternwarte zu Marlia bei Lucca, 1825 der Sternwarte des Museums zu Florenz und starb 14. Okt. 1831. Von den 37 Kometen, die er von 1801 bis 1827 entdeckte, hat er auch viele berechnet.

Ponsard (spr. pongssār), François, franz. Dramatiker, geb. 1. Juni 1814 zu Vienne (Departement Isère), war für die juristische Laufbahn bestimmt, hatte aber größere Neigung zur Dichtkunst (1837 übersetzte er Byrons "Manfred") und schrieb unter dem Einfluß der von der Rachel in der klassischen Tragödie errungenen Triumphe ein Trauerspiel: "Lucrèce", welches bei der ersten Aufführung, 22. April 1843, einen glänzenden Erfolg davontrug. Die Überlieferungen der klassischen Zeit schienen wiedererstanden in der antiken Einfachheit der Handlung, der festen Charakterzeichnung und der tönenden Pracht der Verse; alles jubelte dem neuen Gestirn zu, und die "Burggrafen" Victor Hugos sahen leere Bänke. Fast auf gleicher Höhe stand die modernere Tragödie "Agnès de Méranie" (1846), während das gleichwertige Trauerspiel "Charlotte Corday" (1850) infolge der politischen Veränderungen abgelehnt wurde. Ganz mißlungen ist die Tragödie "Ulysse" (1852). Sein bestes Werk aber lieferte P. in dem satirischen Lustspiel "L'honneur el l'argent" (1853), dem die anmutige kleine Komödie "Horace et Lydie" (1850) voranging. Indem er hier das Laster der Zeit, die Gier nach Gold und Ehrenstellen, geißelte, fand er den Beifall aller ehrlichen Leute; auch die Akademie öffnete ihm ihre Pforten. Nicht geringern Erfolg hatte sein nächstes Lustspiel: "La bourse" (1856), während seine Trilogie "Ce qui plaît aux femmes" (1860), eine Schilderung des sozialen Elends und der Korruption, durchfiel. Schon krank, brachte er noch zwei Tragödien auf die Bühne: "Le lion amoureux" (1866), ein treues Bild der Sitten und Zustände unter dem Direktorium, und "Galilée" (1867), das reich an schwunghaften Stellen ist, aber schwächlich abschließt, indem Galilei aus Rücksicht für seine Tochter widerruft. P. starb 13. Juli 1867. Seine klassischen Stücke dürfen nicht zu hoch angeschlagen werden. Sie haben viele Fehler der altklassischen Schule, und es mangelt ihnen das Leben und der Schwung der Begeisterung; dazu sind sie nicht frei von romantischen Anwandlungen. Seine "Œuvres complètes" erschienen 1876, 3 Bde. Vgl. J. Janin, Franç. P. (Par. 1872).

Ponson du Terrail (spr. pongssong dü terráj), Pierre Alexis, Vicomte de, Romanschriftsteller, angeblich ein Nachkomme des berühmten Ritters Bayard, geb. 8. Juli 1829 zu Montmaur bei Grenoble, war zuerst für die Marine bestimmt, wandte sich aber bald aus Abneigung vor der Mathematik der Litteratur zu und entwickelte seit 1850 zu Paris eine ganz fabelhafte Thätigkeit auf dem Gebiet des Feuilletonromans, mit dem er mehrere Zeitungen zugleich versorgte. Der Katalog der französischen Buchhändler wies für die beiden Jahre 1858 und 1859 allein 63 Bände dieses unerreichten und sprichwörtlich gewordenen Vielschreibers auf. Daß hier kein künstlerischer Maßstab angelegt werden kann, ist klar, und wirklich übertreffen diese Werke an Oberflächlichkeit, Nachlässigkeit und Leichtfertigkeit so ziemlich alles Dagewesene; aber dennoch pulst unter allen Ungeheuerlichkeiten, deren diese Feder fähig ist, eine volkstümliche Ader, welcher allein der unerhörte Absatz vieler ihrer Produkte zuzuschreiben ist. P. starb 10. Jan. 1871 in Bordeaux.

