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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Prämaturität - Präneste.

Außerdem hat er über staatsökonomische und statistische Gegenstände geschrieben.

Prämaturität (lat.), vorzeitige Reife, Notreife; prämaturiert, verfrüht, übereilt, vorzeitig.

Prämeditation (lat.), Vorerwägung, Vorbedacht.

Prämie (lat. praemium, Belohnung, Vorteil), ein in mehrfachem Sinn gebrauchtes Wort. Zunächst bedeutet P. die für besondere Leistungen ausgelobte Auszeichnung. Als solche werden Prämien, namentlich in Form von Geldzahlungen, Ehrendiplomen, Medaillen etc., für den Wettbewerb in öffentlichen Ausstellungen, für Preisschriften, Konkurrenzarbeiten etc. ausgeschrieben und in der Regel nach den Aussprüchen eines Urteilsausschusses (Jury) erteilt. Die Arbeiterpolitik kennt ein Prämiensystem, welches darin besteht, den Arbeiter durch die Aussicht auf Gewährung besonderer Prämien neben dem Lohn zur Ersparung von Stoffen etc. oder zu Mehrleistungen anzureizen (vgl. Arbeitslohn, S. 759). Ausfuhrprämien haben den Zweck, die Ausfuhr zu fördern (vgl. Ausfuhr), während Einfuhrprämien die Einfuhr begünstigen sollen (vgl. Einfuhr). P. heißt ferner die Beigabe, welche dem Käufer im Lieferungsgeschäft für den Fall der vollständigen Erfüllung des Vertrags neben dem eigentlichen Gegenstand der Lieferung versprochen (z. B. Abbildungen als Beigaben zu Zeitschriften), Prämiengeld (Proxenetikum, Bonus) die Vergütung, welche zuweilen für den Abschluß eines Geschäfts gezahlt wird. In der Rechtssprache ist P. das ausbedungene Reugeld, durch welches sich bei Lieferungsgeschäften eine der beiden Parteien von Erfüllung des Vertrags befreien kann. Geschäfte, bei denen eine solche P. ausbedungen ist, heißen Prämiengeschäfte (vgl. Börse, S. 237, 238). Im Versicherungswesen ist die P. die Summe, welche vom Versicherten an den Versicherer für Übernahme des Risikos gezahlt wird (vgl. Versicherung), und Prämienreserve die Summe der seit Beginn einer Versicherung aufgespeicherten Überschüsse der Prämien über die Leistungen der Versicherer, welche dazu dienen, die später eintretende Unterbilanz zwischen Prämien und diesen Leistungen zu begleichen. Prämienversicherung nennt man im Gegensatz zur Gegenseitigkeitsversicherung diejenige Versicherung, bei welcher Dritte, gewöhnlich Aktiengesellschaften, gegen Zahlung fester Prämien ohne Rücksicht auf die Höhe des wirklich eintretenden Schadens die Versicherung übernehmen. Bei Lotterieunternehmungen und Verlosungen nennt man Prämien vielfach die gezogenen Gewinne und zwar entweder alle Gewinne oder einzelne Gewinne, für welche besondere vom allgemeinen Plan abweichende Voraussetzungen verlangt werden. Auch bei Lotterieanleihen, Prämienanleihen ist P. s. v. w. Treffer, Gewinn. Die über solche Anleihen angestellten Obligationen heißen Prämienscheine, Prämienlose, Prämienpapiere (vgl. Lotterie), dann werden bei Anleihen für frühzeitigere Einzahlungen Prämien gewährt. Endlich wird auch zuweilen im Effektengeschäft die Kurssteigerung als P. bezeichnet.

Prämisse (lat.), Vordersatz eines Schlusses (s. d.).

Praemissis praemitténdis (lat), mit Vorausschickung des Vorauszuschickenden (Titel etc.), in Zirkularen u. dgl. statt der Anrede; meist abgekürzt P. P.

Praemisso titulo (lat.), mit Voraussetzung des Titels; meist abgekürzt P. T.

Prämolaren (lat.), s. Molaren.

Prämonition (lat.), Vorerinnerung.