Pontac (spr. pongtack), im vorigen Jahrhundert in Deutschland gebräuchlicher Name der Bordeauxweine nach einer Familie de P., welche große Weinberge in Médoc (Vigneau, Bommes) besaß.

Pontacq (spr. pongtack), Stadt im franz. Departement Niederpyrenäen, Arrondissement Pau, an der Ousse, hat Torfstiche, Gipsbrüche, Fabrikation von Ziegeln, Schafwollwaren und Leder und (1881) 2055 Einw. Die Umgegend baut guten Rotwein (Pontacq) von etwas herbem Geschmack.

Ponta da Lenha (spr. lénja), Ort im Congostaat, mit holländischer und englischer Faktorei auf einer Insel des Flusses, der hier bis auf 800 m zusammenschrumpft, aber noch für Schiffe größten Tonnengehalts befahrbar ist. Früher war P. der größte Ausfuhrhafen für Sklaven in Westafrika.

Ponta Delgāda, Distriktshauptstadt auf der Azoreninsel San Miguel, mit Hafen und (1878) 17,635 Einw. Vgl. Azoren.

Pontafel, Dorf im österreich. Herzogtum Kärnten, Bezirkshauptmannschaft Villach, am P.- oder Pontebbapaß (784 m hoch) und an der Fella gelegen, Grenzstation der Eisenbahn von Tarvis über P. nach Udine, mit Zollamt und (1880) 684 Einw., ist durch die Brücke über den Pontebarabach mit dem zur italienischen Provinz Udine gehörigen Dorf Pontebba, mit (1881) 1377 Einw., verbunden.

Pont à Mousson (spr. pongtamußóng), Stadt im franz. Departement Meurthe-et-Moselle, Arrondissement Nancy, an der Mosel und der Eisenbahn von Metz nach Nancy, hat eine zweitürmige gotische Kirche St.-Martin, eine schöne Promenade (Cours), eine Abtei Ste.-Marie (jetzt Seminar), ein Collège, eine Bibliothek, Nadelfabriken, Twistspinnereien, Gerbereien, Stickereien, Eisenwerke, Handel mit Eisen- und Stahlwaren, Holz etc. und (1886) 9810 Einw. Südöstlich von P. liegen die Ruinen des Schlosses Mousson mit alter Kapelle. - Die Stadt ist sehr alt und hat ihren Namen von der erwähnten Feste. 1354 zum Marquisat erhoben, erhielt der Ort 1444 Stadtrechte und ward 1571 Sitz einer Universität, die zwei Jahrhunderte bestand. P. ist der Geburtsort des Marschalls Duroc. Im Krieg 1870/71 war die Stadt als Übergangspunkt über die Mosel von Bedeutung.

Pontāno (Pontanus), Giovanni Gioviano, neapolitan. Staatsmann, Dichter und Geschichtschreiber, geboren im Dezember 1426 bei Cerreto, widmete sich in Perugia wissenschaftlichen Studien, wurde dann Sekretär des Königs Ferdinand I. von Neapel und 1486 Premierminister. Als Karl VIII. gegen Neapel vordrang, übergab P. dem Feinde die Schlüssel der Hauptstadt und wurde dafür mit Amtsentsetzung bestraft. Er starb im August 1503 in Neapel. Seine Schriften, die gesammelt 1556 zu Basel in 4 Bänden erschienen, und unter denen die "Historia neapolitana" hervorzuheben ist, zeichnen sich durch klassische lateinische Diktion aus. Sein Leben beschrieben Sarno (Neap. 1761) und Tallarigo (das. 1874).

Pontānus, 1) Johann Isaak, dän. Geschichtschreiber, geb. 21. Jan. 1571 zu Helsingör, woselbst sein Vater, ein Holländer, niederländischer Konsul war, studierte in den Niederlanden und war Professor der Geschichte am Gymnasium zu Harderwijk, als er 1618 zum dänischen Historiographen ernannt wurde, um die Geschichte Dänemarks zu schreiben. Doch kehrte er später nach Harderwijk zurück u. starb 6. Okt. 1639 daselbst. Sein Werk "Rerum danicarum historia" (Amsterd. 1631; Forts. [bis 1448], Flensb.