Prämonstraténser (lat., Norbertiner), Kongregation regulierter Chorherren, mit der Zeit eigentlicher Mönchsorden, gestiftet 1121 durch Norbert den Heiligen (s. d.), welcher auf einer Wiese im Wald von Coucy, im Sprengel des Bistums Laon, die ihm angeblich vom Himmel bezeichnet worden war (pré montré, pratum monstratum, "gezeigte Wiese"), seine ersten Anhänger in der verschärften Regel des heil. Augustin unterwies. Das Kloster Prémontre war das Stammkloster, und der Abt desselben war Ordensgeneral. In Deutschland hat sich der Orden namentlich um Verbreitung des Christentums in den wendischen Grenzländern verdient gemacht. Um 1500 war der Orden in 30 Provinzen über ganz Europa bis nach Syrien verbreitet. Die Reformation verringerte die Zahl seiner Klöster um mehr als die Hälfte. Die Ordensregel wurde 1630 revidiert. Die Prämonstratenserinnen, deren es schon bis 1150 etwa 10,000 gab, lebten mit den Mönchen in einem durch eine Mauer geschiedenen Doppelkloster. Der hierdurch veranlaßten Entsittlichung trat der Konvent des Prämonstratenserklosters Marchthal bei Konstanz 1273 entgegen. Gegenwärtig hat der Orden nur noch in Polen und Österreich einige Klöster. Vgl. Winter, Die P. des 12. Jahrhunderts (Berl. 1865).

Prämortal (lat.), dem Tod vorhergehend, z. B. prämortale Temperatursteigerung, eine Erhöhung der Körperwärme auf mehr als 42°, ein Zeichen des herannahenden Todes.

Pranckh, Siegmund, Freiherr von, bayr. Kriegsminister, geb. 5. Dez. 1821 zu Altötting, trat 1840 als Junker in das Leibregiment, im Februar 1841 als Unterleutnant ins Ingenieurkorps, ward 1849 Hauptmann im Generalquartiermeisterstab, 1852 Adjutant des Kriegsminister und Referent im Kriegsministerium, 1855 Major, 1859 Oberstleutnant, 1863 Oberst und Kommandeur des 3. Infanterieregiment Prinz Karl und 1865 Kommandeur des Leibregiments. 1866 machte er den Feldzug gegen Preußen mit, wurde 29. Juli Generalmajor, 1. Aug. Kriegsminister und Staatsrat und löste in vortrefflicher Weise die Aufgabe der Reorganisation des bayrischen Heers, wofür er im Mai 1868 zum lebenslänglichen Reichsrat ernannt wurde. Nach Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs 30. Juli 1870 zum Generalleutnant befördert, erwarb sich P. ein bedeutendes Verdienst durch die Umsicht und Energie, womit er die Verpflegung und Ergänzung der beiden bayrischen Armeekorps nach deren gewaltigen Verlusten leitete, und schloß die Versailler Verträge im großen Hauptquartier ab. In Anerkennung dieser Verdienste wurde er durch eine Dotation von 100,000 Thlr. aus der Kriegsentschädigung ausgezeichnet. Anfang 1875 zum General der Infanterie befördert, trat P. 18. März nach Lösung seiner Aufgabe zurück und starb 8. Mai 1888.

Pränéste, eine der ältesten Städte Latiums, 23 km östlich von Rom, von wo aus eine eigne Straße, die Via Praenestina, nach ihr hinführte, auf und an einem schroffen Felsen gelegen, war zuerst latinische Bundesstadt, stand aber schon um 500 v. Chr. auf seiten der Römer. Von 383 bis 379 und im Latinerkrieg lag P. mit Rom im Kampf, bewies sich aber in den Kriegen gegen Pyrrhos und Hannibal als dessen treuer Bundesgenosse. 82 eroberte Sulla die auf Marius' Seite stehende Stadt, gab sie der Plünderung preis und ließ den größten Teil ihrer Bewohner niedermachen. Ihre Befestigungen mit Ausnahme der Burg wurden geschleift und eine Militärkolonie dorthin gelegt. Bei den spätern Römern war P. als Sommeraufenthalt sehr beliebt. Berühmt war ihr mit Orakel verbundener Fortunatempel, auf dessen Fundamenten die heutige Stadt Palestrina steht